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0353 - Die Vampirkutsche

0353 - Die Vampirkutsche

Titel: 0353 - Die Vampirkutsche
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wie ich mir meine sofort auszuzahlende Sonderprämie vorstelle, okay?«
    »Das ist zwar alles Erpressung«, ächzte Zamorra und ließ sie wieder aufstehen, »aber ich füge mich der Gewalt.«
    »Der nackten Gewalt«, versprach Nicole und begann wieder zu telefonieren.
    Von Gewalt war dann anschließend keine Rede mehr. Es wurde ein heißer Nachmittag…
    ***
    Obgleich ihm die Aussichtslosigkeit seines Versuches klar war, versuchte Gryf am Nachmittag, das niedergebrannte Schloß des Vampir-Barons zu finden. Aber es gelang ihm nicht. Er durchstreifte das Waldgebiet, suchte an Stellen, die strategisch günstig waren für die Anlage eines Schlosses, aber nirgends wurde er fündig. Er versuchte, das Schloß mit einer Beschwörung zu finden, aber auch das gelang ihm nicht. So, wie er in der Nacht nicht einmal die Bewußtseinsaura des Vampirs gespürt hatte, fand er auch jetzt keinen Kontakt. Da war nicht einmal ein schwacher Hauch…
    Schließlich gab der Druide auf, als die Dämmerung einsetzte. Er vergeudete nur seine Kräfte, ohne einen Erfolg einzubringen. Er spürte bereits, wie sich eine leichte Müdigkeit in ihm ausbreitete. Es war an der Zeit aufzuhören. Andernfalls hätte er ein Blutopfer zelebrieren müssen, um rasch genug wieder zu neuen Kräften zu kommen. Aber davor schreckte er noch zurück.
    Dazu war die vom Fürsten der Finsternis vorgenommene Umpolung seines Geistes noch nicht stabil genug. Allein deshalb hatte der Dämonenfürst verlangt, daß sich Gryf - wie vor ihm auch Teri - einer Bewährungsprobe zu unterziehen habe.
    Teri hatte ihre Probe wohl begonnen, aber sie hatte sie nicht zu Ende führen können. Das Eingreifen des Erzfeindes Professor Zamorra hatte die Beeinflussung wieder gelöscht. Somit mußte Gryf auch Teri als Feindin ansehen, denn sie war wieder auf Seiten Zamorras und seiner Gefährten.
    Seiner wenigen verbliebenen Gefährten, dachte Gryf höhnisch. Einer nach dem anderen fiel den Höllenmächten zum Opfer. Er, Gryf, war froh, daß er den Absprung geschafft hatte. Er würde einer derjenigen sein, die irgendwann überlebten und zu den Siegern zählten.
    Deshalb mußte er allmählich Erfolge vorweisen, damit der Fürst der Finsternis sah, daß Gryf würdig war, einer seiner Diener zu sein. Versager hatten in den Reihen der Höllischen keinen Platz. Und immerhin nagte es ein wenig an Gryfs Selbstbewußtsein, daß es ihm nicht gelungen war, Zamorra mit April Hedgesons Hilfe in eine Falle zu locken. Statt dessen war April wieder das, was sie normal nannte, und Amphibion war vernichtet.
    Gryf gefiel das gar nicht.
    Er hatte sich beim Fürsten noch nicht gemeldet, weil er dessen Vorwürfe fürchtete. Er wollte erst selbst wieder Erfolge vorweisen können.
    Derweil konnte er sich darum bemühen, diesen Vampir aufzuspüren. Nicht nur, daß er ihm eine Tracht Prügel verabreichen wollte - vielleicht konnte er sich seiner Hilfe versichern. Es war immer gut, wenn man Helfer und Helfershelfer hatte, die einem die Dreckarbeit abnahmen und auf die man im Notfall auch die Verantwortung abschieben konnte. Nur so ließ sich Karriere machen - und auf der Erfolgsleiter der Schwarzblütigen erst recht.
    Machtkämpfe und Intrigen waren an der Tagesordnung.
    Aber vorerst mußte Gryf sich erst einmal bewähren und einführen. Erst wenn er sich etabliert hatte, konnte er daran denken, nach Höherem zu streben.
    Gryf kehrte in die Schänke zurück, trank ein Bier und überlegte. In dieser Nacht würde er aufmerksam sein und im Dorf herumstreifen. Vielleicht kam der Vampir wieder, und dann wollte Gryf vorbereitet sein. Er wollte auch telepathisch lauschen. Er wußte zwar, daß er den Vampir selbst auch diesmal nicht erreichen konnte. Aber vielleicht konnte Gryf die Gedanken des heutigen Opfers erfassen und wußte dann ebensogut, wohin er sich zu wenden hatte.
    Aber überhaupt - wenn die Kutsche kam, würde sie über die Straße kommen, und davon gab es in Tesciu nur eine.
    Somit konnte er es sich im Grunde sparen, erkannte er, die ganze Nacht über in den Gärten herumzuklettern. Er brauchte nur zu warten, bis die Kutsche auf der Straße erschien.
    Er grinste. Warum war er nicht schon früher darauf gekommen?
    Er bestellte noch ein zweites Bier. Das reichte ihm dann. Mehr wäre gefährlich gewesen, nicht nur seiner magisch-psychischen Erschöpfung wegen. Wenn er es mit dem Vampir zu tun bekam, wollte er nicht unter Alkoholeinfluß stehen.
    In seiner Kammer legte er sich aufs Bett und schlief ziemlich rasch ein.
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