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0362 - Der Rachegeist von Houston

0362 - Der Rachegeist von Houston

Titel: 0362 - Der Rachegeist von Houston
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Verbindung mit Wales war nicht zustandegekommen. Der junge Llanfayr schien nicht zu Hause zu sein. Janet rechnete die Zeitverschiebung nach Europa nach – nun, es konnte sein, daß er im Theater, in einem Lokal oder in einer Spielbank war. In Europa war es jetzt später Abend.
    Janet legte auf. Sie mußte davon ausgehen, daß der Text in der Chronik stimmte. Sie war überzeugt, daß sich Sir Parcival, wenn tatsächlich er es war, der für die Spukphänomene verantwortlich zeichnete, im Recht war.
    Was er tat, war nur recht und billig. Ihm gehörte Llanfayr Castle, das laut Testament nie verkauft werden durfte.
    Wenn er die jetzigen Bewohner verschreckte und verscheuchte, übte er nur sein Hausrecht aus.
    Janet war davon überzeugt!
    Nur irgendwo tief in ihr fragte eine Stimme: Was denkst du da überhaupt?
    Wie kommst du dazu? Dieser Sir Parcival ist seit hundert Jahren tot! In der Welt der Lebenden hat er keine Rechte mehr!
    Aber diese innere Stimme drang nicht mehr in ihr Wachbewußtsein vor. Sie wurde abgeschirmt.
    Janet erhob sich und trat ans Fenster. Verblüfft wurde auch sie Zeugin des eigenartigen Vorganges dort draußen. Da klopfte es an der Bürotür, und im gleichen Moment trat jemand ein.
    Janet fuhr herum.
    Sheriff Winter hob die Hand.
    »Ich wollte Sie nicht stören, Miß Cook«, sagte er. »Ich wollte mich nur noch einmal ein wenig hier umsehen. Wenn Sie wollen, gehe ich wieder. Wollten Sie nicht telefonieren?«
    »Ich komme nicht durch«, sagte sie heiser.
    Winter fiel der veränderte Tonfall ihrer Stimme auf. Er sah sie eingehend an, wandte seinen Blick nicht von ihr.
    Sie lachte gekünstelt. »Warum starren Sie mich so an. Sheriff? Wollen Sie mich mit Ihren Blicken ausziehen – oder etwa mit den Händen?«
    Er grinste. »Schätze, dann bekäme ich wohl gewaltigen Ärger mit Mister Van Clane. Keine Sorge, ich will Sie weder fressen noch vernaschen. Ich habe eine zauberhafte Frau zu Hause und bin bestens versorgt.«
    Er wandte sich langsam um.
    Janet preßte die Lippen zusammen. Sir Parcival kämpfte um sein Recht, um seinen Besitz, seine Heimatwurzeln! Und Adam – Adam wagte es, ihm diesen Polizisten mitsamt Experten auf den Hals zu schicken!
    Adam, der Sir Parcival alles genommen hatte, wollte ihn nun auch noch stellen, fangen und vertreiben lassen! Womöglich ließ er noch einen Exorzismus durchführen…
    Sie mußte es verhindern. Sie mußte Sir Parcival hindern. Und dieser Polizist, der hier überall herumschnüffelte, verdiente einen Denkzettel.
    »Ich habe etwas entdeckt«, sagte Janet mit dunkler Stimme.
    Winter blieb stehen. »Was, bitte?«
    »Das müssen Sie sich selbst ansehen«, sagte sie. »Hier…«
    Da knallte draußen ein Schuß. Augenblicke später ein zweiter.
    »Zum Teufel!« rief Winter und rannte an Janet vorbei zum Fenster, um herauszublicken.
    Das ist ja bestens, dachte sie kalt.
    Und als er aus dem Fenster in den Burghof sah und nicht auf sie achtete, handelte sie. Sie tat das, was sie schon vor den Schüssen tun wollte, nur hätte er sich dazu über die Geräte am Arbeitstisch beugen müssen – sie holte blitzschnell aus und führte einen betäubenden Handkantenschlag gegen den ahnungslosen Sheriff. Mit einem dumpfen Laut brach Winter vor dem Fenster zusammen.
    Janet kauerte sich neben ihn, rollte ihn herum und durchsuchte ihn.
    Sie fand seinen Dienstrevolver im Schulterholster. Sie betrachtete ihn und löste die Sicherung. Mit der Waffe in der Hand richtete sie sich langsam auf.
    Sie warf einen Blick aus dem Fenster.
    Und in ihr reifte ein Entschluß.
    Das Tu es nicht! aus ihrem Unterbewußtsein drang nicht mehr durch.
    ***
    Das Rumpeln kam wohl vom Burghof her, entschied Nicole und eilte zum Haupteingang. Sie hatte sich die Wege eingeprägt, die Dachs ihnen gezeigt hatte, und brauchte deshalb nicht erst lange zu suchen. Schon nach wenigen Minuten war sie in der großen Tür, die offenstand.
    Sie sah, wie oben Steine losgebrochen wurden. Sie sah, wie Van Clane dem Wachmann Collins den Revolver abnahm und nach oben schoß. Und sie versuchte, den Unsichtbaren zu erkennen, zu durchschauen.
    Es ging nicht.
    Ihre Fähigkeit, Ausstrahlungen Schwarzer Magie zu spüren, war so gut wie vollständig erloschen. Sie sah nicht mehr als jeder andere Mensch.
    Aber dann sah sie als Antwort auf den letzten Schuß den großen Stein fliegen – mit einem Tempo, das verriet, daß jemand diesen Stein mit Wucht geschleudert hatte. Van Clane konnte nicht mehr ausweichen. Er konnte nicht einmal
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