Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Antike schwärmte, und nur dem heftigen Widerstand der Mutter verdankte es der zweite Sohn, daß er nicht als Aristophanes durchs Leben ging.
    »Wenn der Familienname eines Kindes Smith ist, meine Liebe«, hatte Smith senior sehr richtig erklärt, »so sollte etwas Auffallendes, etwas Außergewöhnliches davor stehen!«
    Schließlich hatten sich die Eltern darauf geeinigt, ihren jüngeren Sohn Lexington zu nennen, da der Junge in Lexington Lodge geboren war.
    »Ich ströme über von weisen Worten?« wiederholte Soc Smith schmunzelnd. »Hier hast du noch eins: Vertrauliche Nähe ist gefährlicher als Schönheit!«
    Lex starrte ihn verständnislos an. »Was meinst du damit?«
    »Nun, Mandles Tochter ist ein reizendes Mädchen, und du wirst drei Tage mit ihr im gleichen Haus leben!«
    »Blödsinn!« entgegnete der junge Mann etwas formlos. »Ich verliebe mich nicht in jedes Mädchen, das mir begegnet.«
    »Viele sind dir ja auch noch nicht begegnet.«
    Später am Vormittag unterbrach Lex sein Packen, um in das Schlafzimmer seines Bruders zu schlendern. Socrates hatte Schwierigkeiten, alle seine Sachen in einem einzigen, reichlich schäbigen Handkoffer unterzubringen, und fluchte ausgiebig.
    »Warum willst du denn dein Mikroskop mitschleppen?« nörgelte Lex mit einem unzufriedenen Blick auf den braunen Holzkasten. »Es ist doch sehr unwahrscheinlich, daß du in Hindhead auf einen Mörder stößt.«
    »Man kann nie wissen.« Socrates' Stimme klang hoffnungsvoll. »Packe ich es nicht ein, so wird sich sicherlich etwas ereignen. Nehme ich es aber mit, haben wir vermutlich ein friedliches Wochenende.«
    Lex fiel wieder ein, warum er seinen Bruder aufgesucht hatte.
    »Was für eine Art Mensch ist Mandle eigentlich?«
    »Er war ein ausgezeichneter Kriminalbeamter. Es ist zwar nicht leicht, mit ihm umzugehen, aber als er den Dienst auf der Höhe seiner Laufbahn quittierte, verlor die Polizei einen tüchtigen Mann. Er nahm damals gemeinsam mit Stein den Abschied, der ganz in seiner Nähe wohnt - äh, sozusagen in Steinwurfweite.«
    »Schwacher Witz!« bemerkte sein kritisch veranlagter Bruder.
    »War Stein gleichfalls Inspektor bei der Kriminalpolizei?«
    »Nur Sergeant«, antwortete Socrates. »Die beiden waren unzertrennlich. Als Mandle seinerzeit an der Börse zu spekulieren begann, tat Stein dasselbe, und sie heimsten eine Menge Geld ein. Mandle machte übrigens gar kein Geheimnis daraus. Er erklärte dem Chef, daß er nicht zwei Tätigkeiten gleichzeitig nachgehen könne, und daß er daher den Entschluß gefaßt habe, den Dienst an den Nagel zu hängen.«
    Prüfend hielt Socrates Umschau, ob noch etwas einzupacken sei, und fuhr dann fort: »Es ist möglich, daß auch Enttäuschung und Unzufriedenheit zu diesem Entschluß beigetragen haben. Mandle brannte damals darauf, Deveroux zu fassen, der den Raub in der Lyoner Bank ausgeführt hatte. Der entwischte ihm aber und entkam nach Südamerika. Außerdem gab es noch einen oder zwei Fälle, die ihm daneben gingen und ihm einen inoffiziellen Verweis vom Chef einbrachten. Nichtsdestoweniger ging es dem Alten sehr gegen den Strich, als Mandle ausschied ... Auch Stein war ein ganz gescheiter Bursche, und so verlor der Yard zu einer Zeit, als er keinen Mann entbehren konnte, zwei wirklich tüchtige Leute auf einmal.«
    »Drei, alter Knabe!« verbesserte Lex und versetzte seinem Bruder einen freundschaftlichen Rippenstoß. »Du bist doch auch etwa zur gleichen Zeit ausgetreten!«
    »Das schon!« meinte Socrates obenhin. »Aber ich zähle nicht mit.«

2
    ›Waldfrieden‹, Mandles Haus, lag sehr schön am Abhang eines Hügels. Vier Morgen mit Kiefern und Stechginster bewachsenes Land umgaben das Gebäude so dicht, daß es vom Weg aus unsichtbar blieb. Die nächste Ortschaft Hindhead befand sich eine Meile entfernt, und von den sanft abfallenden Rasenflächen seines Besitzes konnte John Mandle weite Strecken einer anmutigen Landschaft überblicken.
    Er saß, ein warmes Fell über den Knien, im Wohnzimmer und starrte verdrossen durch die Terrassentür ins Grüne. Mandle war ein grimmiger grauhaariger Mann mit energischem Gesicht und kantigen Kinnbacken, dessen düsteres Wesen seine Umgebung zu überschatten schien.
    Ein junges Mädchen, das mit der Post hereinkam, blieb schüchtern neben ihm stehen, während er die Briefe las.
    »Kein Telegramm von Smith?« knurrte er.
    »Nein, Vater.«
    Socrates Smith hatte nicht übertrieben, als er Molly Templeton reizend genannt hatte. In Gegenwart
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher