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030 - Die Teufelshexe

030 - Die Teufelshexe

Titel: 030 - Die Teufelshexe
Autoren: Rebecca LaRoche
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nie ein Urteil, ohne klare Beweise zu haben«, deklamierte Martha. »Denk dran, wie die uns in der Polizeischule in Psychologie getrimmt haben, Kitty.«
    Die Tür öffnete sich.
    Die Frau, die auf der Schwelle stand, sah selbst aus wie eine Leiche.
    Sie wirkte sehr hinfällig, und Kitty hatte das Gefühl, jederzeit bereit sein zu müssen, um sie ohnmächtig aufzufangen.
    »Sie sind von der Polizei?« fragte sie.
    Kitty und Martha zeigten ihre Ausweise.
    »Aber es wäre besser gewesen, ein Mann wäre gekommen«, protestierte die Frau. »Sie sind noch so jung, und Ihre Nerven...«
    »... sind äußerst gesund«, unterbrach Kitty sie. »Dürfen wir jetzt den Tatort besichtigen?«
    »Tatort...? Dort, die vierte Tür rechts — das ist das Schlafzimmer meines Mannes. Hier ist der Schlüssel. Sehen Sie selbst, was darin liegt.«
    ***
    »Natürlich, Madame!« Der Hotelportier verneigte sich tief. »Herr Vanstraaten ist heute eingetroffen. Er ist auf seinem Zimmer. Wen darf ich melden?«
    »Elsa Robeli.«
    »Ja, Madame — ich rufe sofort hinauf!« erbot sich der Portier.
    Die violett gekleidete Dame nickte kühl. Der Portier konnte kaum etwas von ihr sehen. Ihr Gesicht war unter einem dichten lila Schleier verborgen. Ihre Hände steckten in langen rosefarbigen Lederhandschuhen.
    Die Dame war sehr groß und bewegte sich zielsicher auf den Lift zu.
    Der Portier griff nach dem Telefonhörer und wählte die Zimmernummer 357.
    »Herr Vanstraaten? Frau Robeli ist auf dem Weg zu Ihnen. Ja, sie wird gleich bei Ihnen sein.«
    Er vernahm einen freudigen Ausruf und legte lächelnd den Hörer nieder. Der Juwelenkönig aus Amsterdam schien überaus froh zu sein über diesen Besuch.
    Doch der brave Mann ahnte nicht, welches Drama sich im vierten Stockwerk des Hotels abspielte.
    »Herein!« rief Egon Vanstraaten und eilte zur Tür. Er breitete beide Arme aus. »Elsa, wundervoll — laß dich ansehen... Warum hast du Rudolf nicht mitgebracht?«
    Die Dame in Lila schloß die Tür.
    »Rudolf lebt nicht mehr«, sagte sie gleichgültig.
    Das Lächeln auf dem Gesicht Vanstraatens gefror.
    »Elsa, soll das ein Witz sein?« stieß er hervor. »Nimm doch den dummen Schleier ab.«
    »Bitte, wenn du willst...«
    Die Hände in den rosefarbigen Lederhandschuhen hoben sich und lüfteten den Schleier.
    Vanstraaten taumelte zurück.
    Ein Gesicht mit einer Gummimaske sah ihn an. Für die Augen, die Nasenlöcher und den Mund waren Löcher ausgespart.
    »Wer — wer sind Sie?« ächzte er. »Sie sind nicht Elsa Robeli.«
    »Natürlich nicht«, gab die Fremde zur Antwort. Sie griff in ihre Krokodilledertasche. »Aber Sie werden sich meinen Besuch gefallen lassen müssen, Vanstraaten. Sie sind der nächste auf meiner Liste. Danach bringe ich noch drei zur Strecke, dann ist mein Gelübde erfüllt.«
    Vanstraaten fuhr mit dem Zeigefinger zwischen Hals und Kragen.
    »Ich verstehe kein Wort....«
    Die rosefarbige Hand tauchte aus der Krokohandtasche auf. Sie umspannte jetzt einen Dolch mit langer gebogener Klinge.
    »Was wollen Sie damit?« stieß Vanstraaten tonlos hervor.
    »Sie töten, was sonst?« Die Stimme der Fremden klang verächtlich. Mit ihrer freien Hand riß sie sich mit einem Ruck die Maske herunter.
    Vanstraaten schrie auf.
    Er sah in ein grausig entstelltes Antlitz. Das Gesicht der Frau sah wie ein Totenköpf aus. Waren die knochigen Schädelknochen noch von Haar, von Haut bedeckt? Schwarze Augen beobachteten ihn tückisch, der zahnlose Mund war wie ein Krater.
    Entsetzt bemerkte Vanstraaten, daß in der Mundöffnung der Maske auch noch das falsche Gebiß hing.
    »Wer sind Sie?«
    »Wer ich bin? Erinnern Sie sich an das Unglück im afrikanischen Betschuana? Es ist jetzt vierzig Jahre her — vierzig Jahre, Vanstraaten.«
    »Was soll damals geschehen sein?« ächzte Vanstraaten.
    »Ein gewisser Josse Dominique gehörte zu eurer Reisegesellschaft, erinnern Sie sich?«
    »Nein.«
    »Nein? Sie alle haben ihn gnadenlos in den Sümpfen von Okawango umkommen lassen.«
    »Ach so — den meinen Sie.«
    »Mehr haben Sie nicht dazu zu sagen, Vanstraaten? Dominique war mein Sohn.«
    Vanstraaten wich zurück. Angst packte ihn wie mit Eisenkrallen. Er spürte, wie ihn von dieser furchterregenden Frau der Hauch des Todes anwehte.
    »Was wollen Sie hier bei mir?«
    »Sie töten.«
    »Sie scherzen. Das ist unmöglich. Sie können doch nicht...«
    »Ich kann nicht?« unterbrach ihn die Frau mit erhobener Stimme. Erbarmungsloser Haß stand in ihren dunklen Augen.
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