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0327 - Wer die Blutfrau lockt

0327 - Wer die Blutfrau lockt

Titel: 0327 - Wer die Blutfrau lockt
Autoren: Rolf Michael
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wollte. Die Warnung Rattas beherzigte sie. Doch aus dem Griff von unheimlicher Kraft konnte sich Marenia nicht heraus winden.
    Sie spürte den leblosen Atem des Vampirs wie einen eisigen Gluthauch auf ihrem Gesicht. Und die nadelspitzen Zähne, die über ihren Hals fuhren.
    Ihre zupackenden Finger suchten verzweifelt das Kreuz auf ihrer Brust, um die Bestie zurückzutreiben. Doch das Symbol der Erlösung, vor dem die Teufel und Höllenwesen weichen, war nicht mehr da. Wehrlos war Marenia dem Vampir ausgeliefert.
    Sie spürte, wie Lord Edward of Rutherford, der lebendige Tote, langsam seine Zähne in die Adern senkte und das Blut heraussaugte. Ein eigenartig prickelndes Gefühl. Keineswegs schmerzend oder unangenehm. Erotisierend und ein Vorgefühl von höchster, erfüllender Lust.
    Dennoch war sich Marenia entsetzt darüber klar, daß hier ein Wesen der Nacht das Leben aus ihr heraussaugte. Wenn sie starb, wurde sie ebenfalls zu einem Vampir - verflucht, auf Ewigkeiten in den Nächten zu wandeln und Opfer zu finden, deren Blut neue Kräfte gab.
    Marenia versuchte krampfhaft, sich aus dem Bann der Sinne, in den sie der Kuß des Vampirs schlug, zu zerbrechen. Sie spürte den Holzpfahl in ihrer Hand.
    Das war ihre Chance. Die einzige und die letzte…
    Mit aller Kraft stieß Marenia die Spitze des Pfahls dorthin, wo bei dem Vampir das kalte Herz pulsierte.
    Mit einem Schrei taumelte der Vampir zurück. Er stieß Marenia von sich. Sein Schmerzgeheul durchzitterte die Gruft und riß an den üerstrapazierten Nerven der jungen Frau. Sie taumelte zurück und preßte ein Taschentuch auf die leicht blutenden Einstiche an ihrem Hals, wo die Zähne des Vampirs eingedrungen waren.
    Mit schreckgeweiteten Augen sah sie, wie Lord Edward of Rutherford langsam zerfiel. Der tote Körper, den unheiliges Leben erfüllte, machte jetzt in kürzester Zeit den Verwesungsprozeß durch, der sonst Jahrzehnte dauert.
    Nachdem der Schmerz von dem Gesicht des Vampirs gewichen war, sah Marenia, wie sich ein Schimmer von tiefstem Frieden über die Züge senkte. Lord Rutherford war erlöst und seine Seele konnte nun in das gleißende Licht eingehen, in dem die Antwort auf alle Fragen liegt. Marenia sah, wie sich der erlöste Vampir mit letzter Kraft in seinen Sarkophag zog um dort für alle Ewigkeit zu ruhen. Als Marenia nach einer Weile hinzutrat und in die steinerne Totenkiste blickte, fand sie darin nur noch einige Hände mit grauem Staub.
    Mehr war von dem Vampirwesen nicht übrig geblieben.
    Still ging Marenia Melford nach Hause…
    ***
    Als sie am nächsten Morgen in den kleinen Spiegel ihres Schminktisches blickte stieß Marenia einen spitzen Schrei aus. Sie schloß die Augen wieder und sah noch mal hin. Aber das Phänomen blieb.
    Ihr Spiegelbild war sonderbar durchscheinend. Aber die kleinen, spitzen Bißnarben an ihrem Hals waren nicht zu übersehen. Marenia spürte, was das bedeutete. Der Vampir hatte sie gebissen -und nun trug sie den Keim des Bösen in sich. Sie war auf dem besten Wege, zum weiblichen Vampir zu werden. Das mußte sie unter allen Umständen verhindern. Sie brauchte Hilfe von Experten, die sich auskannten. Entschlossen griff Marenia zum Telefonhörer und wählte die Nummer von Scotland Yard.
    Die Zentrale meldete sich.
    »Verbinden Sie mich bitte mit Oberinspektor John Sinclair!« verlangte Marenia. Ein kurzes Knacken in der Leitung, dann meldete sich eine Frauenstimme mit Glenda Perkins. Marenia kannte sie vom Sehen. Glenda Perkins erledigte Sinclairs schriftliche Angelegenheiten.
    »Tut mir leid, Miß Melford. John ist auf Dienstreise, und wann er zurück kommt, kann man nie vorher sagen. Vielleicht wenden Sie sich an ein anderes Dezernat und… !« klang Glenda Perkins Stimme verbindlich durch den Hörer.
    »Bitte, Miß Perkins. Es ist dringend«, stieß Marenia hervor. »Es handelt sich um den Biß eines Vampirs. Kann ich auf Ihre Diskretion rechnen?«
    »Berichten Sie bitte!« in Glenda Perkins Stimme lag etwas Befehlendes.
    »Ich habe versucht, einen Vampir unschädlich zu machen. Gestern nacht auf den Northwood-Cementery. Es gelang mir, mit einem Holzpfahl die Bestie zu vernichten - aber er hat mich vorher gebissen. Und jetzt - mein Spiegelbild verschwimmt. Und die Narben an meinem Hals…!« Marenia brach ab. Sie konnte einfach nicht weiter sprechen. »Helfen Sie mir!« stieß sie nach einer Weile hervor. »Ich will nicht zu einem Nachtgeschöpf werden. Ich trage den Keim des Bösen in mir… aber den muß man doch
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