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030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen
Autoren: Edgar Wallace
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worden.
    Am nächsten Morgen fuhren Stein und ich nach Devonshire - Unkosten spielten keine Rolle, da die Bank von Lyon für alles aufkam. Es war bitterkalt. Stein war wütend über diese Reise ins Ungewisse, die besonders in den zugigen Wagen der Nebenstrecke nach Ashburton äußerst unbequem war. In Ashburton stellten wir fest, daß ein Herr, auf den unsere Beschreibung paßte, tags zuvor in einem Einspänner zu einem Haus am Newton-Abbat-Weg gefahren war. Weitere Nachforschungen ergaben, daß es sich um unseren Mann handelte. Es sei ein Franzose, lautete die Auskunft, der das Grundstück vor drei Jahren ge kauft und eine Menge Geld ausgegeben hatte, um eine hohe Mauer rings um das Haus aufführen zu lassen. Natürlich war seine Absicht, vor der Außenwelt abgeschirmt zu sein, er hatte aber nicht bedacht, welches Aufsehen das ungewöhnliche Bauwerk erregen mußte.
    Allerdings war die Mauer für Ashburton nur ein Neun-Tage-Wunder gewesen, und das Städtchen dachte längst nicht mehr an den Franzosen und seine exzentrische Mauer. Uns aber bot sie ein unbequemes Hindernis.
    Ein kalter Nordwest blies uns den mit Graupeln vermischten Regen ins Gesicht, als wir uns an diesem 27. Februar zum ›Pfuhl im Moor‹ aufmachten - zu Fuß, um möglichst unauffällig zu bleiben. Es war ein mühevoller Marsch, bis das düstere Gebäude, abgeschnitten von der übrigen Welt, vor uns auftauchte. Die Mauer war in der Tat außerordentlich hoch und das Tor so dick und schwer, daß es jeder Gewaltanwendung getrotzt haben würde. Also mußten wir es überklettern! Auf Steins Schultern stehend, vermochte ich gerade noch den oberen Rand der Mauer zu fassen. Bob schob seine Hände unter meine Füße und hob mich hoch, so daß ich endlich mit Mühe und Not auf die Brüstung gelangte. Mein Versuch, auch ihn heraufzuziehen, scheiterte, da meine Arme nicht weit genug herunterreichten.
    Wir hatten uns die Mauer gegenüber dem Tor ausgewählt, und augenscheinlich befand ich mich jetzt gegenüber der Rückseite des Hauses, aus dessen Schornstein leichte Rauchwölkchen aufstiegen. Mein Sprung von der Mauer gelang ohne Unfall. Vorsichtig schlich ich mich zum Tor, in dem glücklicherweise der Schlüssel steckte, und ließ Stein herein.
    Zu unserer Überraschung war die Haustür nur angelehnt. Als wir leise die unbeleuchtete Diele betraten, drang aus dem Zimmer zur Rechten Tellerklirren. Ich riß die Tür auf und trat über die Schwelle.
    Vor der Schmalseite des Tisches saß ein Mann. Er rauchte eine lange, dünne Zigarre, die er bei unserem Eintritt langsam auf die Tischkante legte, und richtete sich halb auf.
    ›Ich verhafte Sie, Deveroux, sagte ich auf Französisch, ›wegen Unterschlagung und Diebstahls‹.
    Kaum waren die Worte ausgesprochen, als es krachte: Deveroux fiel mit blutüberströmtem Gesicht vornüber auf den Tisch und, bevor wir ihn erreichen konnten, weiter seitwärts auf den Fußboden. Und nun erst bemerkte ich, daß der ganze Tisch von Päckchen mit französischen Banknoten bedeckt war . . .
    Stein hatte früher als ich den Revolver gesehen und war mit einem Fluch auf den Franzosen zugesprungen, um ihm die Waffe aus der Hand zu reißen. Jetzt fluchte er noch grimmiger, denn es ist nicht rühmlich für einen Beamten, wenn der Mann, den er verhaftet, Zeit findet, sich vor seinen Augen zu erschießen.
    ›Eine verdammte Geschichte‹ hatte Stern geknurrt. ›Der arme Teufel ist hinüber!‹ Dann gewahrte auch er die Banknoten, nahm eines der Päckchen auf, über welches das Blut des Sterbenden geflossen war, und legte es auf den Tisch zurück.
    Lange Zeit starrte er das Geld an ... hob endlich den Blick, und unsere Augen begegneten sich.
    ›John‹, begann er langsam, ›John, dort liegt beinahe eine Million Pfund. Niemand weiß, daß wir zum ›Pfuhl im Moor‹ gegangen sind, und was Deveroux anbelangt, so wird sich niemand um ihn kümmern‹ Wir setzten uns an den Tisch, um die Sache genau zu Überlegen. Dann durchsuchten wir das Haus, und der Anblick zweier von den Arbeitern zurückgelassener Säcke mit Kalk brachte mich auf einen Gedanken. Wir beschlossen, Deveroux' Leichnam beiseite zu schaffen und nichts über ihn oder seinen Selbstmord verlauten zu lassen. Zuerst hatten wir an den Garten gedacht, aber vergrabene Dinge spielen einem oft den Streich, gelegentlich wieder zum Vorschein zu kommen.
    Dann schlug Stein den Keller vor. Ein glücklicher Zufall half uns - als wir die Wände prüften, klang eine Stelle hohl, so daß wir
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