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0314 - Die schwarze Macht

0314 - Die schwarze Macht

Titel: 0314 - Die schwarze Macht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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jetzt. Er alterte immer noch, der Vorgang nahm kein Ende! Er begriff, daß er seine Planungen total umstellen mußte. Er mußte das Mädchen opfern. Das war nicht vorgesehen und warf alle seine Pläne über den Haufen. Er mußte sich anschließend nach einem anderen Kraftpotential umsehen. Dieses brauchte er nun für sich selbst, nicht für die Welt, die um ihn herum entstand.
    John Todd befand sich in der Welt der Menschen. Und die Schwärze ging mit ihm – mit einem Mann, der zusehends alterte und nicht wußte, ob er vor dem Ende seines Lebens noch schaffen würde, sich die Kraft des Mädchens zuzuführen…
    ***
    Nacht über London!
    Jill Anderson, die Stewardeß, hatte ihren freien Tag genutzt. Aber die Freizeit hatte ihr nicht viel geholfen. Sie war mit sich und ihren Gedanken allein. Niemand konnte ihr helfen, niemand ihr das Bedrückende ihres Erlebnisses abnehmen. Es erging ihr wie einigen der Passagiere, die immer noch nicht über den Schrecken hinweg waren. Denn jeder, der auch nur ein wenig Ahnung von der Luftfahrt hatte, wußte, daß die Maschine nicht heil auf dem Heathrow Airport hätte eintreffen können.
    Von den Fluggästen ganz zu schweigen. Dazu flog die Maschine einfach zu hoch.
    Jill hatte darauf bestanden, den freien Tag zu bekommen, und jetzt, am Abend, war sie nicht sicher, ob sie überhaupt noch jemals wieder fliegen würde. Sie hatte Angst davor, daß das Erlebnis sich wiederholen würde.
    Es war kein Alptraum gewesen. Es war Wirklichkeit, eine unmögliche Wirklichkeit! Warum war dieser Todd ausgestiegen, was bezweckte er, und überhaupt: wie hatte er es angestellt? Sie fand keine Erklärung, und das zerrte an ihren Nerven. Sie hatte am Abend versucht, sich mit Alkohol zu betäuben, aber das war keine Lösung, sondern brachte nur Kopfschmerzen und Übelkeit. Sie war spazierengegangen, sie hatte sich ins Gewühl der Londoner City gestürzt.
    Und immer wieder sah sie das Bild vor sich, wie an Bord der Maschine die Panik ausbrach und John Todd das Flugzeug verließ.
    Jill wohnte allein. Sie hatte keine Familie, keinen festen Freund, der hier auf sie wartete. Und einen festen Freund fand sie nicht – sie war ständig unterwegs, heute hier, morgen dort in Europa. Selten, daß sie einmal länger als zwei Wochen auf der gleichen Route flog.
    Damals, als sie den Job annahm, hatte die Lufthansa am besten gezahlt. Inzwischen wünschte sie sich, bei den British Airways eingestiegen zu sein. Da sah sie die eigenen vier Wände etwas öfter. Aber sie hatte damals anders entschieden und mußte nun damit leben.
    Vielleicht nicht mehr…
    Sie versuchte sich vorzustellen, wieder zu fliegen. Und sie konnte es nicht. Sie sah wieder das Bild vor sich, wie der Mann mit den grünlichen Lichtfingern das Flugzeug aufschnitt und ins Nichts trat.
    Nacht über London!
    Die dröhnende Musik einer Discothek verstärkte ihre Kopfschmerzen wieder, die durch den leichten Nebel den ganzen Tag über nicht so ganz gewichen waren. Sie rief ein Taxi und ließ sich in ihr Wohnviertel fahren. Gut einen halben Kilometer vorher stieg sie aus. Es wurde ihr im Taxi plötzlich zu eng. Sie wollte die letzten fünfhundert Meter zu Fuß zurücklegen.
    Es war noch vor Mitternacht. Trotzdem war die Straße wie leergefegt. Nicht einmal Autos fuhren. Das war unnatürlich. Jill ging langsamer. Als die Rücklichter des Taxis verschwunden waren, senkte sich eine seltsame Düsternis über die Straße.
    Es war kein Nebel… es war Schwärze!
    Kein Stern am Himmel… und Jill konnte plötzlich die Dächer der Häuser nicht mehr sehen!
    Was ist das? fragte sie sich. Sie glaubte, ihr Herzklopfen müsse bis zur Themse zu hören sein. Und sie war allein auf der Straße!
    Wo waren all die Menschen, die hier wohnten? Es mußten doch Lichter in den Fenstern brennen!
    Aber da brannte nichts. Die Schwärze senkte sich noch tiefer.
    Jill gab sich einen Ruck. Sie begann zu laufen, und die Absätze ihrer Schuhe klapperten unnatürlich laut über den Gehsteig. Lauf! hetzte es in ihr. Lauf, lauf, lauf! Die sonst so vertraute Straße wurde ihr plötzlich unheimlich. Eine Kreuzung… die Seitenstraße führte rechts und links in eine schwarze Wand, die alles schluckte, und auch vor ihr war alles schwarz!
    »Nein«, flüsterte sie und blieb abrupt stehen. »Ich träume doch! Ich will aufwachen!«
    Aber sie konnte es doch nicht, denn sie war wach.
    Und noch rückte die Schwärze, um Jill zu verschlingen!
    Und da war plötzlich etwas. Eine Gestalt, die leuchtete.
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