Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0333 - Einer blieb übrig

0333 - Einer blieb übrig

Titel: 0333 - Einer blieb übrig
Autoren: Einer blieb übrig
Vom Netzwerk:
Island, einer Insel im East River, die dicht mit Bäumen und Sträuchern bestanden war. Bei Nacht war sie fast verlassen, und wenn nicht gerade ein Baseballspiel oder dergleichen stattfand, schlecht beleuchtet.
    Von dieser Insel führten drei Arme der Triborough Bridge nach Manhattan, Bronx und hinüber nach Wards Island. Über diese Brücken führten eine Autobahn und zwei Busfahrbahnen. Außerdem gab es zwischen Randalls und Wards Island einen Damm, auf dessen Krone eine Straße verlief.
    Wenn wir diese vier Fluchtwege sperrten, war ein Entkommen zu Land unmöglich. Es blieb die Möglichkeit, dass der Erpresser über ein Motorboot verfügte, aber auch dafür hatten wir Vorsorge getroffen.
    Wir postierten also an jedem dieser Punkte einen Bereitschaftswagen, der so lange in Deckung bleiben sollte, bis wir durch Sprechfunk Alarm gaben. In diesem Augenblick sollten die Straßen gesperrt werden. Dann war der Erpresser auf Randalls Island gefangen.
    Allerdings war die Insel fast eine Meile lang und an ihrer breitesten Stelle über eine halbe Meile breit. Sie bot reichlich Gelegenheit für einen Mensch, sich zu verstecken. Wir hatten jedoch gar nicht die Absicht, dem Verbrecher Gelegenheit dazu zu geben. Er musste bereits bei Übergabe des Geldes zu fassen sein. Also würden fünfzig G-men rund um das Stadion unter Bäumen und Büschen auf Posten sein. Sie sollten Anweisung bekommen, einzeln und mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinzufahren, um keinen Argwohn zu erregen.
    Um fünf Uhr war alles fertig. Wir hatten also noch eine Menge Zeit. Den Besuch bei Scillo verschoben wir auf den nächsten Tag, um ihn jetzt nicht zu beunruhigen. Wie der Hausverwalter gesagt hatte, verließ Scillo das Haus niemals vor 9 Uhr dreißig. Falls er der Erpresser war, so würden wir ihm heute Abend ohnehin begegnen. Und dann konnten wir es uns auch sparen, ihn am nächsten Morgen aufzusuchen.
    Wer mir trotz alledem nicht aus dem Kopf ging, war Tonio Alfiori, der letzte der Schlangen-Gang.
    Hatte er nicht damals eine noch sehr junge Freundin gehabt? Irgendwo auf meinem Schreibtisch musste ihre Karte mit den damals aktuellen Angaben liegen.
    Ich fand sie. Cecily Cortez war 1919 geboren und musste heute fünfundvierzig Jahre alt sein. Sie wohnte damals bei ihren Eltern in Little Italy und war Laufmädchen im Modesalon »Fiorina«. Das aufgeklebte Bild zeigte ein Madonnengesichtchen mit schwarzem, straffem und in der Mitte gescheiteltem Haar.
    Ich rief bei der Stadtpolizei an, aber auch die wusste nicht mehr als ich.
    Vielleicht konnte mir das Modehaus »Fiorina« in der Park Avenue einen Tipp geben. Es war unwahrscheinlich, aber ich versuchte es. Ich fragte am Telefon nach der Inhaberin.
    Als sie an den Apparat kam und sich meldete, wäre ich fast vom Stuhl gekippt.
    »Hier ist Mrs. Cortez!«
    Einen Augenblick verschlug es mir die Sprache. Dann fragte ich: »Verzeihen Sie, sind Sie jene Cecily Cortez, die dort vor genau dreißig Jahren als Laufmädchen gearbeitet hat?«
    Sie lachte klingend.
    »Ja, die bin ich.«
    »Da haben Sie es ja weit gebracht, Mrs. Cortez«, entgegnete ich verdutzt.
    »Ich bin Cotton vom FBI und hätte Sie gern einmal privat und vertraulich gesprochen.«
    Einige Sekunden blieb es still.
    »Es ist merkwürdig, dass man seiner Vergangenheit niemals entfliehen kann. Ich setze voraus, dass es sich um Alfiori handelt.«
    »Da haben Sie recht. Wann kann ich zu Ihnen kommen?«
    »Nach Geschäftsschluss, das ist um sechs Uhr dreißig. Ich wohne im 24 gleichen Haus, indem sich mein Salon befindet.«
    »Ich werde pünktlich sein.«
    Damit war das Gespräch zu Ende. Als ich Phil davon erzählte, meinte er: »Wahrscheinlich wird dein Besuch erfolglos sein, aber sieh sie dir einmal an.«
    Das tat ich denn auch. Mrs. Cortez wohnte in einem Apartment im dritten Stock. Ein Kammerkätzchen mit weißem Häubchen war bereits orientiert und führte mich ins Zimmer. Es war ein modisch und teuer eingerichtetes Zimmer. In einer Ecke stand eine moderne Skulptur, von der ich nicht wusste, was sie darstellen sollte. An der Wand hingen ein paar gute Drucke von Picasso-Gemälden, und den Aschenbecher auf dem Rauchtisch hielt ein bronzenes Mädchen, das so eckig und kantig war, dass ich dem Original nicht hätte in die Nähe kommen wollen.
    Das ganze Zimmer aber wurde beherrscht von einem Gemälde, das, wie ich am Gesicht erkannte, Cecily Cortez darstellte, als sie noch zwanzig Jahre jünger war.
    Der Künstler hatte anscheinend nichts für moderne
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher