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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand
Autoren: Edgar Wallace
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abgibt. - Was ist denn das?« Er zeigte auf ein Bücherbrett neben dem Schreibtisch, das mit schwarzen Heften gefüllt war.
    »Das sind meine Privatnotizen.«
    Digby Groat lächelte maliziös.
    »Worüber machen Sie sich denn Notizen?«
    Bevor Jim ihn daran hindern konnte, hatte er eins der Hefte in der Hand.
    »Wenn Sie die Güte hätten, mein Privateigentum in Ruhe zu lassen ...« stieß Jim hervor. Er konnte sich im allgemeinen gut beherrschen, aber diese Unverschämtheit ging ihm zu weit.
    »Tut mir leid - ich dachte, alles in Salters Kanzlei hätte mit seinen Klienten zu tun.«
    »Sie sind aber nicht der einzige Klient!«
    »Was wollen Sie mit dem allen?« fragte Groat, als er die Seiten umblätterte.
    Jim stand ihm am Schreibtisch gegenüber und ließ ihn nicht aus den Augen. Auf einmal bemerkte er, daß sich das gelbe Gesicht ein wenig verfärbte und der Blick hart wurde.
    »Was bedeutet das?« fragte Groat scharf. »Was, zum Teufel, haben Sie da ...« Er brach ab, nahm sich zusammen und lachte. Aber es klang gekünstelt. »Sie sind ein prächtiger Kerl, Steele!« Er nahm seinen alten, nachlässigen Ton wieder auf. »Doch Sie sind töricht, sich über diese Dinge den Kopf zu zerbrechen.«
    Er steckte das Heft ins Regal zurück, nahm den zuoberst liegenden Pachtvertrag vom Tisch und begann ihn zu lesen.
    »Es ist alles in Ordnung«, erklärte er endlich, legte das Dokument weg und griff nach seinem Hut. »Vielleicht besuchen Sie mich einmal und essen mit mir zu Abend, Steele! Ich habe ein interessantes Laboratorium, das ich an die Rückseite meines Hauses am Grosvenor Square angebaut habe. Der alte Salter nannte mich eben Doktor!« Er lachte, als ob es ein guter Scherz sei. »Nun - auf alle Fälle, wenn Sie zu mir kommen, kann ich Ihnen einiges zeigen, was zum mindesten meinen Titel rechtfertigt.« Dann, schon in der Tür, richtete er seine dunklen Augen nochmals auf Jim. »Nebenbei bemerkt, Mr. Steele -Ihre Privatstudien führen Sie auf ein gefährliches Gebiet, und kein zweites Viktoriakreuz wird Sie für die Unannehmlichkeiten entschädigen können.«
    Behutsam schloß er die Tür hinter sich. Jim sah ihm stirnrunzelnd nach.
    Was meint er nur damit? überlegte er. Das Notizheft fiel ihm ein, das Mr. Groat in der Hand gehabt und wieder ins Regal geschoben hatte. Das Heft stand ein wenig vor, und Jim hatte sich die Stelle gemerkt. Er zog das Heft heraus, schlug die erste Seite auf und las: Einige Bemerkungen über die Bande der Dreizehn.

3
    Am Nachmittag dieses Tages steckte Jim den Kopf in Mr. Salters Büro.
    »Ich gehe jetzt zum Tee!«
    Salter schaute auf die altmodische Uhr an der gegenüberliegenden Wand.
    »Es ist gut. Sie gehen in letzter Zeit immer sehr pünktlich zum Tee, Steele! - Warum werden Sie denn rot? Handelt es sich um ein Mädchen?«
    »Nein«, rief Jim etwas zu laut und schnell. »Ich treffe zwar ab und zu eine Dame beim Tee, aber ... «
    »Machen Sie, daß Sie wegkommen - grüßen Sie sie von mir!«
    Jim mußte lachen, er eilte die Treppe hinunter und trat auf die Marlborough Street hinaus. Er beeilte sich, es war schon spät. Erleichtert atmete er auf, als er das ruhige Lokal betrat und den Tisch, an dem er gewöhnlich saß, noch unbesetzt fand. Die Kellnerin kam freudig auf ihn zu, um seine Bestellung aufzunehmen.
    »Ihre junge Dame ist noch nicht gekommen, Sir!« sagte sie beflissen.
    Es war das erste Mal, daß sie Eunice Weldon, Jims Teebekanntschaft, erwähnte, und es war ihm höchst peinlich.
    »Die junge Dame, die manchmal mit mir Tee trinkt, ist nicht meine junge Dame.«
    »Ich bitte um Verzeihung.« Verlegen kritzelte die Kellnerin auf ihrem Notizblock. »Bestellen Sie wie gewöhnlich?«
    »Ja, bitte, bringen Sie alles wie sonst.«
    In diesem Augenblick erschien eine junge Dame in der Tür. Jim erhob sich, um sie zu begrüßen. Sie war schlank, eine elegante, außerordentlich schöne Erscheinung, nach der sich auf der Straße die Männer umsahen. Sie hatte ein weißes, sanftes Gesicht, ihre glänzenden blauen Augen blitzten fröhlich. Mit ausgestreckter Hand kam sie Jim entgegen.
    »Ich bin etwas spät dran«, entschuldigte sie sich. »Wir hatten eine langweilige Herzogin im Atelier, die ich in siebzehn verschiedenen Posen aufnehmen mußte - sie sah nicht gerade schön aus, aber mit häßlichen Menschen hat man die größte Mühe.«
    Eunice Weldon arbeitete in einem bekannten Fotoatelier in der Regent Street. Jim hatte sie hier in diesem Lokal, in dem sie jetzt saßen, vor einiger
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