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0315 - Medusas Schreckensnacht

0315 - Medusas Schreckensnacht

Titel: 0315 - Medusas Schreckensnacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schlangennest zeigte, verschwand jäh. Sie waren im Spiegel nicht mehr zu sehen!
    Es war, als spürten die Schlangen selbst das Unheimliche dieses Vorganges. Sie verstummten. Leons Stimme wurde hörbar. Er flüsterte etwas. Worte einer uralten Sprache. Der Spiegel verdunkelte sich, wurde schwarz. Andeutungsweise waren in ihm die Umrisse einer menschlichen Gestalt zu sehen. Einer weiblichen Gestalt.
    Die Schlangen zischten wieder. Aber das Zischen kam aus dem Spiegel.
    Leon lachte heiser und zufrieden. Er zog den Vorhang wieder vor den Spiegel, trat zurück und schloß die Tapetentür. Es war vollbracht.
    »Nummer eins«, sagte er grinsend.
    ***
    Monica war wie gelähmt. Auch wenn ihre Schwester ihre Gedanken abschirmte – Monica hätte ihr »Grundmuster« wahrnehmen müssen. Das Muster, das zwangsläufig entstand, wenn ein Mensch lebte und sein Gehirn somit in Denkbereitschaft war. Dabei spielte es keine Rolle, ob dieser Mensch hellwach war, schlief oder durch Gewalteinwirkung das Bewußtsein verloren hatte.
    Von Uschi aber gab es keine Reaktion. Das Grundmuster war fort, wie ausgelöscht…
    Monica gab sich einen Ruck. Sie begann zu laufen. Ihrer Schwester mußte etwas zugestoßen sein. Vielleicht konnte Monica noch helfen, vielleicht konnte sie noch Spuren aufnehmen. Nick Parker rannte hinter ihr her. »Bleib stehen, Moni«, rief er. »Was zum Teufel ist in dich gefahren?«
    Monica konnte es ihm nicht erklären. Erstens hätte er es ihr nicht geglaubt, und zweitens verlor sie dadurch nur Zeit. Sie mußte schnell sein – entweder um noch etwas zu retten, oder um sich selbst in Sicherheit zu bringen.
    Sie versuchte, nach Leon zu greifen, seine Gedanken zu erkennen.
    Aber sein Gedankenmuster war falsch! Da waren noch Grundzüge, aber jetzt schwang etwas abgrundtief Böses darin mit, das ihr vorher nicht bewußt geworden war. Sie stöhnte auf.
    Leon – war nicht…
    »Nein!« brüllte da Nick hinter ihr auf. »So nicht! So geht das nicht…« Und als sie herumfuhr, sah sie ihn auf sich zuspringen, die Fäuste erhoben. Sie ließ sich fallen, aber Nick Parker war schneller.
    Er auch! durchfuhr es sie. Er steckt auch dahinter…
    Den Schlag, der ihr die Besinnung raubte, konnte sie nicht mehr abwehren. Ihr Körper wurde schlaff. Um Nick Parkers Mundwinkel spielte ein spöttisches, triumphierendes Lächeln, als er das nackte Mädchen vom Boden aufhob, sich über die Schulter lud und zum Haus stapfte.
    ***
    Uschi sah, wie ihr Spiegelbild sich bewegte. Aber es bewegte sich ganz anders als sie selbst! Eigentlich hätte sie optisch verkleinert sein müssen – an der Tür stehend. Aber das Bild, das ihre Gestalt zeigte, füllte den gesamten Spiegel aus.
    »Nein«, keuchte sie. »Moni…« Sie versuchte, Gedankenkontakt mit ihrer Schwester aufzunehmen. Aber es gelang ihr nicht. Da gab es eine Barriere, die nichts mehr durchließ. Sie wollte die Badtür aufreißen und nach draußen flüchten, aber der Griff ließ sich nicht bewegen! Das Bad war eine Falle!
    Entsetzt sah Uschi Peters ihr Spiegelbild an.
    Es veränderte sich.
    Uschi sah Schlangen! Schlangen, die sich wanden, Geifer spien und ihre spitzen Zähne zeigten. Sie zischelten. Zunächst waren sie durchsichtig gewesen und wurden jetzt immer klarer, immer fester und wirklicher.
    Und sie befanden sich – am Kopf der Spiegel-Uschi! Sie besaß keine Haare mehr, sondern dort ringelten sich die Giftschlangen! Wie viele mochten es sein? Zwanzig? Dreißig? Oder mehr?
    Medusa war da!
    Und Medusa stieg aus dem Spiegel hervor und kam langsam auf Uschi, ihr Original, zu!
    Die Telepathin schrie. Sie riß am Türgriff und schaffte es nicht, die Tür zu öffnen. Und dabei konnte sie den Blick nicht von der Medusa wenden, als sei sie von ihr hypnotisiert!
    Die alten Sagen fielen ihr wieder ein. Die Gorgonen, die Wesen mit dem Schlangenhaar… Medusa … Euryale … Stheno … so hatten sie geheißen, die drei Schlangenhaarigen, aber sie waren doch tot! Medusa war einst von Perseus erschlagen worden, und Tausende von Jahren später hatte Professor Zamorra Stheno und Euryale zur Strecke gebracht! Es gab doch keine Gorgonen mehr!
    Wen ihr Blick traf – wer die Schlangenhaarige sah – der sollte zu Stein werden, hieß es doch! Warum wurde sie, Uschi Peters, noch nicht zu Stein?
    Sie lebte doch immer noch und sah die Gorgone jetzt direkt vor sich! Dieses unheimliche, entsetzliche Wesen, das Uschis Körper besaß, ihr Gesicht… nur die Augen waren fremd, denn sie glühten
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