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030 - Die Teufelshexe

030 - Die Teufelshexe

Titel: 030 - Die Teufelshexe
Autoren: Rebecca LaRoche
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Regierungsdirektor Griesewald gesehen?«
    »Ja, natürlich — wir sind die Hinterbliebenen!«
    Lothar war entschlossen, mit der fremden Frau, die auf seltsame Weise unheimlich auf ihn wirkte, nicht mehr zu reden.
    »Dann wünsche ich Ihnen alles Gute«, hörte er die Fremde sagen. Und soviel Lothar sich auch anstrengte, er konnte ihr Gesicht hinter dem dichten schwarzen Schleier nicht erkennen. Trotzdem glaubte er, daß sie lachte.
    Eine Gänsehaut rann ihm den Rücken hinunter.
    Er sah die Frau weitergehen und hinter der Hecke einer Gruft verschwinden.
    Wo bleibt nur Ralph? dachte er. Er konnte noch nicht glauben, daß seine Mutter tot war. Er hielt sie für bewußtlos. Anatomische Kenntnisse besaß er nicht, sonst hätte er sich sagen müssen, daß das Stilett mitten in der Lunge saß.
    »Mama...«, murmelte er. Wie schwer sie ihm plötzlich wurde. Wie eine Zentnerlast lag die zierliche Frau auf einmal in seinen Armen.
    Er bemerkte unweit von sich eine Bank und wuchtete den Körper seiner bewegungslosen Mutter dorthin. Nachdem er ihn vorsichtig auf die Bank gebettet hatte, fuhr er herum. Ich muß Ralph Bescheid sagen, dachte er.
    Niemand war in der Nähe. Und Liesa Griesewald lag so auf der Bank, daß man das Stilett in ihrem Rücken nicht sehen konnte.
    Lothar rannte los.
    Kaum war er außer Sichtweite, kehrte die tiefverschleierte Frau zurück. Sekundenlang nur blickte sie zu Liesa Griesewald nieder, dann blitzte blanker Stahl auf.
    Robeli, Godolew, Vanstraaten und Griesewald. Jetzt sind es noch zwei, dachte die gnadenlose Töterin.
    ***
    Kriminalrat Baltram sah die beiden Polizeielevinnen Kitty und Martha verdrossen an, als sie in sein Büro stürzten. »Chef, wir...«
    »Ruhe!« donnerte er. »Warum, zum Teufel, platzt ihr hier so herein?«
    »Eine Sensation, Chef«, keuchte Kitty. »Heute früh wurde Regierungsdirektor Griesewald beerdigt.«
    »Und was ist daran so sensationell?« bellte er. »Tote müssen beerdigt werden. Irgendwelche Zweifel?«
    Durchaus nicht«, antwortete Martha Flanders eisig. »Seltsam daran ist nur, daß die Witwe des Toten auf dem Friedhof durch einen Stilettstich umgebracht wurde. Und dann raubte ihr jemand mittels eines scharfen Messers das rechte Ohr.«
    Kriminalrat Baltram umklammerte ungläubig die Schreibtischkante.
    »Hier, in unserer Stadt?« zweifelte er, doch er ahnte schon die Antwort.
    »Hier in unserer Stadt«, bestätigte Kitty. »Chef, vorgestern wurde nachts dieser Robeli umgebracht. Man fand seinen linken Arm in seinem Bett, und seine Frau bekam einen Nervenzusammenbruch und mußte in eine Klinik. Man fand den Torso des Mannes auf der Straße neben dem Friedhof, und sein Kopf, der vom Rumpf getrennt war, lag mitten auf einem frischen Kindergrab.«
    »Ja, ich habe den Bericht gelesen«, sagte Kriminalrat Baltram gereizt.
    »Gestern«, sprach Martha mit erhobener Stimme, und ihre schlanken Finger nahmen nervös Bleistifte und Kugelschreiber vom Schreibtisch, spielten damit und warfen sie wieder hin, »traf Egon Vanstraaten, der sogenannte Juwelenkönig aus Amsterdam, in unserer Stadt ein. Er stieg im Hotel Excelsior ab. Eine gewisse Frau Robeli meldete sich bei ihm und ging hinauf in sein Zimmer. Niemand sah sie aus dem Hotel kommen, doch als das Zimmermädchen der Etage das Bett abends bereiten wollte, bekam sie einen Schock: Vanstraaten war verblutet. Die Halsschlagader war mit einem scharfen Gegenstand durchgetrennt worden. Das linke Ohr fehlte ihm.«
    Kriminalrat Baltram preßte die Lippen aufeinander.
    Was die beiden Mädchen nicht wußte, war, daß ihm gestern die Auffindung einer Wasserleiche gemeldet wurde. Dem Mann fehlte die Zunge. Man hatte ihn als den in Rußland gebürtigen Boris Godolew identifiziert, der schon seit Jahren in der Stadt gewohnt hatte.
    »Setzt euch«, fuhr er Kitty und Martha an, »aber macht erst mal die Tür zu.«
    Dann saßen sie ihm gegenüber — mit großen, erwartungsvollen Augen und erlebnishungrigen Gesichtern.
    Eigentlich, fand er, ist dieser Fall durchaus nichts für so junges Gemüse. Selbst seine abgebrühtesten Kriminalisten versuchten, sich diese grauenhaften Fälle vom Hals zu halten.
    »Ihr seid draußen aus dieser Sache«, entschied er. »Kommissar Ecktal wird diese Fälle, die zweifellos zusammenhängen, bearbeiten.«
    »Aber der Fall Robeli gehört uns!« trumpfte Kitty auf. »Ohne Grund kann man uns den Fall nicht aus der Hand nehmen. Wir kennen unsere Rechte, Chef. Sind Sie unzufrieden mit uns?«
    »Euer Eifer geht mir
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