Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
035 - Das Wachsfigurenkabinett

035 - Das Wachsfigurenkabinett

Titel: 035 - Das Wachsfigurenkabinett
Autoren: Neal Davenport
Vom Netzwerk:
gemerkt, daß jemand die beiden Autos gebracht hatte und Dorian darauf aufmerksam machen wollen. Der Unbekannte hatte demnach ihren Schlupfwinkel entdeckt. Er konnte jederzeit zuschlagen, und Dorian hatte kein Mittel zur Hand, um erfolgreich Widerstand zu leisten.
    Bevor er noch in den Garten zurückkehren konnte, fuhr Sam Pattisons Wagen vor. Der Agent stieg aus. Er war ein hünenhafter Mann, fast zwei Meter groß, mit gewaltigen Schultern, die seinen Trenchcoat sprengen wollten. Sein Gesicht war mit Narben bedeckt, die von einem Säureattentat stammten.
    »Verdammt!« sagte Sam, als er Shorters und Murrays Wagen erkannte. »Wo stecken die beiden?« »Keine Ahnung«, sagte Dorian grimmig. »Phillip führte mich heraus, und da sah ich die Autos.« Dorian wollte Phillip ins Haus zurückbringen, doch der Junge wehrte sich Angestrengt starrte er die Straße hinunter. »Schatten«, sagte er. »Schatten.«
     

     
    Ronny Murray erwachte aus der Ohnmacht. Er hörte leise Stimmen, die gedämpft an sein Ohr drangen. Sein Hals schmerzte, und sein Kopf brummte, als nistete ein Wespenschwarm darin. Er schlug die Augen auf. Absolute Dunkelheit hüllte ihn ein. Er wollte sich bewegen, doch er hatte keine Gewalt über seine Glieder; er wollte schreien, doch kein Laut kam über seine Lippen; er konnte nur die Augen bewegen, sonst war sein Körper gelähmt.
    Plötzlich bewegte sich etwas in der Dunkelheit. Er hörte Schritte, die immer näher kamen und schließlich vor ihm verstummten. Sein Körper wurde hochgerissen und in Richtung der Stimmen davongetragen. Dann flutete Licht in den Raum. Murray wollte den Kopf zur Seite drehen, doch es gelang ihm nicht.
    Die Stimmen verstummten, und er wurde niedergelegt. Er versuchte mehr zu erkennen, sah aber außer einer weißgestrichenen Zimmerdecke nichts. Es war, als wäre sein Gesichtskreis eingeengt worden.
    Dann spürte er wieder Hände an seinem Körper. Er wurde erneut aufgerichtet und gegen eine Wand gelehnt. Kurz erkannte er Madame Picard, dann fiel sein Blick auf ein seltsames Wesen. Es trug einen Smoking, doch aus den Ärmeln ragten keine Hände hervor, und das Gesicht des Mannes war ein konturloser weißer Fleck, den seine dunkelbraunen Haare umrahmten.
    Doch plötzlich erschienen in der weißen Fläche zwei winzige Augen, die immer größer wurden. Es waren schmale, weit auseinanderstehende Augen, deren Iris glühendrot leuchtete.
    Murray wollte schreien. Die Augen saugten sich in den seinen fest, und er glaubte, in einen endlosen Schacht zu fallen. Danach hatte er den Eindruck, als würde sein Körper in Stücke gerissen. Der Schmerz war unerträglich. Er konnte nicht mehr denken. Sein Inneres wurde aus seinem Körper gerissen, und zurück blieb eine grenzenlose Leere.
    Irgendwann starb er. Sein nutzloser Körper lehnte wie ein Brett an der Wand.
    Das Gesicht des unheimlichen Mannes nahm Konturen an. Es war ein hageres Gesicht mit einer leicht gekrümmten Nase und einem kleinen, häßlichen Mund. Der Unheimliche hatte den Geist und die Seele Murrays in sich aufgesogen. Er wandte sich jetzt Madame Picard zu, die bewegungslos auf der Couch saß und deren Blick verschleiert war. Der Mann im Smoking beugte sich vor und berührte leicht die Schulter der Frau. Augenblicklich erwachte sie aus ihrer Erstarrung.
    Der Unheimliche setzte sich neben sie und zog sie an sich. Sein Blick flackerte, und sie drängte sich ihm entgegen.
    »Ich muß dir einige Instruktionen geben«, sagte er.
    »Ich höre, Elmer.«
    Doch er sagte nichts. Er sah nur in ihre Augen, und ihr Gesicht veränderte sich. Er konnte ihr in einer Art von Telepathie Befehle erteilen. Madame Picard nickte immer wieder, dann löste der Unheimliche seine Hände von ihren Schultern, lächelte zufrieden und warf dem toten Agenten einen langen Blick zu.
    Nach einer halben Minute stand er auf, und Madame Picard folgte ihm. Er ging auf ihr Schlafzimmer zu, und ihre Augen leuchteten auf und ihr Mund verzerrte sich in Erwartung der kommenden Genüsse. Sie atmete rascher, als er die Schlafzimmertür aufstieß. Madame Picard war dem Mann völlig hörig; seine willige Sklavin, die jeden seiner Befehle widerspruchslos ausführte.
    Die Augen des Unheimlichen glühten stärker, als sich Madame Picard zu entkleiden begann. Sie spürte seinen Blick wie Feuer und erschauerte vor Lust.
     

     
    Dorian versuchte nochmals, den Hermaphroditen in den Garten zu ziehen, doch der Junge wehrte sich. Er sah noch immer die Straße hinunter, als würde
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher