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0359 - Meine Henkersmahlzeit

0359 - Meine Henkersmahlzeit

Titel: 0359 - Meine Henkersmahlzeit
Autoren: Jason Dark
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Konstruktion des Stuhls zu erkennen, aber durch den Druck am Rücken hatte ich feststellen können, daß der Stuhl an seiner Lehne zwei Querstreben besaß. An der obersten war der Halsstrick befestigt gewesen, an der Querstrebe darunter meine Hände, bei denen ich nur die Finger bewegen konnte, da die Gelenke von dicken Stricken umschlungen waren.
    Samaran kam noch näher. Dann legte er mir die Hände von hinten auf die Schulter. »Ich hoffe doch sehr, Sinclair, daß du jetzt zufrieden bist. Solltest du noch einmal versuchen, den Apfel auszuspucken, erstickst du an deinem eigenen Blut.«
    »Okay.«
    »Schön, dann mach weiter!«
    Der Befehl hatte dem kleinen John gegolten, und der ließ sich auch nicht lange bitten. Geschickt im Umgang mit dem Messer schnitt er das zweite Stück des Apfels ab.
    Wenn ich diesmal Mätzchen machte, würde man mich töten, das war mir klar. Aus diesem Grunde nahm ich das Apfelstück zwischen die Zähne und begann langsam zu kauen.
    Daran störte sich keiner. Der kleine John schaute ausdruckslos zu, wie ich aß, und er reagierte dabei wie eine Maschine. Stück für Stück schnitt er den Apfel entzwei und schob mir die einzelnen Teile zwischen die Lippen, damit ich essen mußte .
    Sogar das Kerngehäuse mußte ich essen, nur den Stiel warf der Junge weg. Es waren lange Minuten gewesen, obwohl sie mir so kurz vorkamen. Ich wußte nicht, wie stark mich Samaran beobachtete und ob er nur auf mein Kauen achtete, deshalb hatte ich nicht versucht, die auf dem Rücken gefesselten Hände zu bewegen.
    Jetzt allerdings verließ er seinen Platz, ging auf den Sarg zu und geriet in mein Blickfeld.
    Er blieb zwischen mir und dem Sarg stehen, schaute auf das Brot, nahm es mit der linken Hand hoch und brach es einmal in der Mitte durch. Die eine Hälfte schleuderte er auf den Teller zurück, die andere gab er meinem zehnjährigen Ebenbild.
    »Füttere ihn weiter!«
    Das tat der kleine John auch. Wie zuvor den Apfel, so nahm er sich diesmal das Brot vor und säbelte es durch. Es waren große Brocken, die er abschnitt, und ich schüttelte den Kopf. »Nein, kleinere.«
    »Ja, mach!« sagte Samaran.
    Das größere Stück schnitt er noch einmal durch, so daß ich besser kauen konnte.
    Jetzt beobachteten mich beide.
    Während ich die Kiefer bewegte, versuchte ich gleichzeitig, mehr Spielraum an den Fesseln zu bekommen. Ich drehte die Arme, machte rhythmische Übungen und stellte fest, daß meine Gegner keine großen Künstler waren, was das Anlegen von Fesseln betraf.
    Ich bekam Spielraum.
    Leider war er begrenzt, und ich fragte mich, ob die Zeit, die mir die anderen ließen, reichen würde, um die Stricke so zu lockern, damit ich freikam. Zudem mußte ich darauf achten, daß weder Samaran noch seine Helfer etwas bemerkten, denn die beiden anderen Kinder hatte ich leider nicht entdecken können.
    Sie mußten sich irgendwo im Hintergrund des Raumes aufhalten.
    Vielleicht waren sie auch als Wache weggeschickt worden.
    Während meiner Bemühungen stopfte mir der Junge das Brot in den Mund. Er legte kaum eine Pause ein, würgte mir Stück für Stück zwischen die Zähne, so daß ich einfach schlucken mußte, wenn ich nicht ersticken wollte. Zu trinken gab man mir nichts.
    Auch Samaran verlor allmählich die Geduld. »Iß schneller, verdammter Hundesohn.«
    Ich konnte nicht einmal eine Antwort geben und mußte erst das Zeug schlucken. »Es… es geht zu schnell. Die Brocken sind zu groß.«
    Akim Samaran lachte nur. »Glaube nur nicht, daß wir dir noch einen Gefallen tun. Du sollst essen, verdammt!«
    Samaran war sauer. Ich wußte auch, daß ich den Bogen nicht überspannen durfte. Zwar hatte man mir sogar meine Waffen gelassen, aber mit gefesselten Händen kam ich weder an die Beretta noch an mein Kreuz. Ich dachte darüber nach, ob es Sinn hatte, die Formel zu rufen. Möglicherweise half es, denn Ahriman, in dessen Auftrag Samaran gewissermaßen handelte, war praktisch Asmodis in einer anderen Mythologie.
    Sicher war ich mir nicht, deshalb beschloß ich, mir diesen Trumpf als letzten aufzuheben.
    Noch einen Bissen, dann hatte ich die Hälfte des Brotes geschafft.
    Das Zeug lag mir wie ein Klumpen im Magen. Die zweite Hälfte würde ich kaum schaffen.
    Samaran dachte wohl auch darüber nach, als sein Blick zwischen dem geteilten Laib und mir pendelte. »Schaffst du es noch?« fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er begann zu grinsen. »Dann wirst du dein Leben um einige Zeit verkürzen. Bitte sehr, es ist nicht
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