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0342 - Schädeltanz

0342 - Schädeltanz

Titel: 0342 - Schädeltanz
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fähig war, konnte er sich auch nicht per zeitlosem Sprung entfernen. Auch seine anderen Fähigkeiten waren blockiert. Er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, der mit Magie zu tun hatte. Er konnte nur abwarten.
    Er hatte sich selten in einer so fatalen Lage befunden. Zumeist war er derjenige, der andere aus Fallen und Kerkern befreite.
    Das untätige Warten zerrte an seinen Nerven. Dazu kam, daß das unbewegliche Liegen zu schmerzen begann, wenn er seinen Körper wenigstens zentimeterweise hätte verlagern können, wäre es erträglicher gewesen.
    Endlich hörte er Schritte. Eine Tür wurde geöffnet. Augenblicke später trat jemand in sein Blickfeld. Es war eine Frau im bodenlangen weißen Gewand, mit rot schimmerndem Haar.
    Waren nicht rothaarige Frauen von alters her als Hexen verschrien worden?
    »Wer bist du?« fragte Gryf.
    »Wozu willst du das noch wissen, Silbermond-Druide?« fragte sie spöttisch. Ihre Stimme klang seltsamerweise angenehm. »Es wäre doch recht unsinnig, es dir zu sagen, denn du könntest doch nichts damit anfangen. Du stirbst ja bald, Druide. Und Namen… was bedeuten sie schon?«
    »Man kann sie sich merken, um zu wissen, wen man zur Rechenschaft ziehen muß«, gab Gryf gleichmütig zurück. Los, dachte er, mach schon. Löse die Zauberfesseln, damit du mich irgendwohin schleppen kannst - und damit ich eine Chance bekomme…
    »Was ist mit dem Mädchen, das bei mir war?« fragte Gryf.
    »Ihr ist nichts geschehen. An ihr bin ich auch nicht interessiert«, sagte die Rothaarige. »Nur an dir.«
    »Warum?«
    »Vielleicht, weil du so einen hübschen Kopf hast«, spöttelte sie. »Er fehlt mir noch in meiner Sammlung.«
    Gryf zeigte keine Reaktion.
    »Warum muß es ausgerechnet mein Kopf sein? Es gibt ein paar Millionen andere«, sagte er leichthin, »die zum Teil besser aussehen. Aber wenn du ihn unbedingt haben willst, könntest du mir mal eben einen Kamm leihen. Ich möchte mich wenigstens noch richtig schön machen.«
    »Uninteressant. Du verschwendest deine Stimme. Ich bin nur an deinem Schädel interessiert. Ob du ungekämmt stirbst oder nicht, ist mir doch egal.«
    »Warum mein Schädel, zum Teufel?« stieß er hervor.
    »Vielleicht, weil’s der eines Silbermond-Druiden ist«, sagte die Rothaarige.
    Jetzt wurde es Gryf doch langsam mulmig. Nicht nur, daß sie ihn auf Anhieb identifiziert hatte, erschreckte ihn - es gab nur ein paar Hände voll Menschen auf der Welt, die wußten, daß es Silbermond-Druiden gab. Die wenigsten konnten mit diesem Begriff an sich etwas anfangen. Jene vom Silbermond waren zu wenige, als daß sie von Gewicht für die Weltgeschichte sein konnten. Man kannte sie nicht…
    Aber diese hier schien unbedingt und ausschließlich auf Silbermond-Druiden erpicht zu sein.
    An die drei anderen mußte Gryf wieder denken, deren Kraft er gespürt hatte. Er fühlte, daß er vor der Lösung eines großen Rätsels stand.
    Er wollte eine Frage stellen. Er wollte erfahren, ob es eine Verbindung zwischen den drei Druiden und dieser rothaarigen Frau gab. Aber sie überraschte ihn wieder.
    »Komm mit«, befahl sie herrisch.
    Gryf erhob sich von der harten Steinfläche, auf der er lag. Er setzte einen Fuß vor den anderen und folgte der Frau, die eine Hand in den Falten ihres weißen Gewandes verborgen hielt. Er versuchte sich dagegen zu wehren, und stehen zu bleiben oder seine Schritte in einen anderen Takt zu bringen.
    Es gelang ihm nicht.
    Jede seiner Bewegungen wurde von der Rothaarigen gesteuert! Die unsichtbaren Fesseln, die Gryf zuvor zur Bewegungslosigkeit gezwungen hatten, zwangen ihn jetzt zur Bewegung und bewiesen damit, daß sie variabel waren.
    »Wohin soll ich dir folgen?«
    Sie antwortete ihm nicht. Ihr Mitteilungsbedürfnis schien nicht besondes ausgeprägt zu sein.
    »Hör mal, Namenlose«, rief Gryf sie an. »Hast du schon mal Kriminalfilme gesehen?«
    »Warum?« fragte sie, ohne dabei stehenzubleiben oder wenigstens den Kopf zu drehen.
    »Weil du dann wüßtest, daß jeder Verbrecher seinem Opfer erst noch erklärt, worum es eigentlich geht!«
    »Du gehst von falschen Voraussetzungen aus, Silbermond-Druide«, sagte sie. »Zum einen bin ich kein Verbrecher, zum anderen dient es in der Filmhandlung nur dazu, dem Zuschauer Erklärungen abzugeben. Da wir hier aber keine Zuschauer haben, entfällt die Notwendigkeit. Gib dich damit zufrieden, daß ich dir psychische Belastungen erspare. Was du nicht weißt, darüber brauchst du dich nicht zu erregen.«
    »Auch ’ne
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