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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand
Autoren: Edgar Wallace
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ein Zimmer im obersten Stock geben, wo das Personal schläft, was ich natürlich abgelehnt habe.«
    »Sie soll das beste Zimmer im ganzen Haus bekommen. Sorgen Sie dafür, daß der ganze Raum mit Blumen geschmückt ist. Stellen Sie auch noch den Bücherschrank und den chinesischen Tisch in ihr Zimmer, die jetzt bei mir stehen.«
    »Und wie soll das mit dem Schlüssel werden, Sir?« fragte der Mann zögernd.
    »Meinen Sie den Schlüssel zu ihrem Zimmer?« Mr. Groat schaute auf.
    »Wünschen Sie, daß man die Tür von innen abschließen kann?«
    »Sind Sie verrückt!« fuhr Digby böse auf. »Natürlich will ich, daß man die Tür von innen verschließen kann. Bringen Sie auch einen Riegel an, wenn keiner vorhanden sein sollte.«
    Jackson hob erstaunt den Blick. Zwischen den beiden bestand ein engeres Verhältnis als gewöhnlich zwischen Herr und Diener.
    »Ist Ihnen je schon ein Mann namens Steele begegnet?« erkundigte sich Digby plötzlich.
    Jackson schüttelte den Kopf.
    »Wer ist das?«
    »Der Sekretär des alten Salter, des Rechtsanwalts. Tun Sie sich nach ihm um, beobachten Sie ihn gelegentlich, wenn Sie Zeit haben -oder nein, lassen Sie die Sache lieber Bronson machen, er wohnt ja in Featherdale Mansions.«

5
    Eunice Weldon hatte ihre wenigen Habseligkeiten gepackt, der Wagen wartete vor der Tür. Es tat ihr nicht leid, das dumpfe, unordentliche Zimmer aufzugeben, in dem sie die letzten zwei Jahre gehaust hatte. Der Abschied von der etwas nachlässigen Wirtin fiel ihr nicht schwer, und sie konnte Jim Steeles Ansicht nicht teilen, der ihre neue Stellung so unmöglich fand. Aber sie war noch jung, und eine neue Arbeit bedeutete ein unbekanntes Abenteuer.
    Sie seufzte, als sie daran dachte, daß die kleinen Gespräche beim Tee, die eine so angenehme Abwechslung in ihrem Alltag gewesen waren, nun aufhören mußten. Doch sie war überzeugt davon, daß Jim Anstrengungen machen würde, um sie wiederzusehen.
    Sie würde sicher viel Zeit für sich haben. Da kam ihr in den Sinn, daß sie nicht einmal seine Adresse wußte. Aber er kannte ja ihren Arbeitsplatz. Das beruhigte sie, denn vorher hätte sie nie geglaubt, daß sie ihn so sehr vermissen würde. Der Gedanke ließ sie nicht los - sie mußte ihn unbedingt wiedersehen.
    Das Auto hielt vor dem imposanten Portal ihres neuen Domizils am Grosvenor Square. Sie war bestürzt, als sie die vielen Diener sah, die herauskamen, um ihr behilflich zu sein. Aber es tat ihr dennoch wohl.
    »Mrs. Groat möchte Sie sehen, Miss«, sagte ein finsterer Mann.
    Sie wurde in einen kleinen Raum auf der Rückseite des Hauses geführt, der ihr recht dürftig möbliert erschien. Mrs. Groat allerdings hielt ihn bereits für luxuriös ausgestattet. Die alte Frau lehnte jeden Aufwand an Möbeln und Ausstattung ab und regte sich über die kleinste Ausgabe auf. Nur die Furcht vor ihrem Sohn hielt sie in diesen Dingen in Schach.
    Eunice war enttäuscht über die Unterhaltung. Vorher hatte sie Mrs. Groat nur im Fotoatelier und in vornehmer Kleidung gesehen. Nun saß eine alte, dürftig gekleidete Frau mit wachsgelbem Gesicht vor ihr und musterte sie feindselig.
    »Sie also sind die junge Dame, die meine Sekretärin werden soll?« fragte sie vorwurfsvoll. »Haben Sie Ihr Zimmer schon gesehen?«
    »Noch nicht, Mrs. Groat.«
    »Ich hoffe, daß es Ihnen hier gefallen wird.« Es klang eher so, als wäre das Gegenteil davon erwünscht gewesen.
    »Wann kann ich mit meiner Arbeit beginnen?« fragte Eunice, die sich in dieser Umgebung durchaus nicht wohl fühlte.
    »Sie können jederzeit beginnen.« Die alte Dame schaute sie argwöhnisch von der Seite an. »Sie sind sehr schön ...« Eunice errötete, das Kompliment klang fast wie eine Beleidigung. »Dies wird auch der Grund sein«, schloß Mrs. Groat abwesend.
    »Wofür denn?« fragte Eunice liebenswürdig. Sie hatte den Eindruck, eine Geistesschwache vor sich zu haben. Alle Lust an der neuen Stellung war schon verflogen.
    »Das gehört nicht hierher«, antwortete Mrs. Groat und entließ sie mit einem Kopfnicken.
    Das Zimmer, in das sie jetzt geführt wurde, erschien ihr über alle Maßen schön, und sie war sprachlos über diesen Luxus.
    »Sind Sie auch sicher, daß ich hier wohnen soll?« fragte sie ungläubig.
    »Jawohl, Miss«, versicherte die Haushälterin und sah das Mädchen sonderbar an.
    »Aber das ist doch viel zu prächtig für mich!«
    Der Raum wäre selbst in einem Schloß aufgefallen - kostbare Möbel, die Wände mit Brokatseide bezogen, ein
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