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03 - Sarggeflüster

03 - Sarggeflüster

Titel: 03 - Sarggeflüster
Autoren: Kimberly Raye
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wirklich auf gar keinen Fall näher eingehen).
    Jedenfalls war ich nicht wild darauf, in irgendeiner gerade aktuellen Talkshow meine Probleme diskutieren zu müssen, also hielt ich über diese Fantasie lieber den Mund. Außerdem kippte meine Mutter sowieso schon Valium in ihr AB negativ, wegen meinem jüngsten Bruder, Jack, und seiner bevorstehenden Hochzeit mit einer menschlichen Frau. Warum sollte ich etwas so Gutes ruinieren und diese ganze mütterliche Missbilligung wieder auf mich ziehen?
    „Haben Sie denn versucht, mit ihm in Kontakt zu treten?“ Ich nickte. „Er antwortet nicht. Entweder kann er nicht antworten oder ich mache irgendwas falsch.“
    „Konzentrieren Sie sich auch richtig? Projizieren Sie?“
    Ich nickte. „Ja. Ich denke schon.“ Auf seinen genervten Blick hin fügte ich hinzu: „Ich war noch niemals vorher mit jemandem gedanklich verbunden.
    Das heißt also, ich lerne immer noch.“
    „Dann versuchen Sie es weiter. Inzwischen werde ich sehen, was ich hier sonst noch rausfinde.“ Er zog eine Karte aus der hinteren Hosentasche. „Hier ist meine Handynummer. Rufen Sie mich an, wenn er sich wieder meldet.“
    Ich entnahm meiner Handtasche eine Visitenkarte von Dead End Dating und gab sie ihm. Er stopfte sie sich in die Tasche.
    „Ich melde mich, wenn ich was finde“, sagte er.
    „Oder wenn Sie sich einsam fühlen.“
    Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht, und mein Herz schlug ein klitzekleines bisschen schneller. „Das ist die grauenhafteste Anmache, die ich je gehört habe.“
    Ich schrie meinen Hormonen ein deutliches Haltet die Klappe! zu und runzelte die Stirn. „Ich will Sie doch nicht anmachen. Ich habe eine Partnervermittlung; es ist mein Job, einsamen Männern und Frauen auf der ganzen Welt zu helfen.
    Also“, ich musterte ihn, „sind Sie's?“
    „Bin ich was?“
    „Einsam.“
    „Nein.“
    „Sind Sie verheiratet?“ „Nein.“
    „Haben Sie eine Freundin?“ „Nein.“
    „Einen Freund?“ „Nein.“
    „Eine aufblasbare Puppe, die Ginger heißt?“
    Er schüttelte den Kopf. „Sie reden wirklich viel.“
    „Das gehört zum Job. Sicher arbeiten Sie nicht die ganze Zeit.“
    „Doch, eigentlich tu ich genau das.“
    „Sie sollten wirklich mehr unter die Leute kommen. Denken Sie doch nur an all die wunderbaren Erfahrungen, die Sie verpassen.“ Er warf mir einen Blick zu, der deutlich ausdrückte: Halt endlich den Mund! „Okay. Schön. Aber denken Sie an all die wirklich scharfen Frauen, die Ihnen entgehen. Jetzt erzählen Sie mir bloß nicht, Sie mögen keine Frauen.“
    „Doch ... gelegentlich. Aber ich bin nicht daran interessiert, mit einer auszugehen.“
    „Das sagen sie alle. Aber früher oder später schlägt die Einsamkeit bei jedem zu, und dann tut man etwas Verzweifeltes, Extremes. In der einen Minute siehst du noch friedlich fern, und in der nächsten surfst du durch diverse Chatrooms im Internet und schaust dir die Profile auf MySpace an. Und am Ende hast du einen schmutzigen kleinen Chat mit einer heißen schwedischen Tussi namens Inga.“ Ich gab ein missbilligendes Geräusch von mir. „Tragisch.“
    „Wieso?“
    „Weil Inga in Wirklichkeit ein fünfhundert Pfund schwerer Japaner mit Bierbauch und Hühneraugen ist. Aber davon haben Sie keine Ahnung, weil er all diese heißen Fotos auf seiner Website hat, und deshalb beginnen Sie einen tiefgründigen, bedeutungsvollen Austausch von Nachrichten, nur damit Ihnen am Ende das Herz gebrochen wird, wenn Sie die Wahrheit herausfinden. Sie tragen dann Narben davon, die Sie Ihr ganzes Leben lang nicht mehr loswerden. Sie haben Angst davor, irgendjemandem zu vertrauen.
    Sie mutieren zum Einsiedler und legen sich ein paar Dutzend Katzen zu.
    Eines Tages findet man Sie mit dem Gesicht nach unten im Katzenklo. Tot.
    Allein.“
    Er blickte mich eine ganze Weile an. „Funktioniert diese Geschichte normalerweise?“
    „Für gewöhnlich schon. Manchmal erzähle ich sie mit Hunden statt mit Katzen. Oder mit Gartenzwergen. Aber Sie sehen nicht so aus, als ob Sie sich fürs Gärtnern interessieren.“
    Er grinste und schüttelte den Kopf. „Rufen Sie mich an, wenn Sie noch mal von ihm hören, okay?“
    Ich nickte. Nicht dass ich vorhatte, untätig herumzusitzen, auf Ty zu warten und mir Sorgen zu machen. Ich war nicht besonders gut im Sorgenmachen.
    Ganz im Gegenteil, ich würde Eigeninitiative zeigen; ich würde ihm pünktlich zu jeder vollen Stunde eine Nachricht senden, und die restliche Zeit über würde ich
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