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0355 - Die Bande der Nachzehrer

0355 - Die Bande der Nachzehrer

Titel: 0355 - Die Bande der Nachzehrer
Autoren: Jason Dark
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Koppec wußte überhaupt nichts mehr. Vorhin noch der Leichengeruch, die Gestalt vor ihr, dann der plötzliche Griff, der sie nach hinten gezogen hatte, und jetzt diese besorgt klingende Frage.
    Wollte man sie vielleicht ärgern oder trotz ihrer großen Angst noch auf den Arm nehmen.
    »Ist wirklich alles in Ordnung?« erkundigte sich die Stimme wieder.
    »Ja, ja… aber …«
    »Warten Sie hier auf mich.« Helga ließ alles mit sich geschehen.
    Sie wurde hingestellt wie eine Puppe und blieb zunächst einmal in dieser Haltung stehen.
    Der andere verschwand. Er glitt schattenhaft zwischen die Bäume und wurde von der Dunkelheit verschluckt.
    Helga Koppec wischte über ihre Stirn. Sie atmete einige Male tief durch, schüttelte den Kopf und dachte darüber nach, daß alles so anders gekommen war.
    Noch immer spürte sie den Leichengeruch in der Nase. Er war jedoch nicht von ihrem Retter ausgegangen, und sie fragte sich, wo sich dann seine Quelle befand?
    Vielleicht im Wald. Möglicherweise gab es dort ein offenes Grab, in dem noch eine Leiche lag, die den Geruch abgab, der ihr so den Magen aufgewühlt hatte.
    Sie schüttelte sich.
    Schritte näherten sich ihr. Zuerst wollte sie weglaufen, denn die Tritte waren innerhalb des Waldes aufgeklungen. Dann dachte sie an den Mann, der sie gerettet hatte, und blieb stehen.
    »Er ist weg!« vernahm Helga die Stimme.
    »Wer?«
    »Ach, schon gut. Vergessen Sie es.« Der Mann kam näher und blieb dicht vor Helga Koppec stehen. Natürlich hatte sie ihn längst erkannt. Er war derjenige gewesen, der sie auch beim erstenmal gewarnt hatte. Nun war er sogar zu ihrem Lebensretter geworden, denn Helga war sich plötzlich sicher, in einer tödlichen Gefahr geschwebt zu haben. Noch im nachhinein bekam sie das große Zittern in den Knien, das von dem anderen bemerkt wurde, denn er stützte sie ab.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben. Jetzt nicht mehr.«
    Helga lauschte dem Klang der Stimme und stellte fest, daß sie ihr Vertrauen einflößte. Schon als der Fremde sie zum erstenmal angesprochen und gewarnt hatte, war ihr Empfinden so gewesen. Sie wunderte sich über sich selbst, noch nie hatte sie zu einem ihr völlig Fremden ein so großes Vertrauen verspürt.
    Der Mann richtete sich so hoch auf, wie es eben ging, so daß ihn Helga Koppec aus allernächster Nähe betrachten konnte. Er war trotz der Dunkelheit gut zu sehen.
    Schlohweißes Haar bedeckte seinen Kopf. Der Witterung entsprechend trug er eine dicke Jacke, die an den Oberschenkeln endete.
    Das Gesicht des Mannes zeigte die Falten des Alters, aber die Augen blickten sehr klar und auch hellwach. Er sah so aus, als könnte man ihm nichts mehr vormachen.
    »Ich danke Ihnen!« flüsterte Helga Koppec. »Ich danke Ihnen wirklich. Was Sie für mich getan haben…«
    »Ist nicht der Rede wert«, erklärte der andere und winkte ab.
    »Wenn ich mich vorstellen darf, ich heiße Marek, Frantisek Marek…«
    »Helga Koppec.«
    »Ihr Mann ist im Wagen?«
    »Ja, er packt aus.«
    Marek nickte. »Und er hat nichts dazu gesagt? Oder haben Sie ihm von meiner Warnung nichts erzählt?«
    Sie nickte lebhaft. »Sicher, ich habe mit ihm darüber gesprochen und habe auch verschwinden wollen, aber es ist alles anders gelaufen, als ich es mir vorgestellt habe.«
    »Er wollte nicht?«
    »So ist es. Ich redete auf ihn ein, ich tat alles, was in meinen Kräften stand, aber er zeigte sich stur. Er glaubt nicht an die Dinge, von denen Sie mir erzählt haben. Die anderen Schausteller übrigens auch nicht.«
    Marek nickte gedankenversunken. »Ja, das kann ich mir vorstellen«, erwiderte er. »Die meisten Menschen glauben nicht an Dinge, die sie nicht sehen oder fühlen können. Aber ich sage Ihnen, Frau Koppec, es ist ein Fehler.«
    »Bestimmt!« flüsterte Helga und deutete an der Schulter des weißhaarigen Mannes vorbei in den Wald hinein. »Ich habe einen furchtbaren Geruch vernommen. So schlimm und eklig, daß es mir den Magen in die Höhe getrieben hat. Es war schlimm. War es tatsächlich Leichengeruch?«
    Marek nickte.
    Als Helga Koppec ihre Annahme bestätigt sah, zuckte sie zusammen. Sie hatte es nicht glauben wollen und sich sogar eine Täuschung gewünscht, jetzt sah alles anders aus.
    »Dann… dann liegt da im Wald ein Toter?«
    »Nein, so ist das nicht«, erklärte Marek. »Dort liegt kein Toter.«
    »Aber der Geruch…«
    »Ging von einem Wesen aus, das Sie hatte greifen wollen.«
    »Mich?« Helga schüttelte den Kopf. »Wie ist das möglich? Wie kann
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