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0368 - Samarans Todeswasser

0368 - Samarans Todeswasser

Titel: 0368 - Samarans Todeswasser
Autoren: Jason Dark
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bekam einen roten Kopf. Jetzt mußte sie bei ihrer vielen Arbeit noch die Scherben aufsuchen.
    »Konnten Sie sich nicht vorsehen?« zischte sie, als sie sich bückte und den Mann von unten her anschaute.
    Der erwiderte ihren Blick. Die Bedienung hatte noch etwas sagen wollen, doch als sie in die Augen des Gastes schaute, rann ein Frösteln über ihren Rücken, und ihr wurde plötzlich ganz anders.
    Sie lächelte sogar und meinte: »Das kann ja jedem mal passieren.«
    Der andere nickte nur, stellte seinen Kragen hoch und schritt zum Ausgang, wo er die Tür so heftig aufriß, daß Schneegestöber in den Raum Wirbeln konnte. Eine Sekunde später war der seltsame Gast verschwunden, wie ein Spuk in der Nacht.
    Die Kellnerin befand sich noch immer in der Hocke. Sie war blaß geworden. Das stellte auch einer der Gäste fest. Er hielt das Mädchen fest.
    »Was hast du denn, Süße? Ist dir etwas auf den Magen geschlagen?«
    »Ja.«
    »Und was?«
    Das Mädchen schüttelte sich. »Der letzte Gast. Der… der hat mich so komisch angesehen.«
    »Bei deiner Figur…«
    »Nein, du Idiot, so war es nicht. Ich hatte das Gefühl, als würde mich kein Mensch anschauen, sondern der Teufel. Verstehst du, der Teufel!«
    Der Gast verstand. Dennoch blieb auch bei ihm ein ungutes Gefühl zurück, und er bestellte sich hastig einen Schnaps.
    Inzwischen hatte sich der andere auf die Suche nach einem Taxi gemacht. In London fahren rund 80 000 Taxen. Es ist normalerweise kein Problem, einen Wagen zu finden, bei dem Schneetreiben mußte er allerdings suchen.
    Als er schließlich im Fond des Fahrzeugs hockte, atmete er zum erstenmal auf. Sein Ziel war der größte Londoner Bahnhof, Victoria Station. Dort stieg er auch aus.
    Eine halbe Stunde später hatte ihn das Bahnhofsgebäude verschluckt. Viele Menschen warteten auf ihre Züge, manche wollten sich auch nur aufwärmen, das war dem Mann egal. Er kämpfte sich durch zu einem der zahlreichen Schalter und löste eine Karte. Im Auge hatte er ein bestimmtes Ziel.
    Da würden sich einige wundern.
    Über eine Stunde mußte er noch warten, bevor er in den Zug steigen konnte. Die bullige Wärme eines Abteils nahm ihn auf. Es roch noch nach Rauch und feuchter Kleidung.
    Er stellte sich ans Fenster und schaute zu, wie sein Atem gegen die Scheibe schlug. Unbewegt blieb sein Gesicht dabei. Erst als der Zug abfuhr, umspielte ein hartes Grinsen seine Lippen.
    Jetzt konnte ihn niemand mehr stoppen. Er würde durchfahren und seinen neuen Plan in die Tat umsetzen.
    Seine Feinde sollten zittern, wenn sie davon erfuhren. Sie würden auch zittern, denn sein Name war für sie so etwas wie der Trompetenklang für Jericho.
    Der Mann, der sich mit schrecklichen Gedanken beschäftigte und einige Wochen Zeit brauchte, um diese in die Tat umzusetzen, besaß einen Namen, der etwas fremdländisch klang und bei gewissen Personen einen Schauer der Angst auslöste.
    Er hieß Akim Samaran!
    ***
    An den Hängen lag noch der Schnee. Dick, manchmal grau gefärbt, an einigen Stellen noch mit dem frischen Weiß des ersten Tages versehen. Auch auf den Dächern hatte sich die weiße Pracht ausgebreitet. Von Frühling keine Spur.
    Nur die Hauptstraßen der kleinen schottischen Ortschaft Lauder waren von der weißen Pracht befreit worden, damit auf den manchmal ziemlich steilen Wegen wenigstens die Fahrzeuge frei durchkamen.
    Viele Bewohner von Lauder wohnten nun mal an den Hängen.
    Dort hatten sie ihre Häuser gebaut, und von der normalen Straße führten jeweils Stichwege zu den Bauten.
    Auch zu dem alten Haus auf einem großen Grundstück führte eine solche vom Schnee befreite Straße. Einige Lampen leuchteten an den Außenwänden und verbreiteten einen rötlichgelben Schein.
    Im Haus selbst waren nicht alle Fenster erleuchtet, nur die im Erdgeschoß, wo mehrere Zimmer von der großen, mit Holz ausgelegten Diele abzweigten.
    In einem Raum saß die ältere Frau. Sie war allein, denn ihr Mann war unten im Dorf. Er hatte an diesem Tag seinen Stammtisch. Die Honoratioren von Lauder trafen sich einmal in der Woche, um über die Probleme des Ortes und die große Politik zu sprechen. Manchmal erhitzten sich die Gemüter, denn es ging auch um Sport oder um die Kirche, wenn der Pfarrer dabei war.
    An einem Freitag trafen sie stets zusammen, und die meist älteren Männer betrachteten dies als den großen Wochenabschluß.
    Mary Sinclair seufzte, als sie daran dachte. Wieder einmal war sie allein, und wieder einmal dachte sie darüber nach,
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