Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0316 - Das Todeslied der Unterwelt

0316 - Das Todeslied der Unterwelt

Titel: 0316 - Das Todeslied der Unterwelt
Autoren: Das Todeslied der Unterwelt (1 of 2)
Vom Netzwerk:
Phil.
    Es klopfte an die Tür, bevor ich eine Antwort geben konnte. Phil rief »Herein«, und wir sahen beide zur Tür. Der Mann, der über die Schwelle trat, wirkte auf den ersten Blick wie irgendein Handelsvertreter. Die schwarze, große Tasche, die er bei sich trug, schien Warenmuster zu enthalten.
    »Guten Morgen«, sagte er.
    »Guten Morgen«, antworteten wir.
    Er nickte zufrieden, hängte seinen Hut an den Garderobenständer und fing an, umständlich seinen Mantel auszuziehen. Phil warf mir eihen mißtrauischen Blick zu. Ich zuckte die Achseln. Ich hatte den Burschen ja auch noch nicht gesehen.
    Als er seinen Mantel ausgezogen hatte, nahm er seine abgestellte Tasche wieder auf und sah sich nach einer Sitzgelegenheit um. Er nahm einen Stuhl und postierte ihn genau in die Mitte zwischen Phils Schreibtisch und meinem. Darauf stellte er seine Tasche ab und marschierte zu Phil.
    »Gestatten Sie?« fragte er höflich und verbeugte sich. »Mein Name ist Duff Gordon.«
    Ich glaube, Phil mußte sich anstrengen, um ernst zu bleiben. Er sagte seinen Namen. Wie zwei wohlerzogene englische Businessmen schüttelten sie sich gemessen die Hand. Gordon machte kehrt, kam zu mir, verbeugte sich und sagte:
    »Gestatten Sie, mein Name ist Duff Gordon.«
    »Ich heiße Jerry Cotton«, erwiderte ich artig und drückte ihm die Hand.
    Bei der Gelegenheit spürte ich, daß Gordon Hände besaß, die zugreifen konnten. Phils hämisches Feixen verriet, daß er die gleiche Erfahrung gemacht hatte.
    »Nehmen Sie Platz, Mr. Gordon«, sagte ich. »Was können wir für Sie tun?« Er setzte sich, zupfte die Bügelfalte seiner Hosenbeine zurecht und meinte: »Für mich? Für mich eigentlich nichts. Eher schon für meine Gesellschaft.«
    »Was für eine Gesellschaft ist das, wenn man fragen darf?«
    »Die Western Insurance.«
    In letzter Zeit bekamen wir es anscheinend dauernd mit derselben Versicherungsgesellschaft zu tun. Gestern abend war es Hampshire gewesen, der uns hinter Sniff hergejagt hatte, und jetzt tauchte Mr. Gordon auf.
    »Mr. Gordon«, sagte Phil vorsichtig, »wir sind Bundespolizei.,«
    »Natürlich«, nickte Gordon ungerührt. »Das weiß ich. Deshalb komme ich ja zu Ihnen. Da sind ein paar ungeklärte Fälle, die meiner Gesellschaft Kopfzerbrechen verursachen.«
    Langsam hatte ich genug.
    »Mr. Gordon«, sagte ich, »die Bundespolizei wird nur bei ganz klar bestimmten Kriminalfällen aktiv. Wir können und dürfen nicht für private Interessen arbeiten, auch wenn es sich um die Interessen einer der größten Versicherungsgesellschaften des Landes handelt.«
    Er rümpfte die Nase.
    »Aber, aber«, sagte er. »Wissen Sie wirklich nicht, daß die WI zu einem guten Teil der Bundesregierung gehört, also genauer: den USA? Bundesbesitz unterliegt dem besonderen Schutz der Bundespolizei. Sie sind die Bundespolizei. Folglich bin ich doch genau an der richtigen Adresse.«
    Wir mußten uns geschlagen geben. Er hatte ja recht. Wir wußten doch schon seit gestern abend, seit der Geschichte mit dem Wirtschaftsprüfer Hampshire, daß die WI zu einem großen Teil Bundesbesitz war.
    »Entschuldigen Sie, Mr. Gordon«, murmelte Phil geschlagen. »Das hatten wir ganz vergessen.«
    Gordon nickte gnädig.
    »Ich bin Versicherungsdetektiv bei der WI«, verkündete er. »Und ich habe mir die Mühe gemacht, ein paar Dinge zusammenzutragen, für die Sie sich wahrscheinlich interessieren werden. Kommen wir gleich zur Sache.«
    Er packte seine Tasche aus und einen Stapel dünner grüner Mappen auf meinen Schreibtisch. Danach brachte er doch tatsächlich einen altmodischen Kneifer zum Vorschein, hielt ihn gegen das Licht, hauchte die Gläser an und putzte sie mit einem roten Tuch, das nicht viel kleiner als ein gewöhnliches Handtuch war.
    Als der Kneifer auf der Nase saß, zog Gordon eine der grünen Mappen zu sich heran. Ich konnte auf dem Deckel die Aufschrift lesen: ZUSAMMENFASSUNG. In kleineren Buchstaben stand etwas darunter, aber das konnte ich nicht erkennen.
    »Seit dem 12. Mai«, fing Gordon an, »sind im Raume des Stadtgebietes New York sieben Fälle von Mord nicht augeklärt worden. Zwei scheiden bei näherer Betrachtung aus, da es sich dabei zweifellos um Resultate von Streitigkeiten zwischen Betrunkenen handelte, so daß man ohnehin besser von einem Totschlag als von einem Mord spricht. Immerhin bleiben fünf ungeklärte Fälle übrig. Ein bißchen viel, finden Sie nicht?«
    Ich steckte mir eine Zigarette an. Anfangs hatte ich ihn für einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher