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030 - Die Teufelshexe

030 - Die Teufelshexe

Titel: 030 - Die Teufelshexe
Autoren: Rebecca LaRoche
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»Ich habe gestern nacht Robeli hingerichtet. Vorgestern schnitt ich Godolew die Zunge heraus und stieß ihn ins Meer. Und ohne Zunge konnte er nicht um Hilfe schreien...«
    Vanstraatens Hand tastete nach dem Telefon. Die Frau war wahnsinnig! Sie gehörte in eine Anstalt.
    Fast spielerisch bewegte sich die rosefarbige Lederhand. Der Dolch surrte durch die Luft und jagte auf den wie gelähmt dastehenden Vanstraaten zu.
    Ungläubig ließ Vanstraaten es geschehen, daß sich der Dolch in seinen Hals bohrte und die Hauptschlagader durchschnitt. Eine Gegenwehr wäre auch sinnlos gewesen. Er war unbewaffnet. Und noch immer staunte er darüber, daß jemand die Absicht haben konnte, ihn, den Juwelenkönig von Amsterdam, zu töten.
    Er starb ohne Widerstand, weil er keine Phantasie besaß.
    Der schwere Mann ging in die Knie. Seine Augen brachen, und dann hing der staunende, starre und leblose Glasblick an dem Antlitz seiner Mörderin.
    Die Frau näherte sich ihm, zog langsam die Gummimaske wieder über ihr Gesicht und holte einen schwarzen Hut mit Schleier aus ihrer Handtasche. Sie setzte ihn auf und neigte sich zu dem Toten nieder. »Du bist der dritte, Vanstraaten«, sagte sie höhnisch. »Alle werden büßen, und wenn einer schon tot ist, werden seine Kinder für die Untat des Vaters bezahlen.«
    Sie knöpfte den Mantel auf, wendete ihn und zog ihn wieder an. Jetzt war der Mantel schwarz. Sie wirkte wie eine trauernde Witwe.
    Die Mordwaffe steckte sie, nachdem sie sie am Jackett des Toten gesäubert hatte, in ihre Handtasche. Dann schnitt sie dem Toten ein Ohr ab, betrachtete es angewidert und warf es in hohem Bogen aus dem offenen Fenster.
    Unbemerkt konnte sie über den Dienstbotenausgang das Hotel verlassen.
    »Jeden Tag einer«, flüsterte sie. »Vierzig Jahre habe ich darauf gewartet — vierzig lange Jahre...«
    ***
    Die Trauerpredigt des Pastors war beendet. Jetzt drängten sich alle um die Witwe und die zwei erwachsenen Söhne des Regierungsdirektors Griesewald und sprachen ihr Beileid aus.
    »... viel zu früh von uns gegangen«, hörte Liesa Griesewald die Trauergäste murmeln. »Er hat eine Lücke hinterlassen, die sich nur schwer füllen lassen wird. Immer wird er uns unvergessen sein, gnädige Frau.«
    Sie haben in einem Leitfaden für Trauernde nachgelesen, was sie sagen müssen, dachte Liesa.
    »Danke — danke...«, stammelte sie. Sie war froh, daß der dichte Schleier ihr Gesicht verdeckte, sonst hätte man ihr anmerken können, daß sie durchaus nicht so erschüttert war, wie sie sich gab.
    Aber Johann Griesewald hatte nach außen hin und seiner hohen Position wegen immer den Schein einer glücklichen Ehe wahren wollen. Vielleicht war es der letzte faire Dienst, den sie ihm erweisen konnte. Nun, wenn sie jetzt tiefe Trauer mimte, konnte er sich nicht mehr in billigen Stundenhotels mit blonden Flittchen herumtreiben. Tote sind bekanntlich für Sex völlig unempfänglich, dachte sie mit verbittertem Herzen, während man ihr immer noch die Hand schüttelte, sie in die Arme schloß und ihr immer wieder beteuerte, wie fabelhaft und aufrecht und charaktervoll der gute Johann doch gewesen war!
    Endlich war es vorüber.
    Ralph und Lothar nahmen die Mutter in die Mitte und führten sie rasch vom offenen Grab weg.
    Ralph stützte sie von rechts, Lothar von links.
    »Sag doch was«, bat Ralph. »Nun rede doch endlich, Mama.«
    »Ich...«
    Liesa Griesewald sank zusammen. Ganz schwer wurde sie in den Armen ihrer Söhne.
    »Verdammt, jetzt ist sie doch bewußtlos geworden«, fluchte Ralph. »Ich habe es die ganze Zeit befürchtet.«
    »Warte, ich hol’ Hilfe... War dieser grauhaarige Mann mit dem Kneifer nicht Arzt?«
    Ralph lief davon.
    Lothar konnte die Mutter kaum noch halten. Er wechselte die Arme und schlang den einen um den Rücken der Mutter.
    Merkwürdig, etwas Warmes rann über seine Finger! Und es fühlte sich so klebrig an.
    Voller Entsetzen drehte er den Körper der Mutter ein wenig zu sich herum.
    Ein Stilett mit langem geschnitztem Griff ragte aus ihrer schwarzen Kostümjacke.
    »Mama,..«, stammelte Lothar. Er schwankte. »Mama!« brüllte er dann.
    Ein Schatten fiel auf ihn.
    Eine tiefverschleierte Frau stand vor ihm.
    »Ja?« fragte sie mit seltsam hoher, fremdartiger Stimme.
    »Nichts«, japste Lothar. »Es ist gar nichts passiert. Meiner Mutter ist schlecht geworden. Mein Bruder holt schon den Arzt.«
    »Irre ich mich«, sprach die Fremde, »habe ich Sie nicht vorhin bei dem Begräbnis von
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