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0325 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff

0325 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff

Titel: 0325 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff
Autoren: wenn die Ratte pfiff (2 of 2) Sie tanzten
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dass du jedes Mal einen Dollar kriegst, wenn irgendwo ein blödsinniger Zauber in der Luft liegt! Müssen wir hier warten, bis die fertig sind, oder können wir schon ins Dorf gehen?«
    Er zeigte auf die Ansammlung niedriger, schneeweißer Hütten, die sich eine halbe Meile von der Küste entfernt aneinanderschmiegten.
    »Hier alles okay«, sagte Joe. »Wir gehen ins Dorf und trinken fella Whisky.«
    »Eher drehe ich dir den Hals um, bevor du auch nur einen Tropfen Whisky kriegst, Joe, merk dir das!«, lachte Rickert.
    Sie marschierten zusammen los. Das Dorf war größer, als es aus der Ferne gewirkt hatte.
    Es stellte sich heraus, dass jenseits der vorragenden Waldzunge das Dorf weiterlief, sodass es viel mehr Häuser zählte, als man von der Küste her erkennen konnte.
    »Hier sein fella Whisky!«, sagte Joe und zeigte auf ein Haus vor dessen offenem, und türlosem Eingang ein verblichenes Blechschild Ale-Bier ankündigte.
    »Du hältst deinen fella Mund«, sagte John Rickert ernst. »Ich will das Wort Whisky nicht noch einmal von dir hören, solange du bei mir angestellt bist! Oder du fliegst sofort! Klar?«
    Joe sprang erschrocken einen Schritt zurück, verzog das Gesicht, warf die Arme in die Luft und trommelte mit den Fäusten auf seiner Herzgegend herum, wobei er unaufhörlich versicherte, dass er nie wieder auch nur an fella Whisky denken wollte. Aber natürlich fiele ihm das leichter, wenn Rickert ihm vorher erlaubte, doch schnell einen fella Whisky…
    »Joe!«, sagte Rickert nur, als der Eingeborene an dieser Stelle angekommen war. Joe verstummte.
    ***
    Die nächsten zwei Stunden haderte er mit der Welt und namentlich mit seinem Schicksal. Aber davon merkte Rickert nicht viel, denn er war in den folgenden Stunden viel zu beschäftigt.
    Aus dem Hause trat ein Mann heraus, der seit Tagen nicht mehr rasiert war. Er trug ein zum Auswringen nasses Hemd von olivgrüner Farbe, eine Hose aus grobem, hellbraunem Tuch und derbe Stiefel. Über die rechte Wange zog sich bis herab zum Kinn eine rote Narbe, die sein Gesicht fürchterlich entstellte.
    »Ich werd verrückt!«, rief der Mann, als er John Rickert sah. »Ein Weißer! Und ein Fremder dazu! Gibt’s denn so etwas überhaupt noch? Hereinspaziert, mein Verehrtester, drinnen ist es zwar auch nicht kühler, aber da ist Schatten, und man kann sich deshalb einbilden, es wäre doch kühler. Kommen Sie, kommen Sie, kommen Sie! Wir müssen unser Palaver abhalten! Kommen Sie, mein Bester! Nur immer herein!«
    John Rickert folgte dem Mann in einen fast leeren Raum, der sein Licht durch ein kleines Fenster in der Längswand bezog. Ein paar Stühle standen herum und vier leere, umgedrehte Kisten, die als Tische dienten.
    »Sind Sie Harry Wellers?«, fragte Rickert.
    »Bin ich, bin ich«, versicherte der unrasierte Mann. »Und Sie?«
    »Ich bin John Rickert.«
    »Ire?«
    »Nein. Amerikaner.«
    »Amerikaner? Teufel, Teufel, seit wann treiben sich denn Amerikaner hier herum? Das war doch früher nie Mode.«
    Er stellte eine Flasche und zwei Gläser auf die Kiste, an der die beiden weißen Männer Platz genommen hatten, während Joe im Hintergrund auf dem blanken Fußboden hockte und irgend etwas kaute.
    »Danke«, sagte Rickert abwehrend. »Nicht für mich. Ich trinke in dieser Affenhitze keinen Alkohol. Es würde mich verrückt machen, nehme ich an. Jedenfalls möchte ich es nicht probieren.«
    »Das ist doch kein Alkohol!«, lachte der Unrasierte dröhnend. »Das ist Gin. Den braucht man hier wie zu Hause den Frühstückstee.«
    »Danke, ich möchte nicht«, wiederholte Rickert unbeirrbar. »Können wir gleich zum Geschäft kommen? Ich muss nämlich möglichst schnell erfahren, ob ich hier bleibe oder ob ich noch heute zurückfahre.«
    »Über Geschäfte rede ich am liebsten, wenn sie etwas einbringen«, sagte Harry Wellers. »Ist das der Fall?«
    »Das hängt von Ihnen ab. Man sagte mir, Sie wären der Mann, der für meine Zwecke geeignet wäre.«
    »Und was sind das für Zwecke? Wollen Sie auf Großwildj agd gehen? Tut mir leid, Mister, damit ist nichts mehr. Ich schieße nicht mehr auf Tiere.«
    »Aber Sie haben es früher getan?«
    »Ich war der beste Großwildjäger weit und breit.«
    Harry Wellers sagte es in einem Ton, der die Vermutung ausschloss, er sei ein Prahler. Aber er sagte es in so abwehrendem Ton, dass Rickert die Frage, warum er jetzt nicht mehr jage, unterdrückte.
    Stattdessen fragte er: »Dann kennen Sie das Land?«
    »Genauer, als es irgendein anderer
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