Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0330 - Die lebende Legende

0330 - Die lebende Legende

Titel: 0330 - Die lebende Legende
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ja wohl nichts mehr schiefgehen«, erwiderte ich lächelnd und verließ das Hotel.
    Yakup folgte mir wie ein Schatten…
    Die Brücke lag hinter uns und damit auch das Meer. Selbst der kühle Wind erreichte uns nicht mehr. Wir fuhren durch eine karge Landschaft und auf einer für amerikanische Verhältnisse engen Straße. Unser Geländewagen war ein Chevrolet, der sich tapfer schlagen würde, wie man Yakup versichert hatte.
    Die Straße führte in die Höhe. Sie glich einer grauen Schlange, die hin und wieder einen Farbtupfer bekam, wenn ein Fahrzeug über den Beton kroch. Die Luft kochte. Es war eine seltsame Hitze.
    Sie staute sich in dem Tal und wurde auch von den Felswänden wieder zurückgegeben, so daß wir uns wie in einem Glutofen vorkamen. Hier erreichte uns kein frischer Wind, und der Wagen besaß auch keine Klimaanlage.
    Ich wollte mehr über das Ziel wissen und fragte den Türken danach.
    »Das Kloster steht schon lange«, bekam ich zur Antwort. »Es ist von irgendeiner Sekte gegründet worden, deren Mitglieder man tötete. Das war vor vielen Jahren. Nach der großen Einwanderung haben japanische Mönche das Kloster übernommen.«
    »Nur japanische?« fragte ich.
    »Nein, da sind viele Rassen vertreten. Auch Chinesen, Malayen, sogar einige Inder.«
    »Dann ist das Kloster voll besetzt?«
    »Auch nicht. Viele Mönche sind unterwegs, um die Lehren des Geistes zu verbreiten.«
    »Wie heißt der Vorsteher oder Abt?«
    »Es ist der weise Zu. Den Namen führt er jedenfalls. Wie er wirklich heißt, weiß ich nicht.«
    »Du bist sehr schweigsam, Yakup. Was ist los?«
    »Ich vertraue dir, John, das weißt du. Aber jeder, der das Kloster und die Ausbildungsstätte verläßt, ist verpflichtet zu schweigen. Nur Zu kann das Schweigegelübde brechen. Ich finde, du solltest ihn fragen. Er kann dir eine Antwort geben.«
    »Das ist eine Idee.« Ich lachte. »Etwas wirst du mir doch sicherlich beantworten.«
    »Kommt darauf an.«
    »Moment, laß mich ausreden. Wovon leben die Mönche? Wie ernährt ihr euch? Es kostet alles Geld.«
    »Die Menschen dort betreiben Landwirtschaft. Das Kloster kann sich autark ernähren. Außerdem bekommen wir hin und wieder Spenden von Gönnern aus aller Welt.«
    Jetzt war mir alles klar.
    Ich sah kein Grün in der Nähe. Die Berge sahen aus wie weiter südlich in Los Angeles. Braun und manchmal gelblich schimmernd.
    Über allem lag der Staub. Auch die Räder unseres Geländewagens wirbelten ihn hoch, obwohl wir über Asphalt fuhren und nicht auf einem Feldweg.
    Wir hatten die Hauptstraße verlassen und blieben auch nicht mehr lange auf dieser Straße, sondern bogen schon sehr bald in einen Weg ein, den man als Schüttelstrecke bezeichnen konnte. Jetzt wußte ich, aus welchem Grunde Yakup einen Geländewagen empfohlen hatte.
    Die Steine auf dem Weg waren kaum zu zählen. Der Wagen schwankte von einer Seite auf die andere. Wir hörten die hell peitschenden Geräusche, wenn die Steine gegen die Karosserie knallten oder gegen den Unterbodenschutz hämmerten.
    Der Staub wurde dichter. Manchmal so stark, daß es schon einem Glücksspiel glich, den Weg zu finden.
    Aber Yakup ließ sich nicht abhalten. Er fand den Weg mit traumwandlerischer Sicherheit und versprach mir, daß es bald besser werden würde.
    Ich glaubte nicht so recht daran, bis ich meine Ansicht tatsächlich revidierte.
    Der Staubvorhang senkte sich. Unser Blick wurde frei, und ich riß vor Staunen die Augen auf.
    Wir befanden uns in einem Hochtal. Ich sah vor mir die sanft ansteigenden, grünen Matten. Dahinter hoben sich hell und weiß die Mauern eines Bauwerkes ab, die gleichzeitig noch durch Bäume geschützt wurden.
    »Das Kloster«, sagte Yakup.
    So hatte ich es mir nicht vorgestellt. Weitaus primitiver. Das hier war ein regelrechter Garten Eden. Ein kleines Paradies inmitten der Trostlosigkeit einer steinigen und staubigen Bergwelt.
    Yakup lachte, als er mein Gesicht sah. »Die Mönche haben es gut gemeint.«
    »Das stimmt.« Ich schaute zum Himmel. Weit und in einer sanften Bläue spannte er sich über unsere Köpfe. Einige dunkle Punkte kreisten in der Luft. Es waren Raubvögel, die sich von den warmen Aufwinden tragen ließen.
    Nur das Geräusch des fahrenden Wagens störte die Stille. Menschen sah ich nicht.
    Ich fragte Yakup danach.
    »Sie werden im Kloster sein.«
    »Kommen Sie nicht, um jemanden zu begrüßen?«
    »Nein, das haben sie nicht nötig.«
    Wenn ich mir Yakups Worte überlegte, so hatte er recht. Wir rollten in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher