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0346 - Der Kobra-Dämon

0346 - Der Kobra-Dämon

Titel: 0346 - Der Kobra-Dämon
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Nest voller Vipern… oder Kobras!
    »Die sind doch alle tot«, knurrte Tendyke in seinem Nischen-Gefängnis, »aber warum zum Teufel kann ich sie dann nicht als Geister sehen?«
    »Tot?«
    »Ja, Zamorra. Durch Schlangenbisse getötet, aber mit dem Biß dringt ein Keim in den Körper, der sie zu einem anderen, unheiligen Nichtleben verurteilt… und das werden sie auch mit uns Vorhaben. Bei Paquero machten sie es einfach so, aber ich glaube, hier wird es zum Ritual erhoben, aus welchen Gründen auch immer.«
    Wieder mußte Zamorra an die gezischte Ankündigung eines Kuttenträgers denken, daß er, der gehaßte Feind, bald einer der ihren sein würde… »Sie wollen uns damit zu ihresgleichen machen? Sie sind alle Schlangen-Menschen?«
    »Ausnahmeslos…«
    Rechts und links an den Seiten der Plattform, direkt neben den Schlangen-Statuen, nahmen zwei Kuttenträger Aufstellung. Im Gegensatz zu den anderen, die einheitlich gekleidet waren, waren ihre Gewänder mit Stickereien verziert. Angreifende Kobras waren darauf abgebildet.
    Weitere Tempeldiener erschienen.
    »Es geht los«, murmelte Gryf gepreßt. »Gibt es denn überhaupt nichts, was wir tun können? Teri, schaffst du es irgendwie, deine Fähigkeiten einzusetzen?«
    »Ebensowenig wie du…«
    Die anderen schwiegen.
    Jetzt schlugen die beiden Priester rechts und links der Fläche ihre Kapuzen zurück. Das Zischen der anderen verstummte abrupt.
    Zamorra hielt den Atem an.
    Schlangenköpfe! Kobra-Schädel auf Schlangenhälsen ragten aus den Kutten hervor. Tückisch glitzerten die Augen dieser Mischwesen, die wie Menschen auf zwei Beinen standen und zwei Arme besaßen.
    »Bei denen hat die Umwandlung nicht geklappt, oder sie können sie teilweise durchführen«, sagte Teri leise. »Teufel auch… die sehen ja scheußlich aus…«
    Die Schlangenköpfigen klappten die Mäuler auf. Aus ihrem Zischen wurde ein anhaltender Dauerton, der von auf- und abschwellendem Singsang untermalt wurde. In den fielen auch die Zuschauer unten vor der Plattform ein.
    Plötzlich flimmerte die Luft.
    In der Plattform-Mitte, zwischen den beiden Kobra-Priestern, flirrte es. Schatten entstanden, die wild durcheinander zuckten, die über den Boden huschten, an den Wänden entlang und wieder zurückkehrten, um sich in einem Punkt zu konzentrieren und zu verdichten. Aber nichts und niemand war zu sehen, der diese Schatten warf.
    Der Gesang wurde lauter, fordernder. Die Schatten verdichteten sich mehr und mehr und nahmen Gestalt an. Sie färbten sich bunt, und plötzlich erkannte Zamorra die Umrisse einer Kobra. Einer Königskobra, die immer fester und stabiler, wirklicher wurde. Sie materialisierte aus dem Nichts heraus. Riesengroß war sie! Ihre Länge war nicht abzuschätzen, weil der Körper sich zusammenrollte, aber allein der Kopf reichte aus, ein ausgewachsenes Pferd in einem Stück und ohne besondere Anstrengung zu verschlingen. Mit etwas Geduld mochte auch ein Elefant hindurchpassen…
    Die Kobra stabilisierte sich, und plötzlich konnte Zamorra aus dem Zischen heraus wieder Laute verstehen. »Ssacah! Ssacah! Ssacah!«
    War das der Name der dämonischen Kreatur, die sich auf der Plattform breitmachte und die furchterregenden, riesigen Giftzähne zeigte, die jeder so groß wie der Stoßzahn eines Elefanten waren?
    Plötzlich wußte Zamorra, warum auf dieser Zeremonienplattform der Steinaltar fehlte. Die Schlange selbst bildete mit ihrem Körper diesen Altar! Sie plazierte sich so, daß ein Teil ihres Körpers eine annähernd gerade Fläche bildete, neben die die beiden kobraköpfigen Priester jetzt traten. Einer gab den Tempeldienern einen Wink.
    Auch die ließen jetzt ihre Kapuzen fallen und zeigten sich als Hybriden, als Mischwesen aus Schlange und Mensch. Sie bewegten sich auf die Nischen zu. Vor Silvio, dem Mexikaner, blieben sie stehen. Dessen Augen weiteten sich in namenlosem Entsetzen.
    Von einem Moment zum anderen erlosch die unsichtbare Barriere, die Silvio in seiner Nische gefangenhielt. Er gab sich einen Ruck, wollte vorwärtsspringen und fliehen, aber die Schlangen-Menschen packten erbarmungslos zu und hielten ihn fest. Er zuckte und zappelte verzweifelt in ihrem Griff, trat um sich, aber er war nicht in der Lage, sich ihren Fäusten zu entwinden, die braungrün geschuppt waren und Krallen anstelle der Fingernägel besaßen.
    »Wir müssen irgend etwas tun«, keuchte Zamorra verbissen und warf sich gegen seine Absperrung. Aber es gab kein Hindurchkommen. Auch das Amulett war
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