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030 - Hexensabbat

030 - Hexensabbat

Titel: 030 - Hexensabbat
Autoren: Dämonenkiller
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schwierige Beschwörung, von der das Heil meiner Familie abhing.
    Der Grabhügel geriet in Bewegung; er warf Blasen, und Sandbrocken rieselten auf mich herab. Ein Riß, der rasch tiefer wurde, teilte den Hügel. Behemoths Beschwörungen wurden laut und eindringlich. Der Hügel war in einen milchigen Nebel gehüllt. Für einen Augenblick bebte die Erde. Ein lauter Krach war zu hören, so als würde Holz zersplittern, dann wurde es wieder ruhig. Der Nebel lichtete sich, und eine Rauchwolke, die immer dunkler wurde, stieg aus dem Grab auf. Ein Zischen erklang; dann schwebte ein Totenschädel heraus. Er blieb vor Behemoth in der Luft hängen, und mein Patenonkel streckte die Hand nach ihm aus.
    Der Graf hatte plötzlich wieder seinen dunklen Umhang um und trug mit magischen Zeichen bestickte Handschuhe. Er umklammerte mit beiden Händen den Totenkopf. Sein Gesicht verzerrte sich. Er drückte und schlug den Kopf und zischte Beschwörungen. Der Unterkiefer klappte plötzlich herunter, und dann schloß sich das Maul wieder. Das Klappern der Zähne des Totenkopfes war deutlich zu hören.
    Ich war mit meiner Beschwörung am Ende angelangt. Vorsichtig griff ich nach der Wachsfigur und hielt sie über meinen Kopf. Meine Hände begannen zu leuchten. Das Licht griff auf die Wachsfigur über, die sich auf einmal zu vergrößern schien. Ich zog meine Hände zurück und senkte den Blick.
    »Wo immer du bist, Rupert Schwinger, ich rufe dich zu mir.«
    Eine halbe Minute geschah nichts, dann zerplatzte die Wachsfigur, und die Luft flimmerte. Rupert Schwinger stand vor mir. Er sah so aus, als wäre er eben aus dem Schlaf gerissen worden. Sein Haar war zerrauft, und er trug nur eine Unterhose. Überrascht schaute er sich um. Schließlich fiel sein Blick auf mich. Seine Augen wurden groß, doch bevor er noch etwas sagen konnte, hob ich die Arme und lähmte ihn mit meiner Magie. Er konnte weder sprechen noch sich bewegen.
    Mein Patenonkel stieg vom Grabhügel herab und trat neben mich. Er hielt Rupert den Totenschädel entgegen. Die Kiefer des Kopfes malmten. Und dann sprach der Schädel mit Grabesstimme: »Ich verfluche das Blut meiner Familie! Alle meine Nachkommen sollen verflucht sein! Für alle Zeiten!«
    Der Totenschädel schwebte auf Rupert zu. Vor dem Gesicht seines Enkels blieb er in der Luft hängen. Die Kiefer teilten sich, die Zähne schnappten nach Ruperts Kehle. Die Haut des Jungen veränderte sich. Sie wurde kohlrabenschwarz. Das weißblonde Haar fiel ihm aus und innerhalb von Sekunden war sein Schädel kahl. Aus den Augen des Totenkopfes krochen Würmer, die auf Ruperts Gesicht herabfielen und sich wie Blutegel daran festsaugten. Die Nase des Jungen veränderte sich, wurde zu einem vogelartigen Schnabel. Immer mehr der daumendicken Würmer ließen sich auf seiner Haut nieder. Sie fraßen die Augen und nagten den Mund ab. Innerhalb weniger Sekunden war das einst so hübsche Gesicht eine blutige, kreisrunde Masse. Ruperts Körper schrumpfte langsam zusammen. Die Unterhose fiel über seine Schenkel zu Boden. Er wurde zu einem geschlechtslosen Wesen, das nur noch einen Meter groß war. Dann hörte der Schrumpfungsprozeß auf.
    »Es ist getan«, sagte Behemoth zufrieden. »Wir haben Rache genommen und hoffen, daß wir damit Asmodi, unseren Herrn, versöhnt haben.«
    Skarabäus Toth kam rasch näher. Vor dem Geschöpf, das einmal Rupert Schwinger gewesen war, blieb er stehen. Aus seinem Umhang holte er eine buntbemalte Holzmaske hervor, die er über das Gesicht des unheimlichen Geschöpfes stülpte. Jetzt waren die grauenvollen Würmer nicht mehr zu sehen. »Es ist getan, so wie es der Herr der Finsternis wollte«, sagte der Schiedsrichter der Schwarzen Familie. »Ich kann bezeugen, daß sein Wunsch erfüllt wurde. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, daß Coco Zamis ihren Fehler wiedergutgemacht hat. Rupert Schwinger wird fortan ihr Schutzpatron sein. Ab sofort wird er seinen festen Platz in der Zamis-Villa haben und der Hüter des Hauses sein.«
    Das, was einmal Rupert Schwinger gewesen war, durfte nach dem Wunsch Asmodis nicht sterben. Es mußte weiterleben und sollte mich mein ganzes Leben lang an meine Verfehlung erinnern. Das war Asmodis furchtbare Strafe. Mir krampfte sich das Herz zusammen vor Grauen. Ich hatte erwartet, daß Rupert bei der Beschwörung sterben würde – daß ihm jedoch ein solch grausames Schicksal beschert sein sollte, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich schlüpfte in meinen Umhang und wandte mich ab.
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