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0323 - Die Zeitpolizei

Titel: 0323 - Die Zeitpolizei
Autoren: Unbekannt
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von einem Haupteingang der Zentrale entfernt in den Gang hinaus.
    Hier hielten sich weitaus mehr Männer auf als in den unteren Decks. Niemand maß dem Auftauchen des diensttuenden Leutnants jedoch eine besondere Bedeutung bei. Gleichgültige Blicke vorübergehender Männer streiften den Offiziersanwärter. Poindexter richtete seine Blicke auf den Boden und steuerte auf den Eingang der Zentrale zu. Er hatte keine klaren Vorstellungen darüber, bei welchem Offizier er sich melden sollte. Diese Unsicherheit verstärkte seine Nervosität. Er hätte viel dafür gegeben, wenn jetzt plötzlich Leutnant Berliter gesund und munter um die nächste Biegung des Ganges gekommen wäre, um an seiner Stelle in die Zentrale zu gehen.
    Unmittelbar vor dem Eingang verließ Poindexter das bißchen Mut, das ihn bisher zum Weitergehen veranlaßt hatte. Er blieb stehen und starrte unglücklich auf die beschriftete Tür. Die Buchstaben schwammen vor seinen Augen. Er wußte, daß jeden Augenblick ein höherer Offizier herauskommen konnte. Vielleicht sogar der Großadministrator oder der Lordadmiral der USO. Poindexter schluckte, um den Kloß in seiner Kehle hinabzuwürgen.
    Plötzlich sagte eine rauhe Stimme hinter ihm: „Was haben Sie vor, junger Mann?"
    Poindexter warf sich herum, wobei sein rechtes Bein die Drehung zunächst nicht mitmachte, was zur Folge hatte, daß er es mit einer weitausholenden Bewegung nachziehen mußte.
    „Sie sehen ja aus wie ein Schlittschuhläufer", sagte der Mann, der ihn angesprochen hatte.
    Poindexter errötete. Der Mann, der ihm gegenüberstand, war untersetzt und hatte kurzgeschnittene Haare. Ein Schildchen auf seiner Brust wies ihn als Major Bob McCisom aus.
    Major! durchzuckte es Poindexter wie ein elektrischer Schlag.
    Er sammelte alle in ihm verbliebene Willensstärke und machte eine Ehrenbezeigung, die sogar den erfahrenen McCisom die Augenbrauen zusammenziehen ließ.
    „Was soll das?" erkundigte sich der Chef der Fünften Flottille. „Machen Sie hier Freiübungen?"
    „Nein, Sir!" stieß Poindexter hervor. Dann sprudelte er blitzschnell heraus: „Ich melde mich zum Dienst. Ich bin der Stellvertreter. Leutnant Berliters, Sir."
    McCisom schüttelte den Kopf.
    „Bei mir brauchen Sie sich nicht zu melden." Er hob den Arm. Sein Daumen zeigte auf die Tür. „Da liegt Ihr Ziel, Leutnant. „.
    Poindexter glaubte sich verhört zu haben. Er hatte nur noch den Wunsch, dem Major so rasch wie möglich zu entkommen. Dabei half nur eine Flucht nach vorn. Mit Todesverachtung riß er die Tür auf und stürmte mit gesenktem Kopf in die Zentrale.
    Er hatte noch keine zehn Meter zurückgelegt, als er fast mit jemand zusammengestoßen wäre.
    Hastig wich er zur Seite und blickte mit aufgerissenen Augen auf den Mann, den er fast umgerannt hätte.
    Da Poindexter seine Blicke langsam hob, sah er zunächst blütenweiße Wadenstrümpfe und spitze Schnallenschuhe. Dann kamen Kniehosen und ein Frack.
    Poindexter wußte sofort, wem er da gegenüberstand. Das war Roi Danton, der sich „König der Freihändler" nannte.
    Roi Danton war seinerseits zurückgewichen und entfernte nun mit den Fingerspitzen ein paar imaginäre Stäubchen von den Ärmeln seines Fracks. Dabei stieß er einen langgezogenen Seufzer aus.
    „Wollen Sie vielleicht die Güte haben, sich für dieses Malheur zu entschuldigen, Monsieur?" fragte er mit hoher Stimme. „A distance sahen Sie doch so manierlich aus, doch dann wollten Sie mich par force von den Beinen werfen."
    Poindexters Kinn sank herab, wodurch sein Gesicht noch länger und noch häßlicher wurde.
    Sofort wurden Danton und er von einigen Männern umringt. Poindexter sah grinsende Gesichter. Er wünschte, er hätte sich unsichtbar machen können.
    Danton trat plötzlich auf ihn zu und nahm ihn am Oberarm.
    „Wollen wir uns nicht den Blicken dieser Schaulustigen entziehen, mon ami? Echte Männer sollten ihre Meinungsverschiedenheiten nicht vor den Augen des Pöbels austragen."
    „Entschuldigen Sie, Sir!" mischte sich eine andere Stimme ein. Poindexter glaubte zu erkennen, daß sie Bob McCisom gehörte. „Dieser junge Mann ist Leutnant Berliters Stellvertreter."
    Poindexter ahnte, daß diese Worte an einen höheren Offizier gerichtet waren.
    „Lassen Sie jetzt Ihre Späße, Danton!" sagte eine energische Stimme. „Zurück an die Plätze, Männer."
    Poindexter begriff, daß ausgerechnet das eingetreten war, was er unter allen Umständen hatte vermeiden wollen: Sein Erscheinen in der
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