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030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen
Autoren: Edgar Wallace
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mitzumachen. Diesmal wurde er durch Mandle gefaßt, der ihm zu einer Strafe von vielen Jahren verhalf.
    Mandles Eifer hatte einen besonderen Grund. im Verlauf seiner Nachforschungen hatte er nämlich entdeckt, daß Ward mit einer auffallend schönen, liebenswürdigen Frau verheiratet war, die vom Treiben ihres Gatten nicht das geringste ahnte. Sie trug einen der falschen Namen, die sich Ward zugelegt hatte, nämlich den Namen Templeton - und sie wußte nicht, daß er sie unter falschem Namen geheiratet hatte.«
    »Templeton!« flüsterte Molly. »War es meine Mutter?«
    Socrates nickte ernst.
    »Dann ist Mr. Jetheroe . . .«
    »Ja, er ist Ihr Vater. Aber vergessen Sie nicht, Molly, daß das alles Jugendsünden waren. Er hat dafür gebüßt, und was er heute besitzt, ist ehrliches Eigentum. Ich hatte zuerst vermutet, daß er bei seinen Schwindeleien genug beiseite gebracht habe und jetzt davon lebe. Das ist aber nicht der Fall. Er hat vor Jahren von einer Tante, die von seinen Verfehlungen nichts wußte, ein beträchtliches Vermögen geerbt.«
    Molly atmete heftig, und ihre auf Socrates gerichteten leuchtenden Augen verrieten, daß sie der Vergangenheit ihres Vaters und seinen Missetaten sehr viel weniger Wichtigkeit beimaß als der Tatsache, daß ihr Vater noch lebte.
    »Ihr Vater«, fuhr Socrates fort, »der unter einem anderen Namen verurteilt worden war, wagte es nicht, seiner Gattin zu schreiben. Und nun begann Mandle, der sich in die schöne Frau verliebt hatte, ihr klarzumachen, daß ihr verschollener Gatte tot sei. Er legte ihr eine gefälschte Sterbeurkunde vor und überredete sie nach und nach, ihn zu heiraten.«
    »Also darum hat er mich gehaßt!« warf Molly ein. »Weil ich die Tochter des von ihm Betrogenen bin.«
    »Das glaube ich auch. Jedenfalls arbeitete Mandle Tag und Nacht daran, noch irgend etwas in der Vergangenheit Ihres Vaters aufzudecken. Er fand auch ein Delikt, das eigentlich durch die inzwischen erfolgte Strafe als verbüßt hätte gelten müssen; aber Mandle gab keine Ruhe, bis Ihr Vater noch eine weitere Strafe zudiktiert bekam.
    Und nun zu Stein! Vor etwa zwanzig Jahren hatten Mandle und er den Entschluß gefaßt, ihren Abschied zu nehmen. Sie galten als vermögende Männer, denn es war bekannt, daß sie erfolgreich an der Börse spekuliert hatten. Allerdings hatte ihnen ihre Beziehungen zu ein paar anrüchigen Maklern auch einen Verweis eingetragen.
    Beide kauften sich nach ihrem Abschied in Hindhead an, besuchten einander und pflegten gute Freundschaft. Doch ganz allmählich begann einer dem anderen zu mißtrauen und ihn zu fürchten. Vor ungefähr sieben Jahren stellte Mandle als erster Fallen auf, brachte Alarmklingeln an und baute elektrisch funktionierende Türverschlüsse ein. Stein folgte bald seinem Beispiel und sicherte sich mit ähnlichen Maßnahmen. Zur Krise kam es, als Stein religiös wurde. Vielleicht ist es euch bedeutungslos erschienen, daß Stein in der Erweckungsversammlung in Goldaming eine Ansprache halten wollte; aber gerade diese Absicht war es, die Mandle in derartige Furcht versetzte, daß er beschloß, Stein noch vorher zu töten.«
    »Das mußt du uns erklären, Soc«, bat Lexington.
    »Bei diesen Erweckungsversammlungen ist es üblich, daß die Teilnehmer öffentlich ihre Sünden bekennen. Es ist eine Form religiöser Exaltiertheit, sich selbst zu erniedrigen und zu beschuldigen. Mandle war entsetzt bei dem Gedanken, daß auch Stein vortreten und ihr gemeinsames Geheimnis preisgeben würde. Ich persönlich bin allerdings überzeugt, daß Stein nichts dergleichen beabsichtigte; wahrscheinlich hat er seine religiösen Neigungen nur betont, um Mandle Angst einzujagen.«
    Lexington fragte erstaunt: »Aber warum dann seine Einladung an uns?«
    »Diese Einladung hat mich gleich außerordentlich überrascht«, fuhr Socrates fort, »um so mehr, als Mandle nie ein gastfreundlicher Mensch gewesen ist, schon gar nicht einem relativ Fernstehenden gegenüber. Jetzt allerdings ist mir das Motiv vollkommen klar. Ich sollte ihm ein einwandfreies Alibi verschaffen! Wenn ich vor Gericht aussagte, daß ich Augenzeuge gewesen sei, wie Mandle wegen seines Rheumas ins Bett getragen werden mußte - wer hatte ihn da wohl verdächtigen können, Bob Stein gehängt zu haben?«
    »Gehängt . . ,? Hätte er das geplant?« fragte Weldon ganz verblüfft.
    Socrates nickte.
    »Beide Männer hatten sich für Notfälle ein Verständigungssystem ausgedacht, das sie vom Telefon unabhängig machte,
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