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033 - Die Frau aus Grab Nr. 13

033 - Die Frau aus Grab Nr. 13

Titel: 033 - Die Frau aus Grab Nr. 13
Autoren: Dämonenkiller
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aber den Eindruck eines von zu Hause durchgebrannten Schulmädchens gemacht.
    »Da ist der Marktplatz«, sagte er, als sie von der Hauptstraße auf den Platz mit der zweihundert Jahre alten Pestsäule einbogen. »Ist das nicht ein verträumter Flecken Erde? Hier hat sich in all den Jahren nichts geändert. Ja, es ist tatsächlich noch alles so, wie ich es in Erinnerung hatte. Das Lebensmittelgeschäft vom Niederstätter, wo wir immer Bonbons geklaut haben, wenn wir pleite waren – und das war ziemlich oft der Fall –, die Backstube … Ob der alte Niederl immer noch am Brotofen steht? Er müßte bereits an die achtzig Jahre sein. Und dort das Wirtshaus, wo ich mir mit fünfzehn meinen ersten Rausch geholt habe.«
    »Ich kenne jede Einzelheit dieses Platzes«, unterbrach Elke ihn.
    »Ja, weil ich ihn dir in meinen Jugenderinnerungen detailliert geschildert habe«, erwiderte er.
    »Nein, ich kenne diesen Platz und jedes Haus aus meinem Traum«, behauptete sie. Als er vor dem Gemeindeamt auf die Bremse stieg, packte sie wieder seinen Arm. »Fahr weiter, Dieter! Fahr meinetwegen durch bis nach Wien! Dann suchen wir den Anwalt auf, du regelst, was zu regeln ist, und wir kehren wieder nach München zurück.«
    Er tat, als hätte er sie nicht gehört, und blickte zu der dunklen Fassade des dreistöckigen Fachwerkbaues hoch. »Kein Licht hinter den Fenstern«, meinte er stirnrunzelnd. »Hier werde ich wohl niemanden mehr antreffen. Aber im Wirtshaus wird man mir sicherlich Auskunft geben.«
    »Dieter!« flehte ihn seine Frau an. »Warum ignorierst du meine Bitte? Ich würde das nicht von dir verlangen, wenn mir nicht so viel daran läge. Der Traum war so furchtbar – so real!
    Ich höre immer noch das Schreien der entführten Kinder in meinen Ohren.«
    »Jetzt ist es aber genug!« fuhr er sie an, schloß sie jedoch im nächsten Augenblick sofort wieder in die Arme und flüsterte ihr entschuldigende Worte ins Ohr. »Ich wollte dich nicht anschreien. Es tut mir leid. Aber du weißt, was du mir versprochen hast, Elke. Keine Phantastereien mehr. Das war abgemacht. Sei also bitte vernünftig!«
    »Ich bin es ja, Dieter«, behauptete sie weinerlich. Sie nahm sein bärtiges Gesicht zwischen ihre schmalen Hände und bedeckte es mit bangen Küssen. »Höre bitte nur noch dieses eine Mal auf mich! Wir haben hier nichts verloren. Fahren wir weiter! Der Anwalt hat uns nach Wien bestellt. Warum sind wir dann in Striga?«
    »Es war eine Blitzidee«, erklärte er ihr. »Ich habe den Namen des Anwalts noch nie gehört und keine Ahnung, was er mit meiner Familie zu schaffen hat. Es ist doch nur logisch, wenn ich hierher komme, um mir Informationen zu verschaffen. Ich möchte nicht irgendeinen Wisch unterschreiben, ohne zu wissen, warum. Und nun tu mir den Gefallen und verlier kein Wort mehr darüber.«
    »Wie du wünschst«, sagte sie spitz. »Aber ich habe dich gewarnt.« Manchmal war sie schon wirklich ein verrücktes Huhn; einfach zum Schießen, wie sie mit Leichenbittermiene dasaß, als hätte sie den Weltuntergang vorausgesagt.
    »Sieh an, das ist aber ein Glück!« rief Dieter aus, als sich das Tor des Gemeindeamtes öffnete und ein alter, gebeugter Mann mit einem Kübel voll Asche auf den Gehsteig herauskam. »Der Gemeindediener …«
    Er stellte den Motor ab und stieg aus dem Wagen. Der alte Mann mit der Fellmütze und den angenähten Ohrenschützern blickte hoch und wischte sich über die triefende Nase, die sicherlich nicht nur von der Kälte gerötet war.
    »Guten Abend, Herr Wiesinger«, grüßte Dieter und grinste breit, als er das erstaunte Gesicht des Alten sah. »Daß ausgerechnet Sie mir als erster bei meiner Rückkehr über den Weg laufen.«
    »Ja – Grüß Gott«, sagte der Gemeindediener unsicher und warf wieder einen Blick auf das ausländische Autokennzeichen. »Sie sind doch aber nicht von hier. Woher kennen Sie mich?«
    »Sie müßten mich eigentlich auch noch kennen, Herr Wiesinger«, sagte Dieter.
    »Aber gewiß nicht!« Der Alte schüttelte den Kopf. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    »Wie käme ich dazu!« Dieter grinste noch breiter. »Sehen Sie mich genau an! Und denken Sie sich den Bart weg …«
    Der Alte war um ihn herumgegangen, bis Dieter den Kopf so gewandt hatte, daß das Licht der Straßenlaterne darauf fiel.
    Plötzlich leuchtete in den Augen des Gemeindedieners Erkennen auf. Er wurde blaß, begann zu zittern, und seine Augen weiteten sich, als sähe er sich einem Gespenst gegenüber. Der
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