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0367 - Der Boß läßt seine Meute los

0367 - Der Boß läßt seine Meute los

Titel: 0367 - Der Boß läßt seine Meute los
Autoren: Der Boß läßt seine Meute los
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pflegte.
    »Ich muss mir noch Zigaretten besorgen«, sagte der Mann. »Willst du schon rein, oder kommst du noch mit bis zur nächsten Ecke?«
    »Ich bin noch nicht mü…«, sagte der kleine Junge, brach aber mitten im Wort ab und tastete aufgeregt nach der Hand des Farbigen. »Joe«, flüsterte er, »Joe, sieh doch mal!«
    Durch die Houston Street floss der Verkehr wie am Tag. Der Farbige beobachtete die endlosen Autoschlangen auf den Fahrbahnen, zuckte die Achseln und erwiderte verständnislos: »Was ist denn, Jimmy? Irgendwas nicht okay?«
    »Der Mann!«, raunte der Kleine tonlos. »Den Mann von heute früh!«
    Der Farbige schluckte. Plötzlich saß ihm etwas in der Kehle. Er räusperte sich und sah sich noch einmal um.
    »Meinst du den Mann, den du in dem Buick gesehen hast?«, krächzte er heiser.
    »Ja«, flüsterte der Kleine so leise, dass es Joe kaum verstehen konnte. »Er ist gerade drüben zur Einfahrt reingegangen, genau wie heute früh.«
    »Ich habe ihn nicht gesehen, Jimmy.«
    »Du passt ja auch nicht auf«, meinte der Kleine. »Ich habe ihn genau gesehen. Gerade wie er in die Einfahrt reinhuschte, fiel das Licht von einem Auto auf ihn. Er hat immer noch die Cowboy-Hosen an, Joe. Ich habe ihn ganz genau gesehen.«
    Sie waren stehen geblieben und unterhielten sich flüsternd.
    »Was machen wir denn jetzt?«, murmelte der Schuhputzer und rieb sich über das eckige Kinn.
    »Die Polizei anrufen«, sagte der Kleine nüchtern. »Das ist doch klar! Ich bleibe mit Rex hier und passe auf, ob er wieder herauskommt. Ich verstecke mich mit Rex hier im Hausflur, da kann mich niemand sehen. Und du gehst vor zur Ecke, wo du immer dein Bier trinkst, wenn du Feierabend machst. Ruf die Polizei an, Joe! Das FBI! Und sag, sie sollen sich beeilen!«
    »Ja, Jimmy«, erwiderte Joe und fuhr sich über die Stirn. »Vielleicht hast du recht. Ich werde mich beeilen. Aber dass du mir ja hier im Hausflur bleibst, Jimmy! Verstanden? Bleib mit Rex hier!«- »Sicher«, murmelte der Junge, und wenn Joe nicht so aufgeregt gewesen wäre, hätte er vielleicht den unentschiedenen Ton gehört, mit dem der Junge antwortete. So aber setzte sich Joe hastig in Bewegung.
    Jimmy kauerte sich auf die oberste Stufe und legte seinen kleinen Arm um den Hals des Hundes, der sich gehorsam neben ihn gesetzt hatte. Jimmys Atem ging schneller, und er lauschte auf Joes Schritte, die bald in der Ferne verklangen. Lange Zeit - jedenfalls kam es Jimmy lange vor - regte sich nichts. Draußen auf der Straße rollten mit leisem Summen die Autos vorbei, und jedes Mal, wenn eines auf der anderen Seite nahe genug heran war, glitt für eine halbe Sekunde das Licht seiner Scheinwerfer in die Einfahrt hinein und riss den gähnenden Schlund zwischen den beiden großen Hochhäusern aus der nächtlichen Finsternis.
    Dann aber fuhr Jimmy auf. Drüben fuhr ein Auto viel langsamer als alle anderen. Es rollte dicht an den Bordstein heran und hielt.
    Jimmy sah, dass zwei Männer ausstiegen. Aber während er es sonst gewöhnt war, dass Leute, die aus einem Auto ausstiegen, die Türen lässig hinter sich zuschlugen, drückten diese beiden Männer die Türen sehr leise zu, so leise, dass man es nicht hören konnte.
    Toll!, dachte Jimmy. Die wollen nicht, dass er sie kommen hört. Aber -er runzelte die Stirn und fuhr sich durch sein Haar -, aber das können doch noch nicht die G-men sein! Joe ist doch gerade erst zum Telefonieren gegangen. Jimmy fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen.
    Der G-man hat gesagt, ich soll den Mann festhalten, dachte er, wenn er mir wieder begegnet. Vielleicht sind die beiden Männer, die gerade gekommen sind, auch Gangster und wollen ihn abholen, um mit ihm zu verschwinden. Aber der G-man hat gesagt, ich soll ihn festhalten. Und ich habe es ihm versprochen.
    ***
    Barfuß, wie er war, gelang es Jimmy mühelos, die Straße zu überqueren, ohne auch nur das leiseste Geräusch zu verursachen. Und vom weichen Gang des Hundes konnte auf dem warmen Asphalt ohnedies kein Lärm entstehen. Jimmy kam mit seinem Begleiter lautlos wie ein Gespenst auf der anderen Straßenseite an. Er schlich bis zur Ecke, blieb stehen und schielte vorsichtig in die Einfahrt hinein.
    Ungefähr in ihrer Mitte pendelte der Lichtkegel einer Taschenlampe hin und her. Der Junge duckte sich so tief, dass sein Kinn das Fell des Hundes berührte. Der strenge Duft der Hundehaare stieg ihm in die Nase, aber er spürte ihn nicht. Atemlos sah er hinter den beiden Männern
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