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0367 - Der Boß läßt seine Meute los

0367 - Der Boß läßt seine Meute los

Titel: 0367 - Der Boß läßt seine Meute los
Autoren: Der Boß läßt seine Meute los
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könnte einer im Kopf behalten, siebzig neue Kennzeichen jeden Tag?«
    »Okay, okay. Schickt mir die Durchschrift der neuesten Liste rüber in mein Office.«
    »Wir geben jeden Vormittag um 11 Uhr die Liste mit dem neuesten Stand heraus. Ihre Abteilung kriegt die Liste automatisch, Lieutenant. Ich würde mich mal drum kümmern, in welchem Papierkorb sie täglich verschwindet.«
    »Danke«-,- sagte Kendly. »Vielen Dank für die Blumen.« Er unterbrach die Verbindung und rief die Vermittlung. »Seht in den Telefonbüchern von allen fünf Stadtbezirken nach, wo es einen Mann namens Rucci gibt«, bat er. »Wenn es mehrere geben sollte, macht mir eine Liste und schickt sie mir umgehend in mein Büro.«
    Er machte noch einen Zug an seiner Zigarette und drückte sie in dem Kristallaschenbecher aus, den er aus Chicago mitgebracht hatte. Nachdenklich betrachtete er das schwere Kristallstück.
    Der Lieutenant tupfte sich deh Schweiß aus dem Gesicht. Die schwüle Hitze machte einen fertig. Man sollte die Arbeit liegen lassen bis morgen. Morgen war auch noch ein Tag. Niemand verlangte von ihm, dass er um diese Zeit noch im Office saß und sich Gedanken machte. Man sollte sich eine Badehose anziehen und an irgendeiner dunklen Stelle in den Hudson springen. In die dreckige Brühe des Hudson River. Wenigstens musste sie kühler sein als diese schwüle, stickige, unbewegliche Luft in der großen Dunstglocke über New York.
    Er ging ins Vorzimmer, schaltete das Licht ein und begann, in den Aktenregalen zu suchen. Rundschreiben von allen erdenklichen Dienststellen. Akten von Fällen, die zur Bearbeitung anstanden. Mitteilungen aus der Fahndungsabteilung, Hinweise von der Staatspolizei, Berichte und Aktennotizen vom Betrugs-Dezernat, von der Unfall-Abteilung, von der Spezial-Abteilung für Bomben und Höllenmaschinen, vom Diebstahl-Dezernat - und da, endlich, die Mappe mit den Rundschreiben vom Dezernat, das für die Kraftfahrzeug-Diebstähle zuständig war. Kendly klemmte sie sich unter seinen Arm und kehrte in sein Büro zurück. Er hatte sich gerade gesetzt, als das Telefon klingelte.
    »Kendly«, sagte er.
    »Wir haben nur einen Rucci gefunden, Lieutenant. Altwarenhändler in Manhattan. Vorname Tonio.«
    Altwaren, dachte Kendly. Also auch Schrott. Wahrscheinlich auch Autowracks. Man kann nie wissen. So häufig wird der Name Rucci nicht sein. Carlo Rucci und Tonio Rucci. Vielleicht sind sie verwandt?
    »Geben Sie mir die Adresse«, sagte er und zog einen Notizblock heran. Er schrieb und bedankte sich.
    Gar nicht weit von hier, dachte er. Dann schlug er die Mappe vom Kraftfahrzeugdiebstahl-Dezernat auf und blätterte. Er suchte die jüngste Liste mit den Kennzeichen aller in New York gestohlenen Kraftfahrzeuge heraus. Die Liste enthielt die Meldungen aus den letzten drei Monaten. Kendly steckte die Liste ein, knipste das Licht aus und verließ sein Büro. Bevor er nach Hause fuhr, um in dieser Temperatur den aussichtslosen Versuch zu unternehmen, ein paar Stunden zu schlafen, wollte er sich ansehen, .wo der Altwarenhändler Tonio Rucci residierte.
    ***
    »Da siehst du, Joe«, sagte der kleine Jimmy, als er zusammen mit seinem dunkelhäutigen Freund von einem FBI-Wagen an einer Ecke der Houston Street abgesetzt worden war, »da siehst du, dass es manchmal sehr wichtig ist, wenn Kinder fernsehen.«
    Der Angesprochene runzelte die Stirn.
    »Wie meinst du das, Jimmy?«, fragte er.
    »Wenn ich nicht noch das TV-Gerät eingeschaltet hätte, als du mich schon zu Bett schicken wolltest, hätte ich nicht erfahren, dass die Polizei nach dem Buick sucht, den ich gesehen habe. Und wenn ich das nicht erfahren hätte, wüsste jetzt die Polizei nicht, was für einen Mann sie suchen muss. Und wenn die Polizei das nicht wüsste, könnte sie ihn nicht suchen. Wenn sie ihn nicht suchen kann, kann sie ihn auch nicht finden. Wenn sie ihn nicht finden, macht er womöglich noch mehr Dummheiten und…«
    »Hör auf, Jimmy!«, lachte der große Farbige. »Wenn deine Eltern zu Hause wären und ich nicht den Babysitter zu spielen brauchte, lägst du jetzt längst im Bett!«
    »Babysitter«, wiederholte der Kleine beleidigt. »Baby! Bin ich ein Baby? Ich bin schon acht Jahre - fast acht. Rex, komm her, du sollst nicht allein auf die Straße laufen!«
    Mit seinen kleinen Fingern fuhr er dem Schäferhund ins Fell. Hechelnd trottete das große Tier neben dem kleinen Jungen her. Sie hatten die Ecke erreicht, wo Joe tagsüber seinen Schuhputzstand aufzubauen
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