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034 - Der Hexer

034 - Der Hexer

Titel: 034 - Der Hexer
Autoren: Edgar Wallace
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Schlosser, und über uns wohnt ein Bahnarbeiter mit seiner Familie.«
    Gereizt schob Johnny den Stuhl zurück.
    »Diese Wohnung ist für uns nur ein vorübergehender Notbehelf. Du glaubst doch nicht etwa, daß ich mein Leben in diesem finsteren Loch zubringen will? Einmal werde ich Lenley Court zurückkaufen.«
    »Womit, Johnny?« fragte sie ruhig.
    »Mit dem Geld, das ich verdiene - übrigens, Wembury ist nicht der Mann, mit dem du verkehren solltest. Ich habe heute morgen mit Maurice über ihn gesprochen, er ist auch der Meinung, daß wir diese Bekanntschaft aufgeben sollten.«
    »Wirklich?« Marys Stimme klang kalt. »Maurice ist auch dieser Meinung - das ist sehr eigenartig.«
    Er schaute sie mißtrauisch an.
    »Wieso eigenartig? Jedenfalls wünsche ich den Verkehr mit ihm nicht, und ... «
    Sie war aufgestanden, stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch.
    »Und ich«, unterbrach sie ihn, »lasse mir darüber keine Vorschriften machen. Es tut mir leid, wenn du und Maurice dies nicht billigen, aber ich habe Alan gern.«
    »Ich hatte meinen Kammerdiener auch gern«, spöttelte er, »trotzdem habe ich ihn entlassen.«
    »Alan Wembury ist nicht dein Diener, Johnny! Du magst meinen Geschmack nicht billigen, aber Alan ist ein Gentleman. Hast du das nicht schon längst bemerkt? Solche Menschen findet man heutzutage nicht zu oft.«
    Johnny hielt es für richtiger, darauf nur mit einem Achselzucken zu reagieren.

9.
    Am nächsten Morgen begann Mary ihr neues Leben. Der Gedanke an die Zusammenarbeit mit Maurice Messer beunruhigte sie jetzt doch ein wenig. Ein unbestimmtes Gefühl, über das sie sich nicht klar wurde, bedrückte sie.
    Mr. Messers Haus unterschied sich angenehm von den überaus häßlichen und schmutzigen der Nachbarschaft. Es stand etwas von der Straße abgerückt. Die hohe Mauer, die es umgab, wurde nur durch die Einfahrt unterbrochen. In dem kleinen Herrenhaus im viktorianischen Stil waren Wohnung und Rechtsanwaltsbüro untergebracht.
    Eine alte Frau führte Mary die abgenutzte Treppe hinauf, öffnete die schwere, verzierte Türe und ließ sie eintreten. Der Raum sah vernachlässigt aus, wirkte jedoch ziemlich freundlich. In den Bildern an den Wänden erkannte sie Werke bekannter alter Meister. Am meisten interessierte sie aber ein großer Flügel, der in einem Alkoven stand. Sie betrachtete ihn erstaunt und fragte die Frau:
    »Spielt Mr. Messer Klavier?«
    »Er? Und ob!« Die Frau lachte.
    Neben diesem Zimmer befand sich ein kleiner Vorraum ohne Türen, der, wie es schien, als Büro benützt wurde. Regale zogen sich an den Wänden entlang, und auf einem kleinen Tischchen stand eine verdeckte Schreibmaschine.
    Mary hatte kaum Zeit, sich richtig umzuschauen, als überraschend Maurice Messer eintrat. Er kam schnell auf sie zu und nahm ihre beiden Hände in die seinen.
    »Meine liebe Mary«, rief er überschwenglich, »das ist wunderbar!«
    »Ich mache keinen Anstandsbesuch Maurice!« erwiderte sie irritiert. »Ich bin gekommen, um zu arbeiten!«
    Sie entzog ihm ihre Hände, denn sie erinnerte sich nicht, je auf so vertrautem Fuß mit ihm gestanden zu haben.
    »Meine liebe Mary, es gibt genug Arbeit - Urkunden, Zeugenaussagen ...« Er sah sich suchend um. »Können Sie Schreibmaschine schreiben?«
    Er erwartete eigentlich, daß sie verneinen würde, um so erstaunter war er, als sie antwortete:
    »Aber natürlich! Mein Vater schenkte mir schon eine Schreibmaschine, als ich zwölf Jahre alt war.«
    Messer hatte weder gewünscht noch erwartet, daß Mary sein Angebot ernst nehmen würde - bis zu dem Tag in Lenley Court, als er sie plötzlich mit anderen Augen sah und bemerkte, daß das unbeholfene Kind sich zu einem begehrenswerten Geschöpf entwickelt hatte.
    »Warten Sie, ich will Ihnen eine eidliche Aussage zum Abschreiben geben.« Er suchte fieberhaft unter den Papieren auf seinem Schreibtisch. Es dauerte lange, bis er auf ein Dokument stieß, das ihm harmlos genug für sie schien. Seine Klienten waren meistens sehr ungewöhnlicher Art, und es bereitete ihm einiges Kopfzerbrechen, was von seiner zweifelhaften Korrespondenz er ihr anvertrauen sollte. Erst als er das Schriftstück ganz durchgelesen hatte, übergab er es ihr.
    »Nun, Mary, werden Sie sich hier wohl fühlen?«
    »Ich denke es. Es ist sehr nett, für jemand zu arbeiten, den man schon so lange kennt - und Johnny ist ja auch in der Nähe.«
    Messers Augenlider senkten sich für einen Augenblick.
    »Oh!« stieß er leise aus und sah an ihr
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