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0342 - Schädeltanz

0342 - Schädeltanz

Titel: 0342 - Schädeltanz
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Logik«, brummte Gryf mürrisch.
    Die Rothaarige führte ihn durch lange, gewundene Korridore. Gryf hatte das Gefühl, sich in einem Labyrinth zu befinden. »Sag mir wenigstens, wo ich bin! In einem alten Indio-Tempel?«
    Die Rothaarige antwortete nicht. Sie führte Gryf durch ein großes Portal. Der Druide sah hier und da Hebel und Räder. Der gesamte unterirdische Komplex schien von geheimen Mechanismen und vielleicht auch Fallen gespickt zu sein. Wer immer hier unten wohnte, schien sich gegen unwillkommene Besucher abgesichert zu haben.
    Unwillkürlich wollte Gryf stehenbleiben, als er das Portal durchschritten hatte, um sich die große Halle anzusehen, in die Stufen einer Steintreppe hinabführten. Aber der magische Zwang seiner Fesselung ließ es nicht zu. Er mußte weitergehen, die Treppe hinunter. Zehn Meter tief bis zum Hallenboden. Überall in Wandnischen erhoben sich Götzenfiguren. Das hier mußte ein Zeremoniensaal der alten Indios gewesen sein, der jetzt von der Rothaarigen benutzt wurde.
    In der Mitte der Steinaltar mit den eingemeißelten Blutrinnen und Auffangschalen an den vier Ecken…
    Mit einer befehlenden Handbewegung zwang die Rothaarige Gryf, auf den Blutaltar zuzugehen. Seine Gedanken überschlugen sich. Es mußte doch eine Möglichkeit geben, dieser verdammten Magie zu entgehen! Er hatte doch nicht die Absicht, sich den Kopf abschneiden zu lassen, nur damit diese Hexe den ungekämmten Schädel eines Silbermond-Druiden in ihren Besitz bringen konnte.
    Da sah er die anderen Schädel.
    Sechs Stück waren es, säuberlich aufgereiht auf einer Steinplatte hinter dem Blutaltar. Sechs Schädel…
    Sieben ist eine magische Zahl.
    Und die Angst in Gryf wurde immer größer, daß hier etas Ungeheuerliches vorbereitet wurde, bei dem sein persönliches Schicksal nahezu unbedeutend wurde…
    ***
    Zamorra, Nicole und Tendyke hatten den Worten Panchitas zugehört. Sie sahen sich an. »Er ist in eine Falle getappt«, sagte Zamorra. »Verdammt. Das also war die Geschichte mit dem Vampir. Ob es ihn gibt oder nicht, ist egal - es muß eine Falle für Gryf gewesen sein.«
    »Aber es könnte doch sein, daß er nur unterwegs ist, um die benötigten Kleinigkeiten zu besorgen«, hoffte Panchita.
    »Dann wäre er längst wieder hier, oder er hätte sich von Ihnen verabschiedet, Señorita. Wie lange ist es jetzt her, daß er verschwunden ist?« wollte Nicole wissen.
    »Eine halbe Stunde, vielleicht auch länger… ich weiß es nicht. Ich habe keine Uhr, und so ausgeprägt ist mein Zeitgefühl nicht…«
    »Es kommt hin«, sagte Nicole. »Es war der Moment, wo ich hier die Magie spürte. Das muß die Falle gewesen sein. Gryf ist irgendwohin entführt worden.«
    »Ja, spinnt ihr denn alle?« fragte Panchita fassungslos. »Magie… Fallen… Vampire… das ist doch alles verrückt.«
    »Kaum«, sagte Tendyke. »Mir nach. Wir müssen zurück.«
    »Wieso?« stieß Zamorra hervor. »Hier müssen wir die Spur aufnehmen und…«
    Tendyke winkte heftig ab.
    »Willst du noch eine Beschwörung machen und darüber sterben? Ich spüre etwas! Ich weiß, wohin wir müssen! Die drei Tempel… los, zurück! Wir können es vielleicht noch schaffen.«
    »Aber woher willst du das wissen?« rief Zamorra hinter Tendyke her, der schon mit raumgreifenden Sprüngen davonspurtete. Das um den Leib geschlungene Seil ließ ihn grotesk wirken.
    »Frag nicht! Er wird wissen, was er tut«, rief Nicole. »Los, komm!« Sie zog Zamorra mit sich.
    »Und was ist mit mir?« rief Panchita. Dann aber folgte sie den drei anderen.
    Sie begriff zwar nicht, was hier gespielt wurde - genauer gesagt, sie weigerte sich, es zu begreifen, weil es nicht mehr mit dem vereinbar war, was sie in der Schule gelernt hatte. Aber allein zurück bleiben wollte sie auch nicht. Und wenn Gryf bis jetzt noch nicht aufgetaucht war, würde er wohl auch nicht mehr kommen.
    Dann aber brauchte sie eine Möglichkeit, nach Hause zurückzukommen. Sie war ohne Fahrzeug hier. Bei den drei Fremden war es anzunehmen, daß sie Panchita zumindest bis zur nächsten Busstation bringen konnten.
    Es waren also rein praktische Überlegungen, die die Mexikanerin bewogen, den Fremden nachzulaufen.
    ***
    »Dein Schädel vird der siebte sein«, bestätigte die Rothaarige Gryfs Verdacht. »Dann endlich erfüllt sich mein Plan.«
    »Was für ein Plan?«
    Sie lachte. »Auf den Opferstein mit dir, mein Freund!« befahl sie statt einer Antwort. Sie machte eine lässige Handbewegung. Gryf wurde emporgerissen.
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