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0325 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff

0325 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff

Titel: 0325 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff
Autoren: wenn die Ratte pfiff (2 of 2) Sie tanzten
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nicht so genau wie in europäischen Hotels. Es kommen gelegentlich Leute, die gar nicht wollen, dass ihr Aufenthalt hier bekannt wird. Wir fragen nicht danach.«
    »Aber wenn Ihnen nun jemand mit der Rechnung durchgehen würde?«
    Der Geschäftsführer zuckte die Achseln. Er lächelte viel sagend.
    »Wir sichern uns schon«, meinte er. »Wir sehen ja, wie viel Gepäck jemand hat, was es wert ist und so weiter. Bis jetzt ist es noch keinem Gast gelungen, mit seinem Gepäck unser Haus zu verlassen, bevor er nicht bezahlt hatte.«
    »So«, murmelte der weiße Mann. »Das ist natürlich etwas anderes. Wenn ich mich, nicht einmal eingetragen habe… Aber gibt es denn niemand, der wenigstens weiß, wie ich heiße?«
    »Sir, Sie hatten doch heute morgen Besuch von Oberst Lindar! Der Oberst muss Sie doch kennen, wenn er persönlich kommt, um Sie zu besuchen!«
    »Oberst Lindar?« wiederholte der Mann sinnend. »Nein, den Namen habe ich noch nie gehört!«
    »Ich weiß aber doch genau, Sir, dass der Oberst bei Ihnen war!«
    »Na schön, aber wer ist das eigentlich?«
    »Der Polizeipräsident, Sir!«
    »Okay. Dann besorgen Sie mir, bitte, ein Taxi. Ich werde Oberst Lindar aufsuchen und ihm meine Situation schildern. Ach ja - die Schlange lassen Sie bitte so lange liegen, bis ich Ihnen sage, dass sie weggeräumt werden kann. Auch den Korb und den Deckel und die daran befestigte Schnur bleiben so liegen, wie sie liegen. Ich möchte, dass hier vorläufig keinerlei Veränderungen vorgenommen werden.«
    »Ja, Sir, ganz wie Sie wünschen! Aber die Schlange wird bald anfangen zu verwesen, Sir! Denken Sie an die Hitze!«
    »Ich vergesse das nicht, bestimmt nicht«, versicherte der weiße Mann. »Wissen Sie denn sonst überhaupt nichts von mir? Nicht den leisesten Anhaltspunkt? Vielleicht fällt mir alles wieder ein, wenn ich meinem Gedächtnis ein paar Stützen bieten kann!«
    »Sir, ich kann Ihnen nur sagen, dass Sie seit Ihrer Ankunft alle Welt nach einem gewissen Richard David Ackerman gefragt haben. Einem Weißen. Aber mehr weiß ich von diesem Mann auch nicht.«
    »Richard David Ackerman«, wiederholte der Weiße. »Nein. Auch dieser Name sagt mir nichts. Gar nichts…«
    ***
    Horrace Wilding wohnte in der Nähe des Jeannette Parks, nämlich in dem Haus mit der Nummer 18 der Coenties Slip East. Als ich den Jaguar in der Nähe parkte, war es nachmittags gegen fünf. In ein paar Minuten würden die Straßen übervoll sein. Die Büros und Fabriken würden gleich Feierabend machen.
    Ein junger Bursche, der im Hausflur lehnte und gelangweilt vor sich hinstarrte, sagte uns, dass Wilding eine Mansarde bewohnte. Wir kletterten viele Treppen empor, denn einen Fahrstuhl gab es nicht.
    Horrace Wilding war zu Hause. Er saß in einem uralten Schaukelstuhl, als wir bei ihm eintraten. Verwundert blickte er uns an.
    »Haben Sie sich verlaufen?«, fragte er mit einer Stimme, die noch erstaunlich jung und kräftig klang.
    »Wenn Sie Horrace Wilding sind, haben wir uns nicht verlaufen«, sagte ich. »Also wie steht’s: Sind Sie’s?«
    »Ich bin’s«, nickte er.
    Wir hielten ihm die Dienstausweise hin.
    »FBI«, sagte ich. »Wir möchten uns mit Ihnen unterhalten, Wilding. Erlauben Sie?«
    Er zuckte die Achseln, lehnte sich gemütlich in seinem Schaukelstuhl zurück und sagte zufrieden: »Von mir aus können Sie sich täglich fünf Stunden mit mir unterhalten. Dass ich im Zuchthaus saß, wissen Sie sicher schon. Dass ich seit acht Jahren draußen bin, haben Sie vielleicht auch schon gehört. Was Sie aber nicht wissen können, ist dies. Ich habe das reinste Gewissen, das einer nur haben kann. Also brauche ich auch keine Angst vor einer Unterhaltung mit Ihnen zu haben. Im Gegenteil: Ich bin so oft und so lange allein, dass es mich freut, wenn ich mal Besuch kriege. Setzen Sie sich, wo Sie mögen, und machen Sie sich’s bequem. Whisky kann ich leider nicht anbieten, denn ich trinke keinen Alkohol mehr. Ich kann ihn nicht mehr vertragen. Man wird eben älter. Aber wie wär’s mit einem Kaffee?«
    Er hatte sich aus seinem Schaukelstuhl hochgestemmt und sah uns fragend an. Wenn er stand, sah man, dass er über sechs Fuß groß war. Er schien einen gestählten Körper zu besitzen.
    »Ich glaube, eine Tasse Kaffee kann nicht schaden«, sagte ich. »Also zeigen Sie, was Sie können.«
    »Sie werden sich wundern«, versprach der alte Mann. »Ich bin ein Kaffeenarr. Als sie das im Zuchthaus erst einmal herausgefunden hatten, musste ich den Kaffee für die
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