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0325 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff

0325 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff

Titel: 0325 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff
Autoren: wenn die Ratte pfiff (2 of 2) Sie tanzten
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Steinwurf höchstens von uns entfernt.
    Erst als wir bereits eine Viertelstunde gegangen waren, ohne dass wir das Gefühl gehabt hätten, dem Dschungel wesentlich näher gekommen zu sein, spürten wir, was uns vermutlich bevorstand.
    ***
    Es war ungefähr halb sechs, als wir den Dschungelrand erreichten.
    Wir nahmen die Buschmesser in die Hand und schlugen uns unseren Weg durch das dichte Unterholz.
    Schon nach zwei Minuten war unsere Kleidung so von Schweiß getränkt, dass man sie hätte auswringen können.
    Unter dem dichten Blätterdach des Urwaldes herrschte eine derart feuchte Hitze, dass man kaum atmen konnte.
    Wir kamen unendlich mühsam voran.
    Der Kompass wies den Weg, wobei Weg nicht mehr als eben die Richtung darstellte. Mannshohe Farne stellten sich uns in den Weg, mit Blättern, mit denen sich ein Mensch fast hätte zudecken können. Lianen hingen herab und waren oft so stark ineinander verwickelt und verschnürt, dass man ohne kräftiges Buschmesser überhaupt nicht vorangekommen wäre.
    Als es dunkel wurde, nahmen wir unsere Taschenlampen.
    Jeder von uns hatte für zehn Stunden Reservebatterien im Rucksack, sodass wir nicht zu sparen brauchten.
    Es war das gespenstischste Erlebnis meines Lebens: der nächtliche Urwald, die feuchtheiße Brutglocke unter dem Blätterdach, das Geschrei, Gekreisch und Gezeter der auf geschreckten Tiere.
    Der Schweiß lief uns aus allen Poren. Selbst als die Nacht schon merkliche Abkühlung gebracht hatte, schwitzten wir, denn die wuchtigen Hiebe, die wir mit unseren Buschmessern führen mussten, und die mühsame Kletterei durch den Urwald hielten uns mehr als warm.
    Wir machten zweimal eine kurze Rast. Beim zweiten Male waren wir so erschöpft, dass wir am liebsten im Stehen eingeschlafen wären.
    Also deckten wir uns jeder eine Zigarette an und verzichteten darauf, uns gegen einen Baum zu lehnen in der Furcht, wir könnten wirklich einschlafen.
    »Wie spät ist es denn schon?«, fragte Phil.
    Ich sah auf meine Uhr mit den Leuchtziffern.
    »Es ist bereits nach zehn«, sagte ich.
    »Dann kann es doch nicht mehr so weit sein«, meinte Phil. »Der Pilot hat doch gesagt: vier bis acht Stunden.«
    »Oder mehr«, verbesserte ich.
    Wir rauchten schweigend. Nach einiger Zeit trat Phil seine Zigarette sorgfältig aus. Ich tat es ihm nach.
    »Weiter?«, erkundigte sich Phil.
    Ich nickte, blickte auf den Kompass und sagte: »Weiter! Wenn es uns gelingt, mitten in der Nacht hinzukommen, können wir uns vielleicht in Ackermans Haus schleichen.«
    Wir setzten unseren beschwerlichen Marsch fort. Zwei- oder dreimal glaubten wir neben uns im Dschungel die grün leuchtenden Augen eines Tieres zu erkennen, aber jedes Mal, wenn wir den Schein der Taschenlampe darauf richteten, waren sie verschwunden.
    Und irgendwann hörten wir dann auch die fernen Trommeln. Das Geräusch gab uns neuen Antrieb. Vielleicht waren wir doch schon näher, als wir glaubten.
    Vielleicht würde es höchstens noch eine Viertelstunde dauern, bis sich jene Lichtung vor uns auftat, auf der Ackerman sein Opium anbaute, jenes heimtückische Gift, das schon so vielen Menschen zum Verhängnis geworden war.
    Es kam der Zeitpunkt, wo wir beinahe nach jedem Schritt glaubten, dass wir die Trommeln jetzt wieder stärker hörten. Und dann war es sogar soweit, dass am Lärm der Trommeln deutlich zu hören war, wie nahe wir unserem Ziel schon sein mussten.
    »Vorsicht!«, raunte ich Phil zu. »Vielleicht hat Ackerman Wächter aufgestellt.«
    »Das hat er bestimmt«, erwiderte mein Freund. »Ein Gangster wie Ackermann verlässt sich nicht auf den Schutz der Natur. Der fühlt sich nur wohl, wenn er seine Sicherheit selbst organisiert hat.«
    Wir setzten unseren Weg langsamer und vorsichtiger fort. Bei der Dichte des Urwaldes war ja mit jedem Schlag des Buschmessers zu fürchten, dass man plötzlich das letzte Lianenstück oder den letzten Farn vor der Lichtung abgehauen hatte.
    Längst schon hatten wir nicht allein mehr das Hallen der Trommeln gehört, sondern auch den hektischen Gesang von Eingeborenen, die sich in einem Rauschzustand befinden mussten.
    Und es dauerte nicht mehr lange, bis Phil mich plötzlich am Armei packte und mir zuraunte: »Lampe aus! Da vorn muss ein Feuer brennen!«
    Wir löschten die Lampen. Eine gewisse Zeit brauchten wir, bis sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
    Aber dann sahen wir das Feuer.
    Vorsichtig legten wir die letzten Meter bis zum äußersten Rand des Dschungels zurück.
    Wir
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