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0323 - Die Zeitpolizei

Titel: 0323 - Die Zeitpolizei
Autoren: Unbekannt
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sofort diensttuender Leutnant", sagte er.
    In Poindexters Ohren begann es zu summen. Der Blutandrang zu seinem Gehirn war so groß, daß sogar seine Ohren rot wurden. Er brachte es nicht fertig, irgend etwas zu sagen. Er starrte den kranken Leutnant nur an.
    Berliter zog die Bettdecke bis zum Kinn.
    „Warum starren Sie mich so an Roscoe?" fragte er unbehaglich.
    Poindexters Augen richteten sich gegen die weiße Decke.
    „Ich weiß es nicht, Sir. Entschuldigen Sie, Sir."
    „Wenn ich Sie so reden höre, bekomme ich Bedenken, Sie als Diensttuenden einzusetzen", sagte Berliter. „Reißen Sie sich zusammen, Mann!"
    „Zu Befehl, Sir!" schrillte Poindexter und zog den Kopf zwischen die Schultern.
    „Es kann sich nur um zwei Tage handeln", sagte Berliter. „Bis dahin, so meinte der Arzt, bin ich wieder auf den Beinen. Bei allen Planeten, Roscoe! Machen Sie unserem Deck keine Schande."
    Poindexter hatte einen trockenen Mund. Seine Zunge erschien ihm so groß, daß es ihm schwerfiel, irgend etwas zu sagen.
    „Entschuldigen Sie, wenn ich darauf hinweise, daß Offiziersanwärter Stanlick ältere Rechte hat", murmelte er.
    Berliter nickte nachdenklich.
    „Ich weiß", sagte er. „Stanlick ist auch ein ausgezeichneter Mann, aber er ist zu jähzornig. Diesem Jähzorn verdankt er es, daß er zur Zeit eine Disziplinarstrafe verbüßt. Ich kann ihn unter diesen Umständen nicht als meinen Stellvertreter einsetzen. Sehen Sie das ein?"
    „Ja, Sir", sagte Poindexter. Im stillen verwünschte er die unglückselige Fügung des Schicksals, die dafür gesorgt hatte, daß außer Berliter auch noch dessen Stellvertreter ausgefallen war.
    „Melden Sie sich in der Zentrale", befahl Berliter. „Ab sofort werden Sie bei allen Offiziersbesprechungen dabeisein. Ich möchte daß Sie mich auf dem laufenden halten."
    Worte wie „Offiziersbesprechungen" und „Zentrale" ließen Poindexter heftig zusammenzucken. Die Vorstellung, daß er die Zentrale betreten und sich dort melden sollte, verschlug ihm den Atem. Lieber hätte er im Laderaum Messingstangen poliert, als vielleicht dem Großadministrator persönlich gegenüberzutreten.
    „Jeder andere wäre mir vor Freude um den Hals gefallen", sagte Berliter. „... und Sie? Ich habe den Eindruck, Sie sehen enttäuscht aus."
    „Nein, Sir", versicherte Poindexter hastig. „Ich... ich freue mich. Vielen Dank für Ihr Vertrauen, Sir."
    Seine Stimme klang so kläglich, daß Berliter die Stirn runzelte.
    „Sie sind jetzt für einen begrenzten Zeitraum Offizier", sagte der Leutnant. „Ich erwarte, daß Sie sich entsprechend benehmen. Irgendwelche Unsicherheiten gibt es nicht. Sie haben hervorragende Arbeiten geliefert und sind intelligent. Es gibt für Fehlschläge also keine Entschuldigungen."
    Roscoe Poindexter salutierte.
    „Ich werde mir Mühe geben, Sir."
    „Sie können gehen", sagte Berliter. Poindexter machte eine zackige Kehrtwendung und wäre dabei fast über seine eigenen Füße gestolpert. Zum Glück bekam er rechtzeitig den Türgriff zu fassen, an dem er sich festhalten konnte. Ohne noch einmal den Kopf zu wenden, verließ er die Kabine. Draußen auf dem Gang blieb er stehen und holte tief Luft. Er mußte sich den Schweiß von der Stirn wischen.
    „Diensttuender Leutnant Roscoe Poindexter", murmelte er verstört.
     
    *
     
    Bei seinem Dienstantritt an Bord der CREST IV hatte man Roscoe Poindexter die wichtigsten Einrichtungen des Flaggschiffs gezeigt. Seine Erinnerung an die Zentrale war jedoch mehr als verschwommen. Damals war er viel zu aufgeregt gewesen, um sich irgendwelche Einzelheiten einprägen zu können. Seither hatte er keine Gelegenheit erhalten, die Zentrale aufzusuchen. In einem 2500 Meter durchmessenden Schiffsgiganten stellte der Dienst auf dem B-Deck hohe Anforderungen an einen jungen Raumfahrer. Die Zentrale war für Poindexter das gleiche wie für einen Menschen auf der Erde eine weit entfernte Großstadt. Er wußte, daß es sie gab, aber seine Aussichten, jemals dorthin zu gelangen, waren mehr als gering. Natürlich hatte Poindexter an der Raumakademie gelernt, wie eine Zentrale eingerichtet war; er hatte unzählige Testaufgaben in einer nachgebauten Kleinzentrale zur Zufriedenheit seiner Lehrer gelöst.
    Vom dreiundzwanzigsten B-Deck aus hätte Poindexter einen Antigravschacht benutzen können, der unmittelbar in die Zentrale führte, doch dazu war er viel zu schüchtern. Er benutzte einen der weiter außen gelegenen Schächte und trat ungefähr fünfzig Meter
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