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0356 - Die Tarot-Hexe

0356 - Die Tarot-Hexe

Titel: 0356 - Die Tarot-Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sagte Zamorra. »Ihre Firma muß trotzdem zahlen, ob Brandstiftung oder nicht.«
    Graque schüttelte den Kopf.
    »Nicht, solange der Verdacht besteht, daß dieser Brand vorsätzlich von Ihnen gelegt wurde, von jemandem in Ihrem Auftrag oder von jemandem, den Sie zu schützen versuchen. Zeigen Sie uns den Täter, und das Geld fließt in Strömen.«
    Zamorra atmete tief durch.
    »Herzlichen Dank«, sagte er. »Sie haben mir eine Entscheidung erleichtert. Ich fand die Versicherungsprämien Ihrer Gesellschaft ohnehin mittlerweile zu hoch. In den nächsten Tagen geht Ihnen das Kündigungsschreiben und die Klage zu. Zusätzlich gegen Sie, Doktor Graque, Strafanzeige.«
    Graque wurde blaß. »Strafanzeige? Klage? Was soll das?«
    »Die Versicherung werde ich auf Zahlung der vereinbarten Summen laut Schadensgutachten verklagen. Und Sie, mein Freund, wegen übler Nachrede, Verleumdung, Beleidigung oder wie man auch immer Ihre ständigen Äußerungen nennen mag, mit denen Sie mich der Brandstiftung oder der Beihilfe verdächtigen. Ich habe es satt, verstehen Sie? Ich habe Ärger genug damit, daß das Château eine halbe Ruine geworden ist. – Ich habe nicht jahrelang Unsummen bezahlt, um mich jetzt 22 auslachen und in meiner Ehre angreifen zu lassen. Und jetzt verlassen Sie unverzüglich das Grundstück. Zu Ihrer Information: es reicht bis zur Ortsgrenze. Sehe ich Sie in zehn Minuten noch hier, lasse ich Sie von der Polizei entfernen.«
    Graque holte tief Luft. Seine beiden Begleiter Perret und Grenoine sahen Zamorra entsetzt an. Gervais grinste von einem Ohr zum anderen.
    Nicole schüttelte den Kopf. Sie war mit Zamorras Androhung nicht so ganz einverstanden.
    Aber Graque gehorchte wortlos. Er schwang sich hinter das Lenkrad des Wagens. Ebenso wortlos stiegen Perret und Grenoine ein. Der Wagen wendete und verließ das Château.
    »Mußte das sein, Chef?« fragte Nicole. »Du hast unsere Position damit nicht unbedingt verbessert.«
    Wenn sie ihn Chef nannte statt beim Namen, war einiges im Busch.
    »Es ist besser so«, sagte Zamorra. »Ich habe gute Gründe. Komm, wir verschwinden auch. Es ist nicht gut, jetzt in den Trümmern herumzustöbern.«
    Gervais hob die Brauen. Ahnte er etwas?
    Sie fuhren zum Gasthaus zurück.
    Brandmeister Gervais verabschiedete sich. Immerhin hatte er noch mehr zu tun als sich nur um den Versicherungsfall Montagne zu kümmern.
    Der Audi der Versicherungsleute parkte ebenfalls wieder vor dem Gasthaus. Die drei hatten sich in der Schankstube an einem Tisch im Hintergrund verkrümelt, direkt neben dem, an dem Zamorra vorhin die blonde Frau gesehen hatte. Die war verschwunden.
    Bei Pierre Mostache bestellte Zamorra zwei Gläser Roten. »Was wollen die drei Salzknaben noch hier?« fragte er leise.
    »Haben ein Zimmer genommen. Sie wollen nicht noch während der Nacht nach Paris zurück«, raunte der Wirt ebenso leise.
    Zamorra und Nicole zogen sich an einen der vorderen Tische zurück.
    Nicole griff über den Tisch nach seiner Hand. »Was war oben los? Warum warst du im Château so aggressiv?«
    Zamorra hob die Schultern.
    »Erstens hatte der liebe Graque einen Dämpfer durchaus verdient. Verklagen werde ich ihn erst, wenn er mir noch ein paar Gründe liefert. Vielleicht wird er ja jetzt wieder normal. Aber ich habe es nicht nötig, mich einen Brandstifter oder Komplizen nennen zu lassen. Die Versicherung selbst wird allerdings von unserem Anwalt hören.«
    »Das ist doch nicht alles«, sagte Nicole.
    »Du hast leider recht. Ich wollte, daß alle, einschließlich wir, das Château so schnell wie möglich verließen. Dort lauert Gefahr.« In Stichworten berichtete er von seinem Erlebnis in den Kellerräumen. »Ich möchte, wenn es zur Konfrontation mit Raffael kommt, besser vorbereitet sein. Ich möchte ihn überwältigen können, ohne ihn zu verletzen und ohne daß andere verletzt werden. Ich hege immer noch die Hoffnung, daß wir ihn irgendwie wieder von Leonardos Bann befreien.«
    »Aber wie?« Nicole sah ihn ratlos an. »Die Mentalenergien im Dhyarra sind verbraucht. Damit ist nichts mehr zu retten…«
    Zamorra nickte mit gesenkten Brauen. Der Fürst der Finsternis hatte seinerzeit nicht nur Raffael Bois, sondern auch andere Gefährten Zamorras »umgedreht«. Der sterbende Bill Fleming hatte einen Teil seiner Bewußtseinsenergie in Zamorras Dhyarra-Kristall fließen lassen. Mit dieser Energie war es möglich gewesen, den Bann Leonardos zu durchbrechen.
    Aber inzwischen war diese Energie verbraucht.
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