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0315 - Wenn der Totenvogel schreit

0315 - Wenn der Totenvogel schreit

Titel: 0315 - Wenn der Totenvogel schreit
Autoren: Jason Dark
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mich waren die drei Käfige.
    Drei dicht nebeneinanderhängende Holzkäfige mit Inhalt!
    Ich konzentrierte mich auf den einen, sah eine offene Gittertür, leuchtete in den Käfig hinein und schüttelte den Kopf, weil dieser Vogel dort unwahrscheinlich aussah.
    Er besaß die körperlichen Ausmaße eines Geiers. Nur leuchtete sein Schnabel in einem blutigen Rot, und die Augen ebenfalls.
    War das der geheimnisvolle Totenvogel?
    Ich wollte es nicht glauben, dann hätte es drei davon geben müssen. Rechts und links des von mir angeleuchteten Vogels befanden sich ebenfalls noch zwei Käfige mit Inhalt.
    Als der Schein meiner kleinen Lampe die Käfige berührte, sah ich, dass es sich um die gleichen Vögel handelte. Auch sie besaßen lange Hälse, rote Schnäbel und ebensolche Augen.
    Gefährliche Geier, die, das ahnte ich, auch Menschen angriffen.
    Normalerweise ernähren sich Geier zwar von Aas, aber bei diesen hier war ich mir nicht so sicher.
    Der mittlere bewegte sich träge. Er hüpfte vor, erreichte den Rand des offenen Käfigs und sprang noch einmal ein Stück, bevor er in die Tiefe fiel.
    Ich verfolgte seinen Fall im Taschenlampenlicht. Der Geier sackte wie ein Stein, und ich rechnete schon damit, dass er auch in das Netz fallen würde, als er sich dicht davor wieder fing und die Flügel ausbreitete.
    Seine breiten Schwingen bewegten sich träge und irgendwie lustlos. Er schwebte dicht über dem Netz weiter, geriet auch in meine Richtung, so dass ich für einen Moment sein Augenpaar sah, das mich fixierte.
    Ich zog meine Beretta!
    Wenn der oder die Geier etwas von mir wollten, würde ich mich mit allem verteidigen, was ich hatte.
    Kugeln für die Geier!
    Ich grinste hart, als mir dieser Satz einfiel. Wäre schon fast ein Filmtitel gewesen.
    Über mir vernahm ich ein Klatschen. Den linken Arm schwenkte ich und sah den zweiten Vogel im Schein meiner Lampe. Er hatte soeben seinen Käfig verlassen. Wie sein Vorgänger, so schwebte auch er träge über meinem Kopf. Einmal kam er so dicht an mich heran, dass ich sogar den Windzug spürte.
    Und der dritte?
    Ich fand eine Lücke zwischen den beiden fliegenden Vögeln, leuchtete in sie hinein und sah den dritten.
    Er startete in diesem Augenblick. Wie beim ersten, sackte auch er nach unten, wobei ich damit rechnete, dass er sich wieder fangen würde, was nicht der Fall war.
    Wie ein Stein prallte er in das aufgespannte Netz.
    Davon wurde ich überrascht. Die plötzlichen Schwingungen konnte ich nicht ausgleichen, kippte nach hinten, war für einen Moment hilflos und dachte daran, dass die Geier jetzt zuschlagen konnten, wenn sie es wollten.
    Sie taten es nicht, sondern warteten ab, bis ich mich wieder gefangen und das Gleichgewicht gefunden hatte.
    Über mir schwebten sie in der Luft.
    Zwei Geier, groß mit ihren ausgebreiteten Flügeln und den roten Augen, die mich scharf beobachteten.
    Der dritte hockte im Netz. Auch er schaute mich an, und es war kein gutes Gefühl, von den drei gewaltigen Vögeln beobachtet zu werden und zu wissen, dass sie irgendwann zuschlagen würden.
    So belauerten wir uns. Dass es nicht immer so weitergehen konnte, war klar. Bald musste es entschieden werden.
    Und dann hörte ich wieder die Stimme des Barons. Woher sie kam, wusste ich nicht, jedenfalls war sie vorhanden. In regelrechtem Stereoklang drang sie von allen Seiten auf mich ein, so dass die gesprochenen Worte noch nachhallten. »Wie fühlst du dich, Polizist?«
    »Nicht schlecht!« rief ich.
    »Das freut mich«, erwiderte der Baron. Seine Stimme troff vor Hohn. »Aber es gibt da einige Dinge, die ich dir gern noch sagen wollte, bevor du stirbst.«
    »Bitte, tun Sie sich keinen Zwang an!«
    »Du weißt inzwischen, dass die Vögel meine Freunde sind. Da geht es ihnen wie den Menschen. Wenn sie einmal mit den Mächten der Finsternis Kontakt gehabt haben, kommen sie einfach nicht davon los. So ist es auch hier. Es gibt Leute, die der Hölle dienen und andere Menschen beeinflussen, dass sie ebenfalls Sklaven des Teufels werden. Mir war dies zu läppisch. Ich wollte die Tierwelt um mich herum auf die andere Seite ziehen. Das ist mir gelungen. Die Krähen gehorchen mir ebenso wie Adler, Bussarde oder die Geier, die du vor dir siehst. Sind sie nicht reizend?«
    »Ich könnte mir eine bessere Begleitung vorstellen, aber komm zum Kern der Sache. Was willst du?«
    »Langsam, Polizist, langsam. Die Geier sind meine Todesboten. Ich habe sie dazu gemacht, sie regelrecht trainiert, damit sie meinen
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