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0345 - Villa Frankenstein

0345 - Villa Frankenstein

Titel: 0345 - Villa Frankenstein
Autoren: Jason Dark
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der Pfarrer noch über eine kleine Treppe gestolpert. Im letzten Augenblick konnte er sich fangen.
    Es war eine dunkle windige Ecke. Nicht weit entfernt standen Bäume. Wie finstere Gerippe stachen ihre Äste in die Schwärze der Nacht. Die Kiste hatten die Männer abgestellt. Gegen das Rauschen des Windes rief Phil Butcher an. »Warten Sie, Herr Pfarrer. Ich hole eine Laterne. Es dauert nur ein paar Sekunden.«
    »Ist gut.«
    Butcher verschwand. Neben der Kiste stehend blieb der Geistliche allein zurück. Von Sekunde zu Sekunde fühlte er sich unwohler, als er auf den Deckel schaute. Er sah das dunkle Holz und hörte auch das Klopfen. Der künstliche Mensch gab einfach nicht auf. Er wollte aus seinem Gefängnis befreit werden.
    Bei jedem Ton zuckte der Pfarrer zusammen. Auch eine Gänsehaut konnte er nicht vermeiden. Sie begann im Nacken und rann über seinen gesamten Rücken.
    In seiner Kehle spürte er ein kratziges Gefühl. Im Magen schien sich ein Stein gebildet zu haben, und sein Blick irrte ab in die Dunkelheit. Er hoffte, daß Butcher so rasch wie möglich zurückkommen würde, damit sie die Kiste endlich in den Sumpf schleudern konnten.
    »Uuuaahhh…« Das Stöhnen aus dem Innern der Kiste traf ihn schlagartig. Über den Rücken des Mannes rann eine Gänsehaut. Er schüttelte sich, als hätte man Wasser über seinen Schädel geschüttet, und die Angst in seinem Innern steigerte sich noch mehr.
    Es war leider so dunkel, daß er die Kiste nur mehr als einen Schatten erkannte. Dennoch stellte er fest, daß sich der Deckel bewegte, als würde jemand mit aller Kraft von unten her gegen ihn drücken. Hastig zog der Geistliche sein Kreuz hervor und preßte es auf die Kiste.
    Das half ihm nicht. Die Geräusche ließen nicht nach. Übertönt wurden sie von den Schritten des zurückkehrenden Phil Butcher, der eine Sturmlaterne in der rechten Hand hielt. Bei jedem unregelmäßig gesetzten Schritt schwankte sie von einer Seite zur anderen, und ihr gelber, blasser Schein tanzte über den Boden, traf die Gestalt des Pfarrers und auch die neben dem Wagen stehende Kiste.
    »Er hat gesprochen«, sagte der Pfarrer.
    »Was denn?«
    »Keine Ahnung, ich hörte nur Geräusche.«
    Der andere lachte kichernd. »Ich sagte Ihnen doch, Herr Pfarrer, mein Monstrum lebt.«
    »Bringen wir es schnell hinter uns.«
    »Gern. Wenn Sie mit anfassen.«
    Der Pfarrer und Phil Butcher bückten sich. Sie hievten die Kiste hoch und schleppten sie ein paar Schritte weiter, wo der Leiterwagen stand. Auf seiner Fläche luden sie die Kiste ab.
    »So, das war gut«, erklärte Butcher. »Wollen Sie die Laterne holen?«
    »Ja.«
    Im bleichen Licht der Laterne kam dem Pfarrer die gesamte Umgebung unheimlich vor. Die Bäume, das Gras, der schmale Weg, Phil Butcher und auch der Wagen mit seiner makabren Ladung wirkten seltsam gespenstisch und unnatürlich, wenn sie vom Licht gestreift wurden. Für einen Moment tauchten die Gegenstände jeweils auf, bevor sie wieder verschwanden.
    Der Pfarrer hängte die Laterne an den Wagen. Butcher hatte schon nach der Deichsel gegriffen und sie angehoben. Auch der Pfarrer packte mit an. Auf sein Kommando hin gingen sie los und zogen den Wagen einen schmalen Pfad entlang, der zum Sumpf führte.
    Es wurde ein schweres Stück Arbeit. Bei einem normalen Untergrund wäre der Wagen vielleicht von selbst gerollt. Nicht hier, wo der Boden schwer und naß war. Manchmal auch schlammig, immer rutschig, denn auch das hochwachsende Gras zeigte Nässe.
    Und so schritten sie weiter. Stemmten sich manchmal ein, da sie das Gewicht des Karrens nach vorn drücken wollten, und sie mußten sich auch gegenseitig abstützen, damit es ihnen gelang, hin und wieder auftauchende Kurven zu nehmen.
    Das Gelände senkte sich dem Sumpf entgegen. Es fiel nicht steil ab, eher langsam, auch kaum zu merken, aber stetig. In einer sumpfigen Umgebung bleibt ein Pfad nie frei, das stellten auch die beiden Männer fest, als sie ihren Karren zogen.
    Das Gewicht drückte immer stärker. Sie stemmten sich härter dagegen. Manchmal gerieten die Räder trotzdem aus der Spur.
    Sehr oft richtete der Pfarrer seinen Blick nach vorn. Die Vegetation trat allmählich zurück. Höhere Bäume verschwanden, schufen einer Art von Buschland Platz. Jenseits davon schimmerte eine schwarze Fläche. Trotz der Dunkelheit zu erkennen. Manchmal tanzten geheimnisvolle Lichtreflexe über den Sumpf, Irrlichter zogen ihre Zickzack-Bahnen, und fauliger Geruch wehte den beiden Männern
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