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0355 - Monster aus dem Mörderwald

0355 - Monster aus dem Mörderwald

Titel: 0355 - Monster aus dem Mörderwald
Autoren: Werner Kurt Giesa
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seinem Schatten, und die Garage, vor der er stand, war so auf keinen Fall mehr zu öffnen. Zamorra sah dicke Wurzelstränge, die sich unter das Haus schoben und das Fundament stellenweise aufgesprengt hatten. Auch wenn der Baum fiel - die Renovierungskosten für das Haus würden beträchtlich sein.
    Gustave Verdier machte immer noch einen fassungslosen Eindruck, als er ein paar Schritte zurücktrat. Zamora berührte seinen Arm. »Was ist hier passiert? Was hat man Ihnen gesagt?«
    »Es ist in der letzten Nacht passiert«, sagte Verdier verstört. »Ich kann das alles einfach nicht begreifen. So etwas kann doch gar nicht Vorkommen. Ein Wald kann doch nicht innerhalb von ein paar Stunden dermaßen groß werden.«
    Er fuhr sich durch die Haare. Dann riß er sich merklich zusammen.
    »Gestern abend soll es bemerkt worden sein. Lucie Villaird hat es zuerst gesehen und das Dorf alarmiert. Aber da war es schon fast zu spät. Man soll den Bäumen beim Wachsen zugesehen haben, heißt es. Sie haben sich vorgeschoben wie wahnsinnig. Ein paar Leute haben versucht, Feuer zu legen, aber das hat nichts gebracht. Die Bäume sind so schnell über das Feuer hinweggewachsen, daß es sofort wieder erlosch.«
    »Unvorstellbar«, sagte Nicole.
    »Als ich vorgestern wegfuhr«, sagte Verdier leise, »war das alles tatsächlich noch nicht. Da waren hier Felder und Wiesen. Jetzt stehen Bäume. Himmel, es hat doch hier Tiere gegeben… Kühe, die auf der Weide waren… mein Gott, wo sind die? Was ist mit ihnen passiert?«
    Darauf konnte ihm auch Professor Zamorra keine Antwort geben.
    Nicole stieß ihn an. »Ich kann mich täuschen, aber ich glaube… die Straße hinter uns wächst zu.«
    Zamorra hob die Brauen. »Das ist ja verrückt«, stieß er hervor. Er sah in die Richtung, aus der sie gekommen waren. In der Tat schien der ohnehin schon kleine Durchlaß noch enger geworden zu sein.
    Zamorra sah wieder Verdier an. »Es muß doch hier Telefon geben«, sagte er. »Warum ruft man nicht Feuerwehr oder Militär an, daß dieser Wald gewaltsam gerodet wird?«
    Verdier zuckte mit den Schultern.
    Einer der Holzfäller stellte seine Arbeit ein. Er stützte sich auf die langschäftige Axt und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Zamorra sah, daß die Männer kaum vorankamen. Die Kerben, die sie in den Stamm schlugen, schienen wieder zuzuwachsen. Nicht schnell, aber immerhin so, daß die Arbeit kaum Fortschritte machte.
    Der Mann sah Zamorra an.
    »Wir haben angerufen«, sagte er. »Aber - würden Sie das hier glauben, wenn man es Ihnen am Telefon beschriebe? Mit Sicherheit nicht… uns hat man ausgelacht! Ich hätte ja auch gelacht. Man glaubt es uns einfach nicht. Wir sind auf uns allein gestellt. Ich glaube ja selbst immer noch, daß das hier ein Alptraum ist… Inzwischen sind von den sieben Telefonen, die wir haben, schon fünf gestört. Diese verdammten Wurzeln zerstören die Leitungen.«
    »Haben Sie die Post angerufen? Wenn der Störungstrupp kommt, müssen die Leute doch sehen, was hier los ist.« Auf Durchgangsverkehr brauchten sie nicht zu hoffen. Gresanne lag so weit abseits der Hauptverkehrsader, daß nur direkte Besucher den Weg hierher finden würden.
    »Haben wir - aber vor heute nachmittag ist nicht damit zu rechnen, daß jemand kommt«, sagte der Mann. »Aber bei dem Tempo, das diese Horror-Bäume vorlegen, ist heute nachmittag hier alles totaler Dschungel… dann können wir nur noch Napalm-Bomben werfen, nur zerstören wir damit auch das Dorf…«
    »Vielleicht gibt es eine andere Möglichkeit«, sagte Zamorra. »Lassen Sie mich mal machen?« Er hatte die ganze Gruppe gefragt. Mißtrauisch wurde er von den Männern angesehen, die jetzt alle ihre Sisyphus-Arbeit einstellten.
    »Was haben Sie vor? Wollen Sie das Bäumchen ausrupfen, Monsieur?« wurde er von einem gefragt. Zamorra grinste den Mann an. Kein Wunder, daß der ihm kein Wunder zutraute. Dieser Fremde im weißen Leinenanzug würde sich doch keine Flecken auf Hose und Jacke holen wollen…
    Zamorra löste das Amulett vom Silberkettchen. Er sah den Baum prüfend an. Dann berührte er schnell aneinander sieben der Hieroglyphen, die unentzifferbar auf einem umlaufenden Band aufragten. Sie waren fest und dennoch beweglich. Unter dem Druck seiner Fingerkuppen nahmen sie blitzschnell andere Positionen ein, millimeterweit verschoben, um ebenso blitzschnell wieder an ihre Ausgangsposition zurückzukehren und einen festen Eindruck zu machen. Aber in der Kombination, in der sie
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