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037 - Das Geheimnis der Knochengruft

037 - Das Geheimnis der Knochengruft

Titel: 037 - Das Geheimnis der Knochengruft
Autoren: Larry Brent
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es war, als kämpfe sie gegen einen Schatten.
    Da gelang es ihr, die Hände in den schwarzen Schleier zu krallen, so dass
der dicht gewebte Stoff verrutschte. Der Unbekannte machte eine blitzschnelle
Drehung um die eigene Achse und entwand sich so dem Zugriff, konnte aber nicht
mehr verhindern, dass der Schleier zerriss. Helle Haut und ein Teil des rechten
Handrückens wurden sichtbar.
    Das konnte nicht wahr sein! Diese Bilder mussten Szenen aus einem Alptraum
entstammen!, dachte Yvette.
    Unter dem aufgerissenen Schleier war nicht nur die helle Haut, sondern auch
der blanke Handknochen und die Knöchel der Finger, über denen das Fleisch
fehlte, zu sehen.
    Der Unheimliche zog kreischend seine Hand zurück.
    Yvette drehte sich herum und rannte den Weg zurück den sie gekommen war,
verfing sich dabei in einer klebrigen Liane, löste sich mit einer heftigen
Bewegung und stürzte weiter.
    Sie wusste, dass das Wesen direkt hinter ihr war, fühlte die Erschütterung
der Schritte und hörte den röchelnden Atem.
    Vor ihren Augen drehte sich alles.
    Woher kam das geheimnisvolle Ding? Yvette brachte es nicht fertig, dem
rätselhaften Eindringling die Bezeichnung Mensch zu geben. Alles in ihr sträubte sich, wenn sie daran dachte, aus welchem
Grund der Fremde den schwarzen Schleier trug. Nicht nur über den Armen – auch
über Schultern und Kopf.
    Taumelnd erreichte sie die Tür, durch die sie in das seltsame Treibhaus
gekommen war, riss sie auf und rannte durch einen modrigen Keller. Krampfhaft
hielt sie die Taschenlampe umfasst und fühlte, wie ihre Finger taub wurden.
Ohne dass es ihr bewusst wurde, bewegte sie die linke Hand, spreizte die Finger
und warf einen flüchtigen Blick auf ihren Handrücken. Im Licht der Taschenlampe
sah sie, dass sich die Haut ihrer Finger merkwürdig verändert hatte. Sie war
weiß und weich, und es schien, als würde sie vom Knochen zurückweichen!
    Schweiß perlte auf Yvettes Stirn, und eine unbeschreibliche Angst erfüllte
sie.
    Sie hätte nicht sagen können wie, aber sie erreichte das Innere des
Empfangsraumes, stürzte die Treppen hoch und schlug die Tür hinter ihrem
Schlafzimmer zu.
    Ihr Herz pochte rasend und das dünne Nachtgewand unter dem Morgenmantel
klebte an ihrem Körper. Mit einer mechanischen Handbewegung knipste sie die
kleine Nachttischlampe an. Ihr Blick fiel in den Spiegel, der auf dem
Toilettentisch stand – und das Grauen schnürte ihr die Kehle zu.
    Ihre hohen Wangenknochen, die ihrem aparten Gesicht einen besonderen Reiz
verliehen hatten, waren zu einem Attribut der Hässlichkeit geworden. Bleich,
hart und vollkommen bloß zeigten sich die ersten Stellen, die Haut hatte sich
an manchen Partien – wie mürbes Fleisch vom Haken – abgelöst.
    Auf einmal erklang ein Geräusch vor der Tür.
    Der Schlüssel, der von innen steckte, bewegte sich und fiel leise auf den
Teppich. Dann drehte sich von außen ein anderer Schlüssel im Schloss.
    Yvette sprang auf, schrie wie von Sinnen und rannte in Panik auf den
Balkon. Dabei verhedderte sie sich in dem Vorhang und stürzte zu Boden.
    Auf allen vieren kroch sie auf die Balkonbrüstung. Es wurde ihr nicht
bewusst, dass sie an den groben Steinquadern nach unten kletterte, obwohl dort
im Park fünf Bluthunde frei herumliefen.
    Mit Einbruch der Dunkelheit ließ der Vicomte de Moulliere stets die
gefährlichen Tiere frei, damit sie das Grundstück bewachten. Er liebte es
nicht, wenn Fremde, Herumstreicher und Bettler, aber auch mancher Neugierige,
der sich für seine Forschungen interessierte, sich seinem Besitz näherte. Die
Hunde hielten jeden auf Distanz. Große Schilder an den Wänden und den Toren
machten eventuelle »Besucher« darauf aufmerksam, worauf sie sich einließen,
falls sie es doch nicht unterlassen konnten, einen neugierigen Blick auf die
andere Seite der Mauer zu werfen.
    Doch Yvette Revlon verschwendete daran keinen Gedanken. Sie war nur noch
ein Schatten ihrer selbst. Es war, als hätten die Ereignisse der letzten
zwanzig Minuten ihr Leben von Grund auf verändert.
    Längst hatte sie begriffen, dass es für sie keine Rettung mehr gab. Die
Symptome, unter denen sie seit wenigen Minuten litt, waren eindeutig. So wagte
sie es nicht, noch einen Blick auf ihre Hand zu werfen. Aber sie fühlte, wie
das Fleisch zurückwich, wie ihre blanken Knochen freigelegt wurden.
    Der Kontakt mit der geheimnisvollen Gestalt im Treibhaus hatte einen
unheimlichen Prozess in Gang gesetzt.
    Yvette verlor den Halt, als sie noch knapp
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