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032 - Die magische Seuche

032 - Die magische Seuche

Titel: 032 - Die magische Seuche
Autoren: B.R. Bruss
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das kurz vor dem Reifen stand.
    Ich sagte es den Eltern, die verängstigt neben dem Bett des Jungen standen. Sie waren glücklich, daß sich ihre Befürchtung nicht bewahrheitet hatte, und der Junge strahlte.
    Ich strahlte auch, aber es war entsetzlich, daß die Leute nun wußten, was diese Krankheit bedeutete. Bei den geringsten Anzeichen dafür waren sie außer sich vor Angst.
    Ich blieb noch ein Weilchen bei den Bradels und verabschiedete mich, um auf der schlechten Straße nach Hercenat zurückzukehren.
    Das Wetter war traumhaft schön, nicht das kleinste Wölkchen unterbrach das tiefe Blau des Himmels. Die Straße durchquerte ein kleines Föhrenwäldchen, in dem ich oft und gern spazierenging. Es war kurz vor sieben Uhr abends, und die Sommertage waren lang. Aber Lucie wartete auf mich.
    Was plötzlich geschah, war unerklärlich, unvorhergesehen und schrecklich. Ich fuhr eben aus dem Wäldchen heraus. Die Straße führte an einer kleinen Schlucht entlang, und ich schaltete in den zweiten Gang zurück, da die Strecke bald steil abzufallen begann. Da verfinsterte sich der Himmel vor mir, das heißt, eigentlich wechselte er die Farbe und wurde innerhalb von zwei, drei Sekunden violett – und dann fast schwarz. Gleichzeitig erhob sich direkt vor mir eine Art Säule in Form einer Sanduhr, die sehr dunkel war und sich mit unglaublicher Geschwindigkeit um die eigene Achse drehte.
    Ich bremste verzweifelt, um diesem beängstigenden und merkwürdigen Hindernis auszuweichen. Da wurde es plötzlich hell. Eine Helligkeit von unerhörter Intensität strahlte von der Erscheinung aus und brachte sie zum Verschwinden, ein helles Gelb brach daraus hervor, das die Luft erfüllte.
    Ich glaube, daß die dunkle Spindel, die sich vor meiner Kühlerhaube hin – und her bewegte, meinen Wagen streifte und gegen die Stoßstange stieß. Aber ich bin mir nicht ganz sicher, denn alles geschah zu schnell, als daß ich mir dessen wirklich bewußt wurde.
    Jedenfalls verlor ich die Herrschaft über den Wagen, er raste quer über die Straße, rutschte die Böschung hinunter und schlitterte in einen Wassergraben. Die Tür auf meiner Seite hatte sich jedoch geöffnet, und ich wurde in ein dichtes Gestrüpp geschleudert. Heftiger Regen fiel auf das trockene Gras um mich herum, ich bekam eine Dusche ab, und die eiskalte Ladung Wasser bewahrte mich davor, ohnmächtig zu werden.
    Ich war benommen und hatte einen leichten Schock. Ich rieb mir den schmutzigen Brei aus Augen und Mund und sah mich um. Der Himmel war wolkenlos blau, die Föhrenäste bewegten sich unschuldig im leichten Wind.
    Ich betastete meine Knochen, anscheinend war nichts gebrochen. Das Gestrüpp hatte den Aufprall gemildert, und ich hatte nur einige Abschürfungen und Kratzer erlitten.
    Ich befreite mich aus den Ästen und Zweigen. Zur Straße waren es nur ein paar Meter. Auf allen Vieren kroch ich durch den Schlamm und erklomm die Böschung. Seit ich die merkwürdige Erscheinung gehabt hatte, waren nicht mehr als zwei Minuten vergangen.
    Ich fühlte mich zwar halbwegs gut, war aber immer noch ein wenig verwirrt. Ich wußte nicht genau, was ich tat und konnte das Zittern meiner Hände nicht unter Kontrolle halten.
    Also wischte ich mir die Hände, so gut es ging, im Gras ab und machte mich zu Fuß auf den Weg zurück nach Hercenat. Ich war nicht weiter als hundert Meter gegangen, als ein Wagen aus Richtung Hercenat kam. Ich stellte mich in die Mitte der Straße und winkte. Der Wagen hielt an. Ich kannte den Fahrer, es war der Straßenwärter Portier, den ich von Zeit zu Zeit in der Stadt traf.
    Auch er kannte mich. Er stieg aus und blickte mich überrascht an. „Was ist mit Ihnen geschehen, Herr Doktor?“ fragte er. „Sind Sie in eine Pfütze gefallen?“
    „Es war … es war dieser Wirbel … dieser Wassertrichter … die Helligkeit … das verlor ich die Kontrolle über den Wagen.“
    Sein Erstaunen wuchs. „Welcher Wirbel? Ein Wassertrichter? Aber Sie sehen doch, Herr Doktor, es ist keine Wolke am Himmel!“
    Er mußte glauben, ich hätte den Verstand verloren.
    „Kommen Sie! Kommen Sie und sehen Sie selbst!“
    Er folgte mir, sah, daß die Straße auf einem zwanzig Meter langen Stück naß war, sah die Spuren meiner Reifen auf dem Asphalt und sah meinen Wagen in dem Wassergraben liegen.
    „Das ist unglaublich“, sagte er schließlich. „Ich verstehe nicht, was da passiert ist.“
    „Ich auch nicht.“ Ich begann ihm zu erzählen, was vorgefallen war, und vor allem,
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