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0346 - Der Kobra-Dämon

0346 - Der Kobra-Dämon

Titel: 0346 - Der Kobra-Dämon
Autoren: Werner Kurt Giesa
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undefinierbares Nichts geschleudert worden und hier angekommen.
    Von Nicole keine Spur! Oder befand sie sich in einer Zelle in der Nähe, die der seinen glich?
    Er rief nach ihr, erhielt aber keine Antwort. Wenn sie in der Nähe untergebracht war, war sie vielleicht ohne Besinnung. Oder schon tot…
    Zamorra griff in die Tasche. Sein Dhyarra-Kristall war noch da, und er ließ sich aktivieren. Aber ihn wollte Zamorra als Joker zurückhalten. Es war nicht gut, zu früh alle Trümpfe auszuspielen. Bei der Messing-Figur am Kühler des Cadillac hatte er es mit dem Amulett gemacht und mit der stärksten zur Verfügung stehenden Kraft zugeschlagen, um die Figur unschädlich zu machen. Aber sie hatte diese auf sie einwirkende Kraft einfach aufgesogen, ohne daß sich eine Wirkung zeigte.
    Es stand zu befürchten, daß die Mächte, die hinter dieser Figur standen, ähnlich reagierten.
    Trotzdem benutzte Zamorra jetzt das Amulett. Es sollte ihm verraten, wo er sich befand. Er nahm an, daß er in eine andere Dimension versetzt worden war, in eine Welt außerhalb der unseren. Wenn Merlins Stern, diese handtellergroße silbrige Scheibe, die er am Kettchen vor der Brust trug, schon als Waffe versagte, konnte sie ihm wenigstens Orientierungshilfen geben.
    Zamorra begann das Amulett zu aktivieren und auf seine Aufgabe anzusetzen… es war das einzige, was er im Moment tun konnte…
    ***
    In den Tiefen der Hölle gloste das seelenfressende, ewige Feuer.
    Die Seelen zweier Menschen und eines, der einmal Mensch gewesen war, berührte die Glut nicht. Leonardo de Montagne, einst Mensch, der der ewigen Verdammnis anheimfiel, dann von der Hölle selbst ausgestoßen und wieder unter den Lebenden, hatte Asmodis von seinem Thron gestoßen, wurde zum Dämon und war jetzt der Fürst der Finsternis. Von seinem aus menschlichen Gebeinen erbauten Thron aus lenkte er die Geschicke der Hölle und eines Teils der höllischen Heerscharen, respektiert oder gefürchtet, aber gehaßt von den anderen Dämonen. Gehaßt, weil er ein Emporkömmling war, der sich das Recht auf den Fürstenthron nicht erworben, sondern genommen hatte. Doch Lucifuge Rofocale, Satans Ministerpräsident und der eigentliche Herr der Hölle, hatte es gutgeheißen.
    Inzwischen war Lucifuge Rofocale selbst von seinem Thron gestoßen worden. Er hatte weichen müssen, als einer der beiden menschlichen Berater Leonardos, Magnus Friedensreich Eysenbeiß, nach der Macht griff und unüberwindbare Waffen einsetzte. Jetzt war Eysenbeiß der Herr der Hölle, und Leonardo, der ihm einst befahl, mußte sich seinem Willen beugen.
    Wang Lee Chan, der einstige Mongolenfürst, war der andere sterbliche Mensch in Höllentiefen. Er war Berater und Leibwächter seines Herrn und Eysenbeißens größter Feind, aber seit einiger Zeit zweifelte Leonardo insgeheim, ob Wang ihm wirklich so treu ergeben war, wie er immer tat. Leonardo hatte ihn einst zu Dankbarkeit verpflichtet, doch der Grund dafür war geschwunden. Wangs Unverwundbarkeit war durch ein Zeit-Paradox aufgehoben worden.
    Leonardo ruhte auf seinem Knochenthron und widmete hin und wieder dem Schauspiel einen Blick, welches höllische Geister und versklavte Seelen zu seinem Ergötzen aufführten. Verworfenheit und Grauen wurde zur Kunst erhoben. Der große Thronsaal war die Bühne, und eine schauerliche, mißtönende Musik begleitete die erschreckenden Darbietungen.
    Leonardo fragte sich, was sein Leibwächter bei diesem Anblick empfand. Wang Lee war im Grunde seiner Seele Mensch geblieben. Er sah die Hölle mit ganz anderen Augen als sein Herr, der es zeitlebens angestrebt hatte, Dämon zu werden, was ihm aber erst in seinem zweiten Leben gelang. Aber Wang Lee Chan schwieg.
    »Unser gemeinsamer Freund Eysenbeiß hat ein gewagtes Spiel eingefädelt«, sagte Leonardo plötzlich. Das Wort »Freund« betonte er dabei besonders ironisch. Ihm, dem Meister der Intrigen und des Verrats, mißfiel es besonders, von einem einstigen Untergebenen verraten worden zu sein. Von einem Mann, den er erst groß gemacht hatte, der sein ergebener Diener hätte sein sollen. Aber es war geschehen, und um so aufmerksamer beobachtete Leonardo jetzt Wang. Er wollte nicht ein zweites Mal verraten werden. Er wußte selbst, wie dünn die Eisdecke war, auf der er tanzte. Er hatte unter den Dämonen, denen er als Fürst gebot, keine Freunde. Sie alle warteten nur darauf, daß er einen Fehler machte, daß er Schwächen zeigte. Und es war ihm kein Trost, daß es Eysenbeiß nun
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