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0330 - Die lebende Legende

0330 - Die lebende Legende

Titel: 0330 - Die lebende Legende
Autoren: Jason Dark
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mit Blut gefüllt.
    Auch in den leeren Augenhöhlen nistete das flackernde Feuer.
    Meine Kehle war mir eng geworden, als ich unter dem Baum stehenblieb. Ich spürte den Druck und versuchte, etwas von der Atmosphäre mitzubekommen, von der Yakup gesprochen hatte.
    Sie prallte an mir ab.
    Ich merkte nur, daß ich inmitten einer feindlichen Umwelt stand und dachte wieder an die Ninja, die das Kloster überfallen hatten.
    Bisher hatten wir von ihnen innerhalb des Komplexes noch nichts gesehen.
    Gewaltsam riß ich mich vom Anblick des Totenbaumes los und wandte mich wieder an meinen Begleiter.
    »Wo können die anderen stecken?«
    Yakup hielt die Fackel in der rechten Hand. Jetzt duckte er sich und vollführte mit der anderen, der freien, eine kreisende Bewegung.
    »Überall«, hauchte er, »Dann hätten wir sie sehen müssen.«
    »Nein«, gab er leise zurück. »In der Felswand existieren Nischen. Sie eignen sich als Verstecke.«
    »Und wo finden wir deine Lehrmeister?«
    »Das Verlies liegt noch woanders.«
    »Dann führe mich hin.«
    »Später.«
    Damit war ich nun gar nicht einverstanden. »Wieso das? Ich dachte, wir wollten sie…«
    »Erst die Ninja.«
    »Sehr richtig, mein Lieber!«
    Die Stimme dröhnte plötzlich durch die Felsenhalle. Sie besaß zwar einen geisterhaften Klang, nur hatte kein Geist gesprochen, sondern ein Mensch, den wir vor wenigen Stunden erst kennengelernt hatten. Da hatte er in einem Lokal gesessen.
    Jetzt war er hier, der Mr. Oziko!
    Ich hatte ihn gehört, aber nicht gesehen. Noch in das Echo seiner ersten Worte schwang sein Lachen hinein. Es klang hämisch und genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Dieser Mann würde dafür sorgen, daß wir diese Halle nicht mehr lebend verließen.
    Wie Idioten waren wir in die Falle getappt. Und ich hatte noch auf Yakup gehört. Hätte ich das nur nicht getan. Er war noch zu jung, um einen Überblick zu haben. Außerdem dachte er nur an seine Rache. Das hatte einfach nicht gutgehen können.
    Ich warf ihm einen enttäuschten und gleichzeitig wütenden Blick zu, den er auch verstand und als Reaktion nur mehr die Schultern hob. Was sollte er auch anders machen? Er hing ja mit drin.
    John, du hast miese Karten! Diesen Satz sagte ich zu mir selbst.
    Daran ändern konnte ich nichts.
    Oziko kostete die Lage aus. Wieder hallten uns seine Worte entgegen.
    Es war eine Begrüßungsansprache, zu der er angesetzt hatte. »Ich begrüße euch im Tempel der Weisheit, der gleichzeitig zu eurem Sterbebett wird. Das habe ich Shimada versprochen. Und ich wußte auch, daß ihr den Weg hierher finden würdet. Die Spuren waren gelegt. Auch eine kleine Ablenkung draußen konnte euch nicht aufhalten. Es lief wirklich alles so, wie ich es erwartet habe. Shimada wird mir dankbar sein.«… sein … sein …
    So hallte sein letztes Wort nach.
    Bisher hatte ich von Shimada nichts gesehen. Automatisch stellte sich die Frage, ob er überhaupt in der Nähe lauerte oder alles nur ein Spukbild gewesen war.
    Die Ninja waren keines.
    Zunächst hörte ich nur ihre Schritte. Sie gingen langsam, manchmal auch schleifend, aber ungemein gleichmäßig, so daß der Takt blieb, der sich für uns anhörte wie ein Todesrhythmus.
    Yakup Yalcinkaya hatte mir von Nischen in den Wänden erzählt.
    Bisher hatte ich sie nicht gesehen, bekam sie auch jetzt nicht zu Gesicht, aber ich sah die Ninja. Sie mußten in den Nischen gelauert haben, die sie nun verließen.
    Während sie gingen und ich von ihnen nur Schatten sah, hörte ich die zischenden Geräusche.
    Fast zur selben Zeit loderten Fackeln auf.
    Eine faszinierende und gleichzeitig unheimliche Szenerie hüllte uns ein. Mir kam es vor, als hätte ein Regisseur dieses Spiel genau einstudiert. Das rotgelbe Licht der Fackeln drängte die Düsternis zurück und erfüllte die unterirdische Halle.
    Es zuckte, es tanzte und ließ den Totenbaum noch schauriger erscheinen, als er ohnehin schon war.
    Ein makabres, mit Leichen gefülltes Gebilde.
    Ich mußte einfach hinschauen und erkannte die dort Bestatteten jetzt besser.
    Manche waren verrutscht. Sie lagen zwar noch in den dafür vorgesehenen Astgabeln, doch ihre Haltung hatte sich auf so eine Art und Weise verändert, daß ihre Arme oder auch Beine nach unten hingen und mich an zu Eis erstarrte Skelettknochen erinnerten.
    Diese Höhle war vom Grauen erfüllt.
    Ich schluckte ein paarmal. Es fiel mir schwer, mich auf die Ninja zu konzentrieren, aber ich wollte sie ansehen.
    Auch jetzt, wo sie vom Licht der
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