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0304 - Maskenball der Monster

0304 - Maskenball der Monster

Titel: 0304 - Maskenball der Monster
Autoren: Jason Dark
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ich nie zuvor gehört hatte. Diese Gegend war mir unbekannt.
    Erna Lengerich verhielt sich ruhig. Nur manchmal schob sie ihre Unterlippe vor. Dann sah es so aus, als wollte sie etwas sagen, doch sie überlegte es sich stets anders und schwieg.
    Wohin würde uns der Weg führen?
    »Wie fühlen Sie sich, Erna?« Aus dem Fond drang die ruhige Stimme des Psychologen.
    »Gut«
    »Das freut mich für Sie, Erna. Möchten Sie, daß wir eine Pause einlegen?«
    »Nein.«
    Auch ich war mit dieser Antwort zufrieden. Noch mehr Zeit wollte ich nicht verlieren.
    Allmählich breitete sich die Dämmerung aus. Die Wagen fuhren mit Licht, auch ich schaltete die Scheinwerfer ein.
    »Wir müssen gleich die Autobahn verlassen«, sagte sie plötzlich.
    Dr. Heiermann hatte ihre Worte gehört. »Wissen Sie das ganz genau, Erna?«
    »Ja.«
    Ich warf ihr einen taxierenden Blick zu. Ihre Haltung war eine andere geworden. Sie saß jetzt angespannter im Sitz, die Hände geballt, den Blick starr geradeaus gerichtet, den Mund halb geöffnet.
    Unter der dünnen Haut an ihrer linken Wange zuckte eine Ader.
    Erna schaute nach rechts, wo eine große Hinweistafel die Ausfahrt nach Dohle und Undeloh ankündigte.
    »Da jetzt!«
    Ich betätigte den Blinker und bog wenig später ab.
    »An der Querstraße links«, sagte Erna Lengerich.
    Die Straße war gut ausgebaut. Sie führte tiefer in das Gebiet der Heide hinein, und wir waren vielleicht zwei Kilometer gerollt, als Erna Lengerich anfing zu sprechen.
    »Totengrund«, sagte sie.
    Ich hob überrascht die Augenbrauen, fuhr unwillkürlich langsamer und fragte: »Was haben Sie genau gesagt?«
    »Totengrund.«
    »Das muß ein Gebiet hier in der Heide sein«, klärte mich Dr. Heiermann auf.
    »Sie selbst waren aber noch nicht dort?«
    »Nein.«
    »Fahren Sie noch geradeaus!« Erna Lengerich sprach so sicher, daß sie uns von ihren Kenntnissen überzeugte. Sie wußte genau, wo es langging, und wir konnten uns auf sie verlassen.
    Es wurde dunkler.
    Wir passierten auch kleine Ortschaften, deren Namen ich vergessen habe. Heidedörfer, nett und sauber anzusehen. Alles wirkte gepflegt, das konnten wir auch bei diesen schlechten Lichtverhältnissen deutlich erkennen.
    Es gab keine Steigungen. Flach präsentierte sich das Gelände.
    Rechts und links der Straße breitete sich die Heide aus. Die weiten Flächen wurden durch Baumbewuchs und Buschwerk aufgelockert.
    Kleine Waldstücke wirkten wie große, schattige Inseln.
    Noch herrschte ein seltsam klares Licht. Die Helligkeit des Tages lag im letzten Kampf gegen die ersten Schatten der Nacht und würde verlieren.
    »Ist es noch weit?« fragte der Psychologe.
    »Nein.«
    »Können Sie Zeiten sagen, Erna?«
    »Auch nicht. Ich spüre nur, daß wir gleich abbiegen müssen.« Sie bestätigte ihre eigenen Worte durch ein kräftiges Nicken.
    Zwei Radfahrer begegneten uns. Die Lampen ihrer Räder leuchteten wie kleine Augen, Und weiter ging die Fahrt.
    Kein Hinweis auf den Totengrund. Nur einmal hatten wir ein Schild gesehen, das auf das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide aufmerksam machte.
    Und so rollten wir weiter.
    Es zweigten des öfteren schmale Straßen oder nur Wege von der normalen Fahrbahn ab. Sie stachen wie lange, dünne Arme in die flache Landschaft hinein, um irgendwo im Dämmer verschluckt zu werden oder zu verschwinden.
    »Gleich müssen wir aber nach links«, sagte Erna Lengerich plötzlich.
    »Gebt genau acht.«
    Das tat ich auch.
    Und ich hatte Glück.
    Der Weg war so schmal, daß man ihn leicht übersehen konnte. Im letzten Augenblick drehte ich das Lenkrad nach links und zog den BMW herum. Sekunden später wurden wir schon durchgeschaukelt, denn der Boden erwies sich nicht gerade als gute Fahrstrecke.
    Die Pflastersteine machten uns zu schaffen. Die Federung wurde arg strapaziert, wir hüpften, und ich mußte zwangsläufig langsamer fahren.
    Wenn wir nicht dienstlich unterwegs gewesen wären, hätten wir diese Nebenstraßen im Naturschutzgebiet überhaupt nicht befahren dürfen.
    Nur die wenigen Anlieger durften sie benutzen.
    Obwohl ich von der Umgebung nicht viel erkennen konnte, schien mir hier der Hund begraben zu sein. Was da aus dem Licht der beiden Scheinwerfer hervorgerissen wurde, waren Büsche, seltsam kleine Bäume und ansonsten flaches Land.
    Das also war der Totengrund.
    Er schien den Namen zu Recht zu besitzen, denn Leben sahen wir so gut wie nicht.
    Was da im Licht der Scheinwerfer erschien, wirkte sehr oft unheimlich und gespenstisch.
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