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0364 - Shimadas Höllenschloß

0364 - Shimadas Höllenschloß

Titel: 0364 - Shimadas Höllenschloß
Autoren: Jason Dark
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gehorchte. Seine Bewegungen waren sehr langsam. Daran trug nicht er die Schuld, sondern der Druck des Dämons Shimada.
    Dessen Kontrolle blieb bestehen.
    »Aufstehen?« fragte Yakup.
    »Nein, du sollst dich hinknien. Ich werde neben dich treten wie ein Scharfrichter und dir den Schädel vom Rumpf schlagen. Vielleicht lasse ich dich noch als Torso herumlaufen und gebe deinen Kopf einem Vogel. Es sind die schlimmsten Qualen, die man überhaupt erleiden kann.«
    Yakup glaubte fest daran, daß Shimada nicht übertrieben hatte. So etwas brauchte er nicht.
    Also drehte er sich herum. Sehr schwerfällig weiterhin, und das brauchte er nicht einmal zu spielen, da ihn der Blick des Dämons auch weiterhin erfaßte.
    Auf Hände und Knie gestützt, verharrte er. Sein Kopf war ein wenig nach vorn gesunken, was Shimada nicht paßte.
    »Heb den Schädel wieder an!«
    Auch das tat Yakup. Er merkte gleichzeitig, daß seine Psyche wieder frei geworden war und reckte den Oberkörper hoch. Die Hände hatte er jetzt frei. Seine Finger verschwanden zwischen den Falten des Gewandes. Ob Shimada es registriert hatte oder nicht, war Yakup nicht bekannt, denn der Dämon redete nicht davon.
    Er stand an Yakups linker Seite. Vorsichtig schielte der Türke in diese Richtung. An der Haltung konnte er erkennen, ob Shimada sein Schwert bereits angehoben hatte.
    Auch Yakup wußte über das Ritual des Köpfens Bescheid. Es gab da genaue Vorschriften, so mußte der Griff des Schwertes mit beiden Händen angefaßt werden, um die Klinge so wuchtig wie möglich nach unten rasen zu lassen, da jeder Henker nur einen Schlag hatte.
    Wenn jemand die Arme hebt, verändert sich zwangsläufig die Haltung seines Körpers.
    Darauf wartete Yakup.
    Und es geschah.
    Shimada sprach nicht mehr. Er hob die Arme, damit auch die Waffe und war bereit, seinen Gegner zu köpfen…
    ***
    Ich habe mal den Film »Gremlins« gesehen, und ich kam mir so ähnlich vor wie die Frau im Rollstuhl, die damals durch die Macht der kleinen Monster mitsamt Stuhl die Treppe in die oberen Stockwerke des Hauses hochreißt und noch aus dem Fenster geschleudert wird.
    Mir erging es ähnlich.
    Auch ich jagte in die Höhe und damit in einen Teil des Schlosses hinein, den ich vom Grund aus noch nicht gesehen hatte. Ob ich durch das Dach schießen würde, wußte ich nicht. Ich hoffte allerdings stark, daß ich vorher zur Ruhe kam.
    Die andere Kraft wollte nicht mehr. Sie spie mich plötzlich aus wie ein lästiges Insekt, und ich befand mich in einem Teil des Schlosses, den ich noch nie gesehen hatte.
    Im Turm.
    Direkt unter dem Dach stand ich, sah ein Fenster, ging darauf zu und schaute hinaus.
    Nebel, wohin ich blickte. Allerdings nicht so dicht wie am Boden.
    Die Schwaden trieben nur mehr wie sehr dünne, blaue Tücher an den Mauern der Festung vorbei, und sie ließen es auch zu, daß ich hindurchblicken konnte und einen Teil meiner Umgebung sah.
    Die dunklen Mauern dort konnten nur zu dem Kloster gehören, von dem aus wir gestartet waren. Also hatte Shimada seine blaue Festung nicht in eine andere Dimension oder Zeit geschleudert, so daß ich zunächst einmal aufatmete.
    So etwas gab immer Hoffnung.
    Erst jetzt drehte ich mich um und schaute nach, wo ich mich eigentlich befand.
    Wie gesagt, es war ein Turmzimmer. Düster, viereckig, und unter der Decke entdeckte ich das Gebälk des Pagodendachs.
    Was mir auffiel, war die große Anzahl der Fenster. Sie glichen keinen Luken oder Schießscharten mehr. Im Gegenteil, mir kamen sie sehr breit vor, und das mußte auch einen Grund haben.
    Den entdeckte ich innerhalb des Gebälks. Zuerst hatte ich gedacht, daß die hellen Flecken ausgeschaltete Glaslampen waren, bis ich selbst hinaufleuchtete und der dünne Strahl meiner Lampe in das Gesicht traf, das auf einem Vogelkörper hockte.
    Hierher hatten sie sich also zurückgezogen. Diesen Turm benutzten sie als Quartier oder Bruststätte, um dort in Ruhe auf Shimadas Befehle zu warten.
    Die Gesichter zeigten einen gequälten Ausdruck, und im Prinzip taten mir die Menschen, für die der Tod eine Erlösung gewesen wäre, leid.
    Weshalb schauten sie so gequält? Litten sie etwa unter dem Bann des Dämons Shimada?
    So etwas wäre natürlich fantastisch gewesen, und vielleicht hätten sie mir auch helfen können.
    Nebeneinander hockten sie und starrten mich an. Manchmal zwinkerten sie auch mit den Augen, wenn sie mein Lichtstrahl direkt traf. Ich wollte endlich besser über sie Bescheid wissen.
    »Wer seid ihr?«
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