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0356 - Die Tarot-Hexe

0356 - Die Tarot-Hexe

Titel: 0356 - Die Tarot-Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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weißt du, daß es gerade vierundzwanzig Stunden her ist, daß wir unser Hotel auf Teneriffa verließen und uns zur Nachtmaschine bringen ließen? Ist ’ne Menge passiert zwischendurch, nicht wahr?«
    Zamorra nickte.
    »Der Unbekannte, der euch beide aus der Feuerzone geholt haben 62 muß, ist spurlos verschwunden«, sagte er. »Ich habe ihn oben nicht mehr gefunden. Merkwürdig…«
    »Was ist merkwürdig?« wollte Nicole wissen, als Zamorra verstummte.
    »Merkwürdig, daß ich gerade jetzt wieder daran denken muß. Vorhin, als ich zum Tor ging, direkt nach unserer Ankunft, glaubte ich wieder diese ominöse Gedankenstimme des Amuletts zu hören. Sie sagte: Ich bin nicht allein.«
    Nicole gab einen leisen, undamenhaften Pfiff von sich.
    »Ich werde mir irgendwann, und das schon recht bald, doch mal die Zeit nehmen, dieses Geheimnis näher zu ergründen«, beschloß Zamorra.
    Seit einigen Monaten war es ihm manchmal, als besitze Merlins Stern eine eigene Intelligenz, als sei das Amulett eigener Gedanken fähig. So wie in diesem Fall. Zamorra war sicher, daß die gedanklich aufgeklungenen Worte Ich bin nicht allein nicht von ihm selbst gekommen waren. Denn ihm fehlte jeglicher Bezug. Das Amulett schien ihn auf etwas aufmerksam gemacht zu haben, nur hatte er dem keine Bedeutung zugemessen.
    Nein, verbesserte er sich. Er hatte keine Zeit mehr gehabt, sich darum zu kümmern, weil sich die Ereignisse doch fast überschlagen hatten…
    »Was machen wir nun?«
    »Warten, bis die blonde Schönheit erwacht oder die Polizei auftaucht«, sagte Zamorra.
    Ysabeau Derano erwachte schon nach kurzer Zeit. Sie fuhr mit einem Aufschrei hoch. Dann entdeckte sie Zamorra und Nicole.
    »Was ist geschehen?«
    »Viel«, sagte Zamorra trocken. »Wenn ich mich nicht irre, saßen Sie heute nachmittag an einem der hinteren Tische bei Pierre. Was tun Sie hier auf meinem Grund und Boden?«
    Ysabeau sah ihn an.
    »Das Tarot«, murmelte sie. »Das Tarot brachte mich hierher… aber jetzt zieht es mich wieder von hier fort… warum… ? Die Karten, Monsieur Zamorra…« Und sie griff fast hektisch in ihre Umhängetasche, holte die Schachtel heraus.
    »Die Karten! Sie führten mich her – und jetzt ist hier nur Leere…«
    Verständnislos sahen Zamorra und Nicole die blonde Zigeunerin an.
    Sie verstanden kein Wort.
    ***
    Unten im Dorf, als sie ausstiegen, versuchte Raffael einen Ausbruchversuch.
    Sein Vorteil lag darin, daß sie ihn nicht gefesselt hatten und seine wirkliche Kraft unterschätzten.
    In dem Augenblick, in welchem Vaultier den Wagen hinter dem Gasthaus parkte und ausstieg, versetzte Raffael dem Versicherungsmann einen wuchtigen Fausthieb. Graque wurde gegen die Rückenlehne geschleudert.
    Eigentlich hatte er die Aufgabe gehabt, von der Rückbank aus ein wenig auf Raffael aufzupassen. Aber durch den Alkohol waren seine Reflexe immer noch getrübt. So sah er Raffaels Faust zwar heranfliegen, war aber zu langsam, um ihr ausweichen zu können.
    Raffael riß die Beifahrertür auf und schnellte sich nach draußen. Während er sich fallen ließ, versuchte er, den Wagen hochzustemmen und auf die Seite zu kippen, gegen den Polizisten. Aber dafür reichte seine Kraft doch nicht aus. Er hatte das Gewicht des kleinen Wagens falsch eingeschätzt.
    So spurtete er im Aufspringen los.
    »Stehenbleiben!« schrie Vaultier. »Oder ich schieße!«
    Er begriff die unglaubliche Geschwindigkeit nicht, die Raffael entwickelte.
    Aber er überlegte nicht lange. Er sah, daß es keinen Sinn hatte, eine zweite Warnung zu rufen, und feuerte einen Schuß in die Luft ab.
    Raffael überschlug sich mitten im Lauf, schlug zwei Purzelbäume und versuchte, sich in eine Hofeinfahrt zu rollen. Vaultier setzte ihm eine Kugel in den Weg.
    Da endlich gab der alte Mann, in dem die Kraft der Hölle steckte, auf.
    Dr. Graque taumelte aus dem Peugeot und hielt sich den Kopf. »Mann, hat der mir ein Ding verpaßt…«
    Vaultier winkte ihn zu sich. »Wissen Sie, wo meine Residenz ist?«
    »Ihre – was?«
    »Schon gut, Sie können es nicht wissen«, sagte er. »Holen Sie Mostache. Er soll sofort zu mir laufen und die Handschellen holen. Die Haustür ist offen.«
    Während er sprach, stapfte er auf Raffael zu, die schußbereite Waffe in der Hand. Raffael Bois sah ihm haßerfüllt entgegen.
    Wie ist das nur möglich, dachte Vaultier, daß ein so alter Mann, der vor ein paar Wochen noch recht gebrechlich war und sich nur langsam und würdevoll bewegen konnte, eine solche Kraft
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