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0316 - Das Todeslied der Unterwelt

0316 - Das Todeslied der Unterwelt

Titel: 0316 - Das Todeslied der Unterwelt
Autoren: Das Todeslied der Unterwelt (1 of 2)
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Mann mit einem leisen Spleen gehalten. Jetzt war ich mir meiner Sache nicht mehr so ganz sicher. Sein Händedruck hatte mir bewiesen, daß er hart zufassen konnte, wenn es sein mußte. Und seine eigenartige Art, sich zu geben, konnte jedenfalls nicht darüber hinwegtäuschen, daß er sich offenbar gründlich mit dem beschäftigt hatte, was er zur Sprache brachte.
    Mit einem raschen Blick zu Phil sah ich, daß auch mein Freund emst geworden war.
    »Am besten, Mr. Gordon«, sagte ich ab wartend, »erzählen Sie erst einmal alles, was Sie auf dem Herzen haben. Allerdings würde mich vorher interessieren, wie Sie gerade zu uns kommen. Es gibt noch eine Menge anderer Büros in diesem Hause.«
    »Ach ja, das vergaß ich zu erwähnen. Dafür gibt es zwei Gründe. Heute morgen berichtete mir Mr. Hampshire von dem geradezu sensationell schnellen Ergebnis Ihrer Fahndung nach dem Mann, der ihn gestern abend überfallen hatte. Das bestärkte mich in dem schon vor Tagen gefaßten Entschluß, mich an das FBI zu wenden. Ich suchte, wie es sich gehört, Ihren Distriktchef auf, Mister High — den ich, nebenbei bemerkt, außerordentlich schätze —, und trug ihm mein Anliegen in aller gebotenen Kürze vor. Er verwies mich an Sie.«
    Dieser Gordon entpuppte sich immer mehr als ein Mann, der zwar kindisch aussah und sich ein bißchen lächerlich aufführte, den man aber ernst nehmen mußte, wie nun auch diese nebenbei vorgetragene Geschichte mit Mr. High bewies. Wenn ihn der Chef zu uns schickte, hieß es praktisch, daß wir das zu übernehmen hätten, was Gordon »sein Anliegen« genannt hatte.
    »Bitte, erzählen Sie, Mr. Gordon«, sagte Phil.
    »Gern, Mr. Decker. Ich will mit den beiden Fällen anfangen, die für meine Gesellschaft eigentlich allein interessant sind. Die Daten und Einzelheiten erspare ich mir, die können Sie später in den Akten einsehen, die ich mitgebracht habe. Zunächst also Fall Nummer eins. Ein Mann namens Harry T. Coster wird ermordet. Es ist nicht möglich, den Mörder zu finden. Coster ist verheiratet mit einer Dame, deren Vorleben — nun, sagen wir: Zeugnis davon ablegt, daß die besagte Dame eine weitherzigere Auffassung von Moral und Tugend hat, als dies gemeinhin in unserem Lande der Fall zu sein pflegt.«
    »Um es deutlich zu sagen«, murmelte ich, »die Witwe des Ermordeten hatte reichlich Männerbekanntschaften?«
    Gordon nickte.
    »Meiner Gesellschaft sind im allgemeinen die moralischen Maßstäbe gleichgültig, nach der dieser oder jener Bürger lebt«, fuhr Gordon fort. »Aber wir machten uns natürlich Gedanken darüber, daß Mrs. Coster nach der Ermordung ihres Gatten Anspruch auf seine Lebensversicherung in Höhe von vierzigtausend Dollar besaß. Ich gebe zu, daß ich auf den unfeinen Gedanken kam, einer Dame wie Mrs. Coster könne ein so erträglicher Tod eines abgearbeiteten, müden Ehemannes vielleicht ganz willkommen erscheinen.«
    Duff Gordon räusperte sich. Er blätterte eine Seite in seiner Mappe um und erzählte weiter:
    »Wegen des geringen Betrages wollen wir zunächst einen Fall auslassen, bei dem es um die kleinste Lebensversicherung geht, die bei uns abgeschlossen werden kann: um zweitausend Dollar. Immerhin weist auch dieser Fall ein paar sehr merkwürdige Charakterzüge auf. Aber kommen wir zu unserem Fall Nummer zwei: Eine gewisse Anna Hoare wird eines Morgens ermordet aufgefunden. Nach zweifellos sehr ernsten Anstrengungen muß die Mordkommission meiner Gesellschaft eingestehen, daß man kaum noch Hoffnung habe, den Fall klären zu können. Anna Hoare war 54 Jahre alt und nicht verheiratet. Außerdem — dies zu ihrer Charakterisierung — war sie Vorstandsmitglied im Frauenvereiri .Amerikanische Tugend.«
    »Oh!« sagte Phil und griff schnell nach seinen Zigaretten.
    Gordon fuhr fort:
    »Anna Hoare hatte keine leiblichen Erben. Aber es existiert da ein Neffe, der einzige Sohn ihrer Schwester. Die Schwester war mit ihrem Ehemann bei der bekannten, fürchterlichen Schiffskatastrophe der ›Andrea Doria‹ umgekommen, so daß der einzige Sohn Vollwaise wurde. Es gibt keinerlei Beweise dafür, daß dieses Unglück den Lebenswandel des jungen Mannes in irgendeiner Form beeinflußt hätte. Außer vielleicht der Tatsache, daß einige Bekannte nun aus lauter Mitleid mit ihm bereit waren, ihm noch einmal und zu dem, was sie ihm schon gegeben hatten, Geld zu leihen.«
    »Ich nehme an«, sagte Phil, als Gordon eine kleine Pause machte, »daß diese Anna Hoare etwas Geld erspart
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