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0336 - Die Geburt des Schwarzen Tod

0336 - Die Geburt des Schwarzen Tod

Titel: 0336 - Die Geburt des Schwarzen Tod
Autoren: Jason Dark
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schwer es ihm fiel, sich zu bewegen, das Gehirn jedoch funktionierte noch klar. Sein Denken war nach wie vor vorhanden, und Suko bezeichnete es selbst als logisch.
    Logisch in den Tod gehen?
    Beinahe möglich, denn nichts anderes war es, was da auf ihn zukam.
    Eine totenähnliche Starre, die ihn überfallen hatte und gegen die er nicht ankam.
    Er erinnerte sich an den Goldenen Samurai. Auch er war ein Wesen gewesen, das lebte und existierte, obwohl es aus Gold bestand. Nur hatte sich der Samurai bewegen können, im Gegensatz zu Suko.
    Er saß im Sessel, hielt die Augen offen und konnte die Familie Canotti sehen.
    Der Vater, der Sohn, zwischen beiden die Mutter.
    Goldene, unbewegliche Figuren, so wie er eine war.
    Bis zu diesem Gedankengang hatte Suko es geglaubt. Dann geschah etwas, das ihn zweifeln ließ, denn die Mutter bewegte plötzlich ihre Gesichtsmuskeln.
    Für Suko war es überraschend und schaurig zugleich. Denn die Frau zog nur ihre Mundwinkel in die Breite, so daß die Bewegung auf die untere Gesichtshälfte beschränkt blieb und in den ansonsten glatten Wangen zahlreiche Fältchen entstanden.
    Sie bildeten einen Kranz, und auch im Kinn der Frau entstanden seltsame Grübchen.
    Das Gesicht hatte eigentlich nichts Schauriges an sich, trotzdem empfand Suko es als grauenhaft, und das gesamte Gesicht kam ihm vor wie eine in sich verschobene Maske.
    »Wir haben dich!« vernahm er die flüsternde Stimme der Frau. Jedes Wort drang ihm dabei unter die Haut. »Wir haben dich endlich, Chinese. Jetzt gehörst du zu uns, zu Atlantis…«
    Das folgende, leise, meckernde Lachen klang wie eine schaurige Bestätigung…
    ***
    Wir hatten einen Schrecken hinter und den neuen vor uns. Über die Reise zu schreiben, ist müßig, denn es war einfach schlimm. Vor allen Dingen für Claudine Auber, denn sie hatte so etwas noch nie in ihrem Leben mitgemacht.
    Der Trichter, das Tor der Zeiten hatte uns aufgesaugt, regelrecht gefangengenommen und irgendwann, wobei der Begriff Zeit keine Rolle spielte, einfach ausgespieen.
    Und jetzt waren wir da.
    In Atlantis, auf dem Planet der Magier und möglicherweise inmitten des Höllensumpfs. Aus der Zukunft waren wir in die Vergangenheit gereist, um hier das Grauen so intensiv zu erleben, daß unser Verstand nicht verwirren wollte.
    Es war mir im ersten Moment nicht möglich, die uns umgebende Landschaft zu beschreiben, weil ich mich einfach nicht konzentrieren konnte und mich zunächst einmal um Claudine Auber kümmerte.
    Hart hatte sie sich an mir festgeklammert. Unsere Gesichter befanden sich dicht voreinander, ich erkannte in ihren Zügen den Schrecken und las in den Augen die heiße Angst.
    »Leben wir?«
    Es war eine aus zwei Worten bestehende Frage, in der all die Hoffnungen und auch die Angst mitschwangen, die dieses Mädchen fühlte.
    Langsam nickte ich. »Ja, wir leben…«
    Sie öffnete den Mund. Eine zeitlupenhafte Bewegung, dann atmete sie ein. Es war ein befreiendes Atmen, als wäre Claudine soeben dem Tod von der Schippe gesprungen.
    »Wir leben!« hauchte sie. »Die anderen haben es nicht geschafft. Wir sind noch da.« Plötzlich lachte sie, drückte sich von mir weg und senkte die Arme, als wollte sie mit ihren Fingerspitzen den Boden berühren.
    »Aber was ist das für ein Leben?« schluchzte sie auf. »Was ist das für ein verdammtes Leben, John?« Sie starrte mich hart an und hoffte auf eine Antwort.
    »Darüber nachzudenken wäre später vielleicht die richtige Zeit.«
    »Und was ist später? Wir sind Gefangene. Wir existieren in einer Vergangenheit, die niemals jemand richtig beschrieben hat und auch nicht konnte. Was kommt da auf uns zu, John?«
    Was hätte ich ihr alles sagen können? Hätte ich von Vernichtung, von Dämonen, furchtbaren Fabelwesen, von grauenhaften Monstern oder ähnlichem erzählen sollen?
    Nein, ich schwieg, denn es war so am besten, wie ich meinte.
    »Sag es, sag es!« forderte sie mich auf und krallte sich an mir fest.
    Ich hob die Schultern. »Es tut mir leid, aber ich weiß es wirklich nicht, Claudine.«
    Vor der nächsten Frage entdeckte ich in ihren Augen ein Lauern.
    »Willst du es nicht sagen, John?«
    »Ich kann es nicht.«
    Claudine ließ mich los. Sie hob dabei die Schultern. »Ich weiß nicht, ob du ehrlich bist, aber mir bleibt nichts anderes übrig, als dir zu glauben. Wir sind jetzt Partner, und ich trage eigentlich selbst die Schuld, daß es so weit gekommen ist.«
    »Das kannst du nicht sagen…«
    »Doch, ich hätte in Paris bleiben
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