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0336 - Die Todesmaske

0336 - Die Todesmaske

Titel: 0336 - Die Todesmaske
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und der Dolch, der in Yanceys Brust gesteckt hatte. Zamorra wollte die Maske vom Boden aufheben, ließ es aber dann. Irgend etwas sagte ihm, daß es besser sein mochte, sie hier in diesem Schiff zu lassen.
    »Gehen wir«, sagte er.
    Sie stiegen hinauf bis ans Oberdeck. Dort hatte sich die Situation grundlegend verändert.
    Keiner der Knochenpiraten bewegte sich noch! Alle hatten ihre Tätigkeit eingestellt und waren da zusammengebrochen, wo sie gerade gestanden hatten, als der Impuls kam, der sie alle ausschaltete. Wie auch immer und von wem auch immer er ausgelöst worden war…
    Von dem schwarzen Stahlgerippe der Yacht war nichts mehr zu erkennen. Aber von unten strömte immer noch gurgelnd und rauschend Wasser in den Segler, der jetzt schon bedenklich schräg lag.
    Zamorra sah nach oben.
    Die Segel waren nicht mehr gebläht. Schmutzig und zerrissen hingen sie wie nasse Lappen an den Rahen. Ein eigenartiger Gestank breitete sich an Deck aus.
    Der Segler hatte mit einem Schlag alles Geisterhafte verloren! Er war kein Gespensterschiff mehr, das sich hinter einer Nebelwolke zu tarnen vermochte! Er war ein über zweihundert Jahre altes Segelschiff, entsprechend morsch und brüchig. Das Schiff würde sinken.
    »Hoffentlich kriegen unsere Damen ein Rettungsboot flott«, murmelte Zamorra und wollte nach vorn gehen. Tendyke lächelte.
    »Wir haben ein Motorboot draußen«, sagte er. »Das einzige, was von dieser verdammten Yacht übriggeblieben ist. Allerdings dürfte es mit dem Platz eng werden, wenn noch mehr Leute dazukommen.«
    »Wir sind zu dritt, Rob. Nicole und Monica Peters.«
    »Oh«, schmunzelte der Abenteurer. »Wiedersehen macht wirklich Freude.«
    Sie gingen nach vorn. Dort lehnten die beiden Mädchen erschöpft an einem verwitterten Rettungsboot des Seglers. Ihre Gesichter zeigten Überraschung, als sie Tendyke sahen und erkannten. Die Begrüßung fiel herzlich aus. Dann aber verzog Nicole das Gesicht.
    »Wir kriegen das Boot nicht los. Auch keines der beiden anderen, die sich ohnehin mit ihren durchlöcherten Planken nicht lohnen…«
    »Wenn ihr euch die Mühe gemacht hättet, mal backbord über die Reling zu spähen, hättet ihr ein Motorboot entdecken können, in dem zwei bewußtlose Mädchen liegen.«
    Alle drei waren sie sofort an der Reling und schauten nach unten. Das Boot war zur Zeit gut fünf Meter vom Segler entfernt.
    Monica Peters pfiff durch die Zähne. »Du führst ja wieder mal ein aufregend sündiges Leben, Rob. Die Damen haben ja überhaupt nichts an…«
    »Du denn etwa?« lächelte Tendyke. »Aber bei deiner Schwester und dir ist das ja schon normal… an euch hat die Schneidergilde wohl noch nie sonderlich viel verdient.«
    »Ekel.«
    »Danke…«
    »Eigentlich könnten wir Ratten spielen und das sinkende Schiff verlassen«, empfahl Nicole. »Aber wir sollten die Steuerbordseite nehmen, sonst klatschen wir beim Absprung hier in die schräge Bordwand, und das dürfte unangenehm werden.«
    »Einverstanden«, sagte Zamorra.
    Aber er folgte den anderen noch nicht sofort. Irgend etwas zog ihn zur Kommandobrücke hinauf. War es das Gefühl, etwas noch nicht getan zu haben, was er sich fest vorgenommen hatte?
    Während die anderen bereits über Bord sprangen, kletterte er die Stufen hinauf und betrat die Brücke. Kapitän und Steuermann lagen reglos auf den Planken. Sie würden ihm jetzt wahrscheinlich auch nach einer Beschwörung nichts mehr verraten. Ohne es zu wissen, spürte Zamorra, daß die Magie aus diesem Schiff geschwunden war.
    Der Fluch war gebrochen.
    Er betrachtete die vergilbten Papiere der Karten, den beschädigten Kompaß… und da sah er plötzlich ein Muster auf der gelben, verwitterten Karte.
    Konturen.
    Grau auf schmutzige Gelb… und er versuchte sich vorzustellen, was diese Umrisse darstellten. Aber er kam nicht drauf. Statt dessen hörte er von unten Rufen.
    »Wo steckst du denn jetzt schon wieder, Zamorra…?«
    »Ich komme gleich«, brüllte er zurück und nahm das Papier vorsichtig in die Hände. Zu seinem Erstaunen zerfiel es trotz seines Alters und der zersetzenden Seeluft nicht. Es war, als habe das aufgeprägte Schattenbild das Papier gefestigt. Zamorra konnte es sogar zusammenrollen.
    »Ich habe hier etwas, das nicht naß werden darf«, rief er. »Versucht mit dem Boot heranzukommen, so daß ich hineinspringen kann.«
    »Ganz schön optimistisch, was?« rief Nicole.
    Ein paar Minuten später vernahm er das Tuckern des Motors und verließ die Kommandobrücke. Er
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