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03 - Sinnliche Versuchung

03 - Sinnliche Versuchung

Titel: 03 - Sinnliche Versuchung
Autoren: Samantha James
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Vorsichtig öffnete sie erst ein Auge, dann das zweite. Um sie
herum war es dunkel. Sie bewegte sich, mit dem Erfolg, dass ihr ein
messerscharfer Stich durch den Kopf fuhr. Aufstöhnend fiel sie wieder in die
Bewegungslosigkeit zurück. Was im Himmel ... ?
    Stück für Stück
versuchte sie sich an das Geschehen auf der Landstraße zu erinnern. Ihre
Gedanken kamen nur mühsam voran, so als ob man durch nassen Sand stapfte. Das
Aufschimmern von Pistolenläufen wurde vor ihrem geistigen Auge sichtbar. Sie
erinnerte sich an den plötzlichen Ruck der Kutsche, wie sie mit den Händen Halt
suchte.
    Dann war nichts
mehr.
    Aber jetzt befand
sie sich hier, an diesem fremden Ort.
    Dann sah sie ihn,
die Elster.
    Er beobachtete sie.
    Sie spürte
förmlich, wie sich ihr die Haare im Nacken sträubten. Wie sich Schweißperlen
auf der Oberlippe bildeten. Angestrengt versuchte sie etwas durch die verschwommenen
Schatten zu erkennen. Nicht eine einzige Kerze spendete Licht, nur die
erlöschende Asche eines Feuers warf einen matten Schein. Julianna wurde von
einer unangenehmen Unruhe gepackt. Zwei Dinge Fielen ihr sofort auf. Seine
Silhouette war merkwürdig, stellte sie fest. Die Schultern waren unregelmäßig
und verwachsen -großer Gott, er hatte einen Buckel!
    Dies ... und das
Fehlen seiner Maske.
    Bei seinem Anblick
zog sich ihr Magen krampfhaft zusammen. Trotzdem zwang sie sich, ihn genauer
anzuschauen. Zu dumm, sie konnte nicht anderes ausmachen, als einen schmalen
Nasenrücken und eine geschwungene Augenbraue. Die Szenerie schien einem
Albtraum entsprungen. Sie nahm nichts als dunkle Schatten wahr, die mit ihm von
einem Winkel zum anderen zogen, als ob sie ihn verbergen wollten. Dann wandte
er sich um und blickte sie an. Unter den dichten schwarzen Brauen schimmerten
die Augen im Dunkeln auf, golden und glühend ... die Augen des Teufels, eines
Dämons, so wie es Mrs Chadwick vorausgesagt hatte, fiel es Julianna ein.
    Er trat näher.
    Beim Anblick dieser
Augen fröstelte sie. Zu den rhythmischen Hammerschlägen in ihrem Kopf gesellte
sich jetzt das rasende Pochen ihres Herzens. Die Gedanken wanden und verdrehten
sich wie knorrige Äste im Wald. Wie ein schwarzes Ungeheuer lauerte er über
ihr.
    »So. Sie sind
aufgewacht, Mistress.«
    Mistress. Nicht Mistress,
dachte Julianna streitsüchtig. Die Lippen öffneten sich. Sie befeuchtete sie
mit der Zunge, um ihm das zu sagen, aber die Zunge war schwer und plump.
    »Versuchen Sie
nicht zu sprechen«, ertönte seine Stimme. Leise und tief, fast melodiös. »Sie
haben einen ganz schönen Sturz hinter sich. Wie ein Ball bei einem Kinderspiel
hat es Sie hinuntergewirbelt.«
    Eine freundliche
Ermahnung? Und das von einem gefürchteten Straßenräuber? »Gehen Sie zur Hölle,
da wo Sie hergekommen sind«, hörte sie sich murmeln.
    Und sie zahlte
dafür. Oh, wie sie dafür büßte! Ein teuflischer Schmerz schoss von einer Seite
des Kopfes zur anderen und wieder zurück. Sie verkniff sich das Aufstöhnen. Ihr
war kalt und klamm und elend bis auf die Knochen.
    »Edle Worte, Madam.
Aber ich glaube, von der Hölle haben Sie keine Ahnung.«
    Julianna wollte ihm
widersprechen, aber sie hatte nicht die Kraft dazu. Die Augen fielen ihr zu und
die Welt um sie versank. Dunkelheit und Verwirrung machten sich breit und sie
merkte, wie sie wieder das Vergessen umfing. Vergeblich kämpfte sie dagegen an.
Aus weiter Ferne spürte sie, wie das Bett an der Seite einsank.
    »Nein.« Der leise Protest
kam von ihr.
    »Es ist alles gut.
Ich werde Ihnen nichts tun.«
    Mit aller Kraft
versuchte sie noch etwas zu sagen. Aber Körper und Verstand verweigerten ihr
den Gehorsam. Und dann streckt sich dieser schwere kräftige Mann neben ihr
aus. Sie war entsetzt. Wieder musste sie daran denken, was Mrs Chadwick gesagt
hatte. Er ist fähig, uns in unseren Betten zu ermorden. Das war unmöglich,
beschied sie. Neben ihr - einer waschechten Jungfer - würde nie ein
Mann im Bett liegen ... vor allem kein gewöhnlicher Mann, höchstens ein gefährlicher
Straßenräuber.
    Ein Buckliger,
dachte sie schaudernd.
    Also musste es ein
Traum sein. Ja, ein Albtraum! Wenn sie aufwachte, würde alles wie ein Spuk verschwunden
sein.
    Als sie erwachte,
strahlte die Sonne in jeden Winkel der Hütte. Das goldene Licht war
überraschend wohltuend und sie fühlte sich einigermaßen erholt. Vorsichtig
bewegte sie den Kopf. Diesmal blieb der stechende Schmerz aus und sie öffnete
die Augen.
    Sie hörte das
Platschen von Wasser. Ihr Blick
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