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0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

Titel: 0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«
Autoren: Ich jagte das »Blaue Gesicht«
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zu den Hüften heraus war, begannen rote Kreise vor meinen Augen zu tanzen. Meine Lungen schienen zu bersten. Es konnte nur noch wenige Augenblicke dauern, bis ich die Besinnung verlor.
    Noch ein Ruck — und auch das Kissen, mit dem ich meine Sitzfläche geschützt hatte, glitt aus der Umklammerung der Blechschale.
    Ich war frei.
    Ich stieß mich ab. Ich schnellte hinauf. Die Schwimmstöße, die ich machte, um an die Oberfläche zu kommen, verbrauchten meine letzten Kräfte. Mein Luftvorrat war endgültig erschöpft. Das Herz trommelte wie wahnsinnig gegen die Rippen.
    Dann war ich oben, stieß mit dem Kopf durch das Wasser, sah den Sternenhimmel und schnappte mit weit geöffnetem Mund wie ein Karpfen nach Luft.
    Jetzt, da die Anstrengung vorüber war, stieg Übelkeit in mir hoch. Wassertretend blieb ich an der Oberfläche, atmete tief, streifte den Sturzhelm ab, ließ ihn im Wasser versinken, öffnete den Reißverschluß der Lederjacke und zerrte das Kissen darunter hervor.
    Dann schwamm ich langsam an Land. Das Ufer war sehr steil. Aber ich fand eine Stelle, an der ich aufs Trockne krabbeln konnte. Einige Sekunden blieb ich erschöpft, ohne mich zu rühren, liegen.
    Plötzlich durchfuhr es mich siedendheiß.
    Linda Evola.
    Fletcher hatte sie nicht aus dem Wagen gehoben. Und allein war sie auch nicht ausgestiegen. Folglich mußte sie noch in dem Ford sein.
    Ich fuhr empor, streifte die Lederjacke ab, zerrte das zweite Kissen aus meinem Overall und verschwand dann mit einem Hechtsprung im Wasser.
    Jeder Sportschwimmer weiß, daß es keine Kleinigkeit ist, nachts in einem dunklen breiten Fluß wie dem Hudson nach einem in mehreren Yard Tiefe liegenden Gegenstand zu tauchen.
    Auch wenn dieser Gegenstand so groß wie ein Auto ist. Erst bei meinem dritten Tauchversuch fand ich den Ford.
    Ich hielt mich an dem Wagen fest und tastete nach dem Türgriff. Als ich ihn gefunden hatte, klinkte ich auf und versuchte die Tür zu öffnen. Mit einiger Anstrengung gelang es mir. Das bewies, daß das Innere des Fahrzeugs bereits mit Wasser gefüllt war, denn andernfalls wäre der Druck des Wassers von außen so stark gewesen, daß ich die Tür niemals aufbekommen hätte.
    Als ich den Schlag — es war die rechte Vordertür — weit genug geöffnet hatte, streckte ich die Linke tastend vor.
    Ich stieß auf nassen Stoff. Es war ein schweres Bündel. Das gab nach und glitt mir entgegen. Ich griff auch mit der anderen Hand zu und zog das Girl aus dem Wagen. Als ich sie heraus hatte, wischte mir etwas Seidigweiches über das Gesicht, zart und kaum spürbar.
    Es müssen Linda Evolas Haare gewesen sein.
    Das Mädchen war schwer und leblos.
    Ich beeilte mich, an die Oberfläche zu kommen. Dort warf ich nur einen kurzen Blick in das bleiche Gesicht, von dem ich nicht viel erkennen konnte. Dann schwamm ich in Rückenlage an Land, wobei ich den Kopf des Mädchens aus dem Wasser hielt. Ich wollte nichts unversucht lassen, obwohl ich wußte, daß es nicht mehr viel Sinn haben würde.
    An der gleichen Stelle, an 'der ich schon einmal aufs Trockene gekrochen war, zog ich das Girl aus dem Wasser.
    Als ich ihr Gesicht berührte, spürte ich, daß es eiskalt war.
    Sie steckte in einem dunklen flauschigen Mantel.
    Ich tastete nach ihren Händen und stellte voller Erstaunen fest, daß sie nicht gefesselt waren. Auch an den Füßen hatte das Girl keine Fesseln.
    Vorsichtig begann ich mit künstlicher Atmung. Ich hob und senkte die Arme der Blinden und preßte sie auf die Rippenbögen. Aber es war umsonst.
    Linda Evola war tot.
    Als ungefähr zehn Yard vor mir ein Handscheinwerfer aufflammte, war ich noch mit dem Wiederbelebungsversuch beschäftigt. Der Scheinwerfer war genau auf mich gerichtet, blendete mich und machte mich hilflos.
    Ich ließ Linda Evolas Hände los und stützte meine Handflächen auf den Rasen.
    Der Lichtkegel blieb auf mich gerichtet, und eine rauhe Männerstimme ertönte: »Was machen Sie denn da?«
    »Das sehen Sie doch«, antwortete ich. »Ich versuche festzustellen, ob in diesem Mädchen noch ein Fünkchen Leben ist.«
    Der Lichtkegel schwankte auf mich zu.
    »Sind Sie mit dem Wagen in den Hudson gefahren?«
    »Haben Sie es gesehen?« fragte ich erstaunt.
    »Ich hörte den Plumps.«
    »Sie kommen reichlich spät.«
    »Na, ich- dachte, ich hätte mich getäuscht. Aber dann habe ich mein Nachtglas genommen und die Stelle hier beobachtet. Und da sah ich jemanden auftauchen und an Land schwimmen. Das waren Sie wohl?«
    »Ja, das war
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